Morganas Wölfe
freundliches Wort, dann gingen er und Suko wieder zurück in den ersten Raum und blieben neben dem Waschbecken stehen.
»Darf ich fragen, ob Sie zufrieden sind mit dem, was Sie hier gesehen haben, Inspektor?«
»Zufrieden schon, aber nur bedingt.«
»Oh, das wundert mich.«
»Ich will Ihnen auch den Grund nennen, Professor. Mir geht es nicht um die äußeren Gegebenheiten, die sind schon okay. Sie haben getan, was Sie konnten, ich wundere mich nur über das Verhalten der sechs Männer. Das paßt eigentlich nicht zu der Schwere ihrer Verletzungen, wenn Sie verstehen.«
»Noch nicht.«
»Gut, dann komme ich direkt zum Ziel. Sie sind mir einfach zu apathisch. Sie hätten doch lockerer sein müssen, denn so schwer sind ihre Verletzungen auch nicht Oder?«
»Nein und ja. Aber im Prinzip haben Sie recht. Wir haben die Bisse unter Kontrolle bekommen, und wir waren froh, es nicht mit zu tiefen Fleischwunden zu tun gehabt zu haben. Es gibt allerdings etwas anderes, über das ich mich wundere. Die Männer haben alle keinen Besuch haben wollen. Die Gründe kenne ich nicht.« Er hob die Schultern. »Zwar habe ich nachgehakt, aber man hat sie mir nicht gesagt. Es stimmt schon, sie liegen da in einer ungewöhnlichen Ruhe und gleichzeitig stehen sie auch unter Spannung, als würden sie auf irgend etwas warten, mit dem ich aber nicht zurechtkomme.«
»Sie haben darüber nachgedacht?«
»Das schon.«
Suko ließ seinen Blick über die drei Betten gleiten. »Es ist ja bei ihnen zu einem ungewöhnlichen und auch unerklärlichen Vorfall gekommen. Ihn logisch zu analysieren, hat keinen Sinn. Da haben Wölfe ein billiges Striplokal gestürmt, fielen über die Menschen her, haben zwei von ihnen getötet, andere verletzt. Ich gehe Ihrer Meinung nach sicherlich etwas zu weit, wenn ich behaupte, daß diese Wölfe bei den Patienten etwas hinterlassen haben.«
»Ja, Inspektor, das müssen Sie mir genauer erklären.«
»Es wird schwer sein, weil ich es nicht kenne.«
»Einen Keim?« Die Frage bewies Suko, daß der Professor mitgedacht hatte.
»Das ist es!«
»Nein, oder ja.« Penrose schüttelte den Kopf. »Es ist nicht möglich, wir haben die Wunden sorgfältig behandelt und…«
»Nicht diesen Keim, Professor. Ich denke da an einen magischen.«
Penrose blieb fast der Mund offen. »Einen… einen… magischen«, wiederholte er stotternd. »Pardon, aber das müssen Sie mir erklären. So etwas begreife ich nicht. Da bin ich überfragt.«
»Sie möchten eine Erklärung haben, das verstehe ich. Aber es ist schwer. Sehen Sie, Professor, mein Kollege John Sinclair und ich befassen uns mit Fällen, die den Rahmen des Möglichen und oft des Erklärbaren sprengen. Es liegt auf der Hand, daß wir dabei auf Dinge stoßen, die eben jenseits des Begreifbaren liegen. Nehmen wir die Wölfe an. Wieso erscheinen in London Wölfe? Das ist ein Unding, aber sie sind erschienen, sie wurden von zahlreichen Zeugen gesehen, und nicht nur das. Diese Tiere sind auch über Menschen hergefallen und haben welche von ihnen getötet und verletzt. Es sind Bestien, keine Wölfe aus den Zoos, auch keine aus irgendwelchen entfernt liegenden Bergen und Wäldern, jemand hat sie mitgebracht. Eine Person, die sie leitet und führt, eine sehr mächtige Person sogar.«
»Die Sie kennen?«
»So ist es. Sie heißt Morgana Layton, und sie befehligt die Bestien. Zuerst haben wir angenommen, daß es sich bei ihnen um Werwölfe handelt, doch es sind andere Wölfe, zwar auch mit der Magie ihrer Herrin versehen, aber keine Werwölfe im eigentlichen Sinn.« Suko lächelte. »Was schauen Sie mich so erstaunt an, Professor?«
Ben Penrose lachte. »Hören Sie, Inspektor, was Sie mir da gesagt haben, ist ein verdammt harter Stoff. Sie sprechen hier von irgendwelchen Fabeltieren, als wären Sie davon überzeugt, daß es diese tatsächlich gibt. Werwölfe und…«
»Ich versichere Ihnen, daß sie existieren. Wir haben oft genug gegen sie gekämpft, aber diese Wölfe hier haben mit den Werwölfen nichts zu tun, das muß ich Ihnen auch sagen. Sie stehen eben unter dem anderen Einfluß. Daß sie keine normalen Wölfe sind, haben wir erlebt, als wir einen von ihnen vernichteten, denn er verglühte.«
»Bitte?«
»Ja, er verglühte.«
»Aha.«
»Sie glauben mir nicht.«
Penrose zeigte ein Gesicht voller Falten. Er sah aus, als hätte er eine Gummihaut bekommen. »Ich möchte Ihnen ja gern glauben, aber mein Verstand wehrt sich einfach. Das packe ich einfach nicht, das ist mir zu
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