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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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mit finsterem Blick auf und tappte hinaus. Jetzt waren wir ganz für uns. Der General studierte mich eine Weile. Dann trank er aus der Champagnerflasche, um sie mir gleich darauf zwischen die nackten Beine zu rammen. Das eiskalte Glas ließ mich einen Augenblick lang nach Luft schnappen.
    »Wissen Sie, Jessica, Sie sind ein sehr gut aussehendes Mädchen«, sagte er mit anzüglichem Grinsen. »Ein bisschen Makeup, ein paar nette Klamotten, mit Glitzer und so? Dann wären Sie ein echter Hit. Wissen Sie, was ich meine?«
    Ich nahm selbst einen großen Schluck, um der Antwort aus dem Weg zu gehen, und musste husten, weil das Zeug so schäumte. Der Champagner rann mir aus dem Mund. »Verzeihung«, stammelte ich. Mein Gott, fass mich bloß nicht an. »Ich bin ein bisschen ungeschickt.«
    Seine kalten Augen flackerten.
    »Die Sache ist nur, General – ich darf Sie doch so nennen?«, stieß ich hervor, während er mit seinem stinkenden, pitbullähnlichen Körper näher rückte. »Tatsache ist, dass ich keine Zeit mehr habe. Im Moment ist alles ein bisschen … chaotisch, wissen Sie. Ich bin sicher, Sie verstehen das. Es ist fast eine Woche her, dass …«
    »Nun, Jessica, mein Ding ist …« Bei diesen Worten drückte er den Joint im Aschenbecher aus. »Mein Ding ist, dass ich so viel Zeit brauche, wie ich eben brauche. Ich habe ohnehin schon lange genug gewartet.«
    Tanya knallte die Gläser auf den Tisch, dann ließ sie sich auf die andere Seite ihres Lovers fallen und fing an, in seiner Hosentasche herumzukramen. Ich hatte immer mehr Mühe, mich zu konzentrieren. Die Hitze war unerträglich, und der Alkohol sorgte dafür, dass meine Gedanken in alle Richtungen auseinanderstiebten. »Entschuldigung, was meinen Sie mit ›Zeit‹? Zeit, um Louis zu finden?«
    »Wer ist Louis?« Der General goss den Champagner ein. Tanya hatte ein kleines goldenes Döschen gefunden, das sie mit verzücktem Blick öffnete.
    »Louis ist mein Sohn. Mein vermisster Sohn. Der Grund, weshalb ich hier bin.« Das war doch alles Mist hier. Ich stand auf, natürlich zu schnell, sodass mir sofort schlecht wurde.
    »Entschuldigung, aber ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Ich dachte, Robbie habe mir gesagt, Sie könnten mir helfen. Sie würden Leute kennen, die …«
    Nun schoss sein Arm hervor, umklammerte wie ein Schraubstock mein Handgelenk und zog mich zurück aufs Sofa. Tanya streute währenddessen mit höchster Konzentration weiße Linien auf ein Hochglanzmagazin. Eine davon verlief genau zwischen Angelina Jolies Brüsten. Ich plumpste auf das Sofa, was Tanya zu einem ungeduldigen Aufstöhnen veranlasste, weil der Luftzug das weiße Pulver aufwirbelte.
    »Nein, meine Liebe, das ist kein Missverständnis.« Galant versteckte er den bedrohlichen Unterton hinter höflichen Worten. Ich nahm noch einen Schluck Champagner, während meine Gedanken rasten. Wo zum Teufel war Robbie? Tanya zog sich mit einem lauten Schnauben das Pulver in die Nase und lehnte sich dann mit dankbar geschlossenen Augen zurück. Sie hielt sich die Nase zu, wobei ihre großen, goldfarbenen Brüste aus dem Top rutschten.
    »Aber Sie wussten doch nicht einmal, wer Louis ist?«, murmelte ich verzweifelt.
    »Wollen Sie?« Der General zeigte auf das Koks. Ich schüttelte den Kopf. Wenn er doch nur aufhören wollte zu grinsen wie ein durchgeknallter Idiot. Als wäre alles, was er sagte, nichts weiter als ein gepflegter Scherz bei einer Teegesellschaft.
    »Louis-Schmuis, ich bin nicht besonders gut mit Namen! Zuerst das Geld, dann können wir über Namen reden.« Er zog sich das Kokain hinein und richtete sich mit verkrusteter Nase wieder auf. Ich stand auf und ging um den Tisch herum. »Danke für den Drink. Ich muss das Geld ohnehin erst holen. Ich kläre das und komme dann zurück, in Ordnung?«
    Erleichtert merkte ich, dass er scheinbar ganz meiner Meinung war. »Wissen Sie was, Jessica?«, sagte er und sah auf seine Hände. Mein Name hörte sich in seinem Mund erbärmlich an. Sorgsam pulte er ein wenig schwarze Masse unter seinem Daumennagel heraus. »Ich würde Ihnen ja zustimmen, aber in Wirklichkeit ist es nun mal nicht in Ordnung.« Er schnippte mir den schwarzen Brösel direkt vor die Füße. »Fakt ist, dass das nutzlose Stück Scheiße von Ihrem Bruder versprochen hat, Sie würden liefern.«
    »Liefern? Ich dachte, Sie sollten liefern?«
    Beim Klang meiner erhobenen Stimme riss Tanya in ungläubigem Erstaunen die Augen auf. Ihre Nase lief. Der General stand

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