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Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth

Titel: Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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hätte?«
    Roh hob den Kopf. Entsetzen stand in seinem Blick, ein tiefes, fernes Entsetzen. »Beschwöre jene Dinge nicht herauf! Sie kommen in der Nacht zu mir. Und ich kann mir nicht vorstellen, daß du die Antwort auf diese Frage wirklich hören willst.«
    »Wenn du – jene Dinge träumst: wie ist dir dabei denn zumute?«
    »Roh haßt die Träume.«
    Vanye erschauderte und bemerkte den wilden Ausdruck auf Rohs Gesicht, den Zwiespalt, der dort offenbar wurde. Wieder ließ er sich am Bachufer nieder, und eine Zeitlang verschränkte Roh die Arme wärmend vor seiner Brust und bebte wie ein Mann im Fieber. Das Zittern hörte schließlich auf, und die dunklen Augen, die seinem Blick begegneten, waren wieder intakt, fragend, spöttisch.
    »Roh?«
    »Ja, Cousin.«
    »Gehen wir weiter!«
    Sie folgten dem Ufer, das in Shathan so gut wie eine Straße war – zuverlässiger als die Pfade, denn im Wald lagen alle menschlichen Siedlungen nahe am Wasser. Zuweilen kamen sie nur langsam voran, denn der Weg war zugewachsen, und an einigen Stellen neigten sich die Bäume weit über den Flußlauf oder wuchsen dicht am Wasser, oder umgestürzte Stämme bildeten Dämme und ließen das Wasser noch ansteigen. So hungrig sie waren, Mangel an Wasser litten sie nicht. Außerdem gab es Fische im Fluß, die sie hätten fangen können, wenn sie sich die Zeit dazu genommen hätten: Fisch ist bei den Kurshin als Nahrungsmittel nicht gerade beliebt, aber Vanye war nicht mäkelig, und Roh hatte schon ganz andere Dinge durchgemacht.
    Gefolgt von Roh, humpelte Vanye dahin, ohne ein Wort darüber zu verlieren, wie er sich orientierte, was Roh allerdings erraten mochte; er hatte sich einen Stock verschafft und stützte sich beim Gehen darauf, obwohl ihm im Augenblick weniger das Knie Ärger machte als die anderen Wunden, die den größten Teil seines Körpers bedeckten und zuweilen so schlimm schmerzten, daß ihm Tränen in die Augen stiegen – ein alles erfassendes, endloses Leid, das ihm jetzt auch noch die fiebrige Hitze zu bringen begann.
    Gegen Mittag ließ er sich zu Boden sinken und schlief ein, ohne überhaupt zu merken, was er da tat. Schließlich kam er wieder zu sich, auf dem Boden liegend, und entdeckte Roh in seiner Nähe schlafend. Er stand auf, schüttelte Roh, und die beiden standen auf und setzten ihre Wanderung fort.
    »Wir haben zu lange geschlafen«, sagte Roh und blickte besorgt zum Himmel auf. »Der Nachmittag ist schon bald zu Ende.«
    »Ich weiß«, antwortete Vanye nicht minder bedrückt. »Wir dürfen nicht nochmal Rast machen.«
    Er beeilte sich, so gut er konnte und überwand sich mehrere Male dazu, laute Pfiffe auszustoßen, die so klingen sollten wie Lellins Signale. Aber niemand antwortete. Wild ließ sich nicht blicken und auch kein Vogel zwischen den Bäumen, als wären sie in diesem Teil Shathans die einzigen Lebewesen.
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waren nicht in der Nähe – oder wenn sie es waren, zogen sie es vor, stumm und unsichtbar zu bleiben. Roh merkte es auch; wenn Vanye sich umblickte, fiel ihm auf, daß Roh nervös in die Runde blickte. Aber auch Vanye fühlte sich unbehaglich. Sie wanderten hier durch einen Wald, der ein ganz unnatürliches Gesicht zur Schau stellte.
    Schließlich erreichten sie einen alten Baum, der von einer weißen Schnur umgeben war. In der Mitte war er verfault; offenbar hatte hier ein Blitz sein Werk getan.
    »Mirrind!« rief Vanye, und sein Pulsschlag beschleunigte sich, denn urplötzlich wußte er, wo sie waren, an welchen Ort der Bach sie geführt hatte.
    »Was ist das?« fragte Roh.
    »Ein Dorf. Du müßtest es eigentlich kennen. Die Shiua haben einen seiner Bewohner ermordet.« Im nächsten Augenblick bereute er diese Worte, denn beide waren sie am Ende ihrer Kräfte und ihrer Möglichkeiten, und er wollte sich mit Roh nicht streiten. »Komm! Wir müssen aber vorsichtig sein.«
    Er suchte den ausgefahrenen Weg und fand ihn verborgen hinter Dickichten. Er humpelte so schnell er konnte, denn die Nacht näherte sich schnell. Von dem Dorf ausgehend, hatte er vielleicht die Chance, Merirs Lager zu finden – aber er war sich des Weges nicht mehr sicher, außerdem mußte er damit rechnen, daß Merir sein Lager aufgehoben und die Gegend verlassen hatte, selbst wenn er die Stelle finden konnte. Vor allen Dingen kam es ihm darauf an, die
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endgültig hinter sich zu bringen, ehe die Dunkelheit erneut über sie hereinbrach.
    Zwischen den Bäumen machte er plötzlich die Helligkeit einer Lichtung aus, und

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