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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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forschend ins Gesicht.
    »Ich mache mir gar nicht so viele Sorgen«, protestierte ich entschlossen, doch natürlich wand ich mich unter seinem Blick. »Es ist nur …«
    »Was?«
    »Ich hatte nur das komische Gefühl, sie könnte die Frau aus der Tate Gallery sein.«
    Er hätte sich fast verschluckt. »Was?! Was für ein ›komisches Gefühl‹?«
    Diesmal war ich es, die sich verteidigte. »Nun ja, ich habe sie noch nie gesehen. Bis heute. Heute ist mir wohl ein Foto von ihr in die Hände gefallen. Zumindest glaube ich, dass sie es ist. Und sie sieht aus wie die Frau im Museum. Die merkwürdige, die mich so viel Nerven gekostet hat. Die Frau, deren Phantombild ich machen musste.«
    »Ja, ich weiß, wen Sie meinen. Herrgott noch mal, Jessica, Sie müssen endlich aufhören, mich so zappeln zu lassen. Haben Sie das Foto bei sich?«
    »Nein, nicht bei mir«, gab ich beschämt zu. »Es ist zu Hause. Es tut mir leid, ich habe nicht daran gedacht, es einzustecken.«
    »Warten Sie.« Er ging zu seinem Tisch und rief jemanden an. »Haben Sie schon mit Mr Finnegans Ex-Frau, Agnes, gesprochen?«, sagte er. Dann lachte er. »Gut. Danke, mein Lieber. Das ist alles für den Moment.« Der Hörer landete mit lautem Geräusch wieder auf der Gabel. »Jess, ich glaube nicht, dass Agnes irgendwie in die Sache mit Louis verwickelt ist. Kelly hat sie gestern am Handy angerufen. Sie war im Ausland. In den USA, glaube ich. Doch ich lasse es Sie wissen, wenn wir mit ihr gesprochen haben. Offenkundig kommt sie ohnehin geschäftlich nach London. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Frau im Museum Agnes gewesen sein soll.«
    Vermutlich sackte ich ein wenig in mich zusammen. Dann schob eine sanfte Hand mich in den Korridor hinaus. »Machen Sie sich keine Sorgen. Wir werden bald mit ihr sprechen. Und, wie ich schon gesagt habe, versteifen Sie sich nicht auf eine be stimmte Idee. Ich weiß, dass sie die Ex-Frau Ihres Mannes ist und das alles, aber …«
    »Welche Idee meinen Sie denn?«, sagte ich fest. »Ich will nur einfach wissen, ob Sie Ihren Job tun, das ist alles.« Irgendwie konnte ich mich immer noch nicht losreißen. Er hob die Augenbrauen, als er mich zögernd stehen bleiben sah. »Lassen Sie mich mitkommen«, brach es aus mir heraus.
    »Wohin?«
    »Wo immer Sie hingehen, um dieses Band anzuschauen. Ich bin auch ganz brav, ich werde nicht …« Ich nagte an meinem Daumen. »Ich werde auch nicht … reizbar … sein. Ich schwöre. Ich werde wissen, wenn Louis in der Nähe ist. Ich spüre das. Ich weiß, dass ich das spüre.«
    Doch er schüttelte entschlossen den Kopf. »Ich kann Sie nicht mitnehmen, Jessica. Das wäre nicht gut. Für Sie genauso wenig wie für mich.« Dann löste er sanft meine Hand von der Tür. »Ich halte Sie auf dem Laufenden, ich verspreche es. Sobald es Neuigkeiten gibt. Jetzt muss ich weitermachen.«
    Damit machte er mir sachte die Tür vor der Nase zu. Ich wollte gerade noch einmal klopfen, als mein Handy zu klingeln begann. Es war das Krankenhaus. Die Stimme Schwester Kwames hörte sich besorgt an.
    »Mrs Finnegan, Sie müssen Ihrer Familie wirklich sagen, dass man Ihren Mann zurzeit nicht stören darf.«
    »Wie bitte?«, fragte ich verblüfft. »Welcher Familie?«
    »Er darf im Moment keinen Besuch empfangen. Nur Sie. Alles andere ist zu viel für ihn. Erst recht, wenn er sediert wird.«
    »Ich wusste nicht, dass irgendjemand bei ihm war. Außer mir natürlich.«
    »Ich dachte, Sie hätten Ihr Einverständnis gegeben. Beide sagten, das hätten Sie getan.«
    »Aber wer denn nur?«, fragte ich ungeduldig. »Wen meinen Sie mit ›beide‹?«
    »Der Mann kam letzte Nacht. Er sagte, er sei sein Cousin. Die Frau hingegen kam heute, tagsüber. Ich weiß nicht, wie sie heißt, aber sie ist immer noch hier, glaube ich.«
    »Bleiben Sie dran.« Ich eilte durch die Tür zu Deb. Angst ließ mein Herz schneller schlagen. »Sagen Sie ihr, sie soll warten. Ich bin gleich dort.«

Kapitel 18
     
    Ich saß an Mickeys Bett und hörte seinen unzusammenhängenden Wortfetzen zu. Offenbar hatte er Fieber. Man pumpte ihn mit Antibiotika voll. Scheinbar fand man nicht heraus, wieso Mickey sich nicht erholte. Man sagte mir zwar nicht viel zu diesem Thema, doch es lag so ein bisschen in der Luft.
    »Es tut mir leid«, sagte er immer und immer wieder. Dann kamen wieder ein paar unverständliche Laute. Schließlich: »Louis«. »Louis« und »Es tut mir leid«. Das war alles, was ich verstehen konnte.
    Als ich im Krankenhaus

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