Morgaine 3 - Die Feuer von Azeroth
zu.
»Ich bin Tirrhen«, sagte der
qhal.
»Mein
khemeis
ist Haim. Wir führen euch weiter.«
»Nhi Vanye und Chya Roh«, antwortete Vanye. »Wohin?« Der
qhal
zuckte die Achseln. »Kommt!«
»Du bist immerhin höflicher als der letzte«, sagte Roh, ergriff Vanyes Arm und half ihm hoch.
»Es waren Mirrinds Wächter«, erwiderte Tirrhen. »Könnt ihr von diesen Wächtern Freude und Entgegenkommen erwarten?«
Daraufhin wandte sich Tirrhen um und verschwand, wonach Haim eine Zeitlang ihr Begleiter war. »Still«, sagte der
khemeis,
als Roh etwas sagen wollte; mehr war von ihm nicht zu hören. Bis auf kurze Unterbrechungen, wanderten sie den ganzen Tag lang, und bei einer Rast gegen Mitte des Nachmittags warf sich Vanye zu Boden und lag eine Weile reglos da, bis er wieder zu Atem gekommen war. Die Umwelt verschwamm vor seinen halb geschlossenen Augen.
Roh berührte ihn an der Hand. »Zieh die Rüstung aus. Ich trage sie. Sonst schaffst du es nicht.«
Vanye wälzte sich auf den Rücken und begann die Schnallen zu öffnen, wobei Roh ihm half. Der
khemeis
sah zu und bot den beiden schließlich zu essen und zu trinken an, obwohl sie schon zur Mittagsstunde ein wenig zu sich genommen hatten.
»Wir haben Pferde bestellt«, sagte Haim. Vanye nickte erleichtert.
»Es gibt keine Nachricht darüber, was aus unseren Leuten geworden ist?« versuchte es Vanye noch einmal.
»Nein. Soweit wir wissen, nicht. In diesem Teil Shathans wissen wir ansonsten über alles Wichtige Bescheid.«
»Aber andere könnten an anderen Orten Kontakt haben?«
fragte er hoffnungsvoll, doch Haims ernster Blick machte solche Hoffnungen gleich wieder zunichte.
»Was wir an Neuigkeiten erfahren haben, ist nicht günstig,
khemeis.
Ich verstehe deinen Kummer. Ich habe schon zuviel gesagt. Wandern wir weiter.«
Vanye kam der Aufforderung mit Rohs Hilfe nach. Das Fehlen der Rüstung erleichterte ihn sehr. Er hielt bis zum Beginn der Dunkelheit durch, aber dann war er am Ende seiner Kräfte und konnte einfach nicht mehr weiter.
Inzwischen war Tirrhen ihr Begleiter und nicht mehr Haim; und Tirrhen zeigte keine Absicht, Rast zu machen. »Kommt!« sagte er. »Kommt weiter!«
Roh legte Vanye einen Arm um die Schulter und stützte ihn. So folgten sie Tirrhen, bis selbst Roh mit jedem Schritt vor Erschöpfung torkelte.
Schließlich lag im Sternenlicht eine Lichtung vor den Männern. Vier
arrhendim
warteten dort mit sechs Pferden. »Sie wollen gleich mit uns weiter«, sagte Roh, und seine Stimme brach.
Vanye sah sich um und erkannte keinen der Anwesenden. Man half ihm auf den Rücken eines der sattellosen Pferde, das lediglich über einen Halfter verfügte und von einem
arrhend
geführt wurde. Roh bestieg ohne Hilfe das andere Tier, und wortlos setzte sich die Gruppe in Bewegung.
Vanye neigte sich vor und fand Halt am Hals des Pferdes. Instinkt und Gewohnheit hielten ihn trotz des unebenen Bodens und der gewundenen Pfade oben. Der Schmerz ging auf ein erträgliches Maß zurück. Die geduldige Kraft des Tiers tröstete ihn. Zuweilen nickte er ein, was ihm einmal allerdings von einem niedrigen Ast einen blauen Fleck eintrug; er duckte sich darunter hindurch und ließ sich wieder nach vorn fallen. Bei den vielen schmerzenden Wunden, die er schon mit sich herumtrug, machte diese neue Prellung nichts mehr aus. Wie Schatten zogen sie durch die Nacht, und am Morgen hatten sie eine weitere Lichtung erreicht, auf der andere Pferde warteten, mit frischen Begleitern.
Vanye stieg nicht mehr ab, sondern neigte sich zur Seite, packte die Pferdemähne und zerrte sich zum anderen Tier hinüber. Die Gruppe setzte sich in Bewegung, ohne daß ihnen Nahrung oder Wasser angeboten wurde. Vanye machte sich auch keine Gedanken mehr darüber. Zur Mittagsstunde erhielt er allerdings etwas, obwohl man keine Rast einlegte. Er ritt wie betäubt dahin, stumm wie die Eskorte. Roh war noch immer bei ihm, ein kleines Stück zurück – er überzeugte sich davon durch einen Blick über die Schulter.
Arrhendim
ritten zwischen ihnen, so daß sie sich nicht miteinander unterhalten konnten. Schließlich ging ihm auf, daß man ihnen die Waffen nicht genommen hatte, was ihn ein wenig beflügelte; er ging davon aus, daß Roh noch seine Rüstung und die Waffen hatte, denn Roh selbst war noch bewaffnet. Vanye wäre nicht mehr in der Lage gewesen, sich seiner Haut zu wehren, und wünschte sich lediglich einen Mantel, denn er fror, sogar bei Tage.
Schließlich äußerte er eine entsprechende
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