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Morgen früh, wenn Gott will

Morgen früh, wenn Gott will

Titel: Morgen früh, wenn Gott will Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Seeber
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und meine Eier essen. Warum auch nicht? Tut, wozu immer ihr Lust habt.«
    Ich ging die Treppen hinauf und sah das Gesicht dieses Polizisten in der Küchentür auftauchen. Meine Brust tat weh. Ich war sicher, er schielte auf den nassen Fleck an meiner Vorderfront. Da machte irgendetwas Klick, und ich raste an ihm vorbei. Mein Atem ging schwer und stoßweise. Die Eierschachtel war offen, nur noch halb voll, und stand auf der Anrichte. Ich nahm ein Ei heraus und zerdrückte es fast in meiner Hand. Es war kühl und glatt, und eine Sekunde lang dachte ich daran, es langsam über meine glühenden Wangen zu rollen. Stattdessen hob ich den Arm und schleuderte es an die Wand. Es zerbrach mit einem göttlichen, zutiefst befriedigenden Knacken, und eine schleimig-gelbe Spur zog sich die glänzenden Fliesen hinab. Ich nahm noch ein Ei, und noch eins. Als ich den Arm zum nächsten Wurf hob, spürte ich, wie sich eine Hand um mein Handgelenk legte.
    »Lassen Sie mich los!« Ich rang um Atem und versuchte, mich loszureißen.
    »Mrs Finnegan … Jessica. Bitte. Sie sind ja vollkommen hysterisch.«
    »Ich werde es gleich, wenn Sie mich nicht loslassen. Ich werde Sie wegen Körperverletzung anzeigen. Ich kann einfach nicht glauben, dass Sie denken, ich lüge.«
    »Das habe ich doch nicht gesagt. Wissen Sie, ich kann Ihnen nachfühlen, dass es Ihnen sehr schlecht geht. Aber das hier wird uns nicht weiterhelfen. Wir müssen zusammenarbeiten, oder etwa nicht?« Er drehte mich herum, damit ich ihn ansehen musste. »Ich wollte Sie nicht beleidigen, wirklich nicht.«
    »Warum sagen Sie mir dann nicht, was uns weiterhilft?«, zischte ich und zog mich von ihm zurück. »Nein, ich werde das tun.« Mittlerweile bekam ich fast keine Luft mehr. Ich ging ganz nahe an ihn heran, so dass ich die goldenen Sprengsel in seinen haselnussbraunen Augen sehen konnte. »Holen Sie einfach mein Baby zurück. Das ist alles, was hilft. Bringen Sie mir bitte Louis zurück. Bevor ich den Verstand verliere.«
    »Das werden wir. Zumindest versuchen wir es.« Eine Weile stand Silver da und sah mich ruhig an. Dann ging er weg. Ich ließ mich in den alten Weidensessel in der Ecke sinken. Ich hatte mich zum Narren gemacht. Leigh wurstelte irgendwo herum, ganz Betroffenheit. Das Telefon läutete, mein Herz tat einen Sprung. Leigh beschäftigte sich weiter, bis Deb hereinkam, die zweifelsohne von ihrem einfühlsamen Chef geschickt worden war.
    »Alles in Ordnung?«
    Dieses Mal ließ ich zu, dass sie meine Hand nahm. Langsam fiel meine Kämpfernatur in sich zusammen und ließ mich gebrochen zurück.
    »Wissen Sie«, meinte Deb ruhig und beugte sich über mich. »Er ist manchmal ein wenig unverblümt.«
    »Unverblümt? Das ist aber sehr höflich ausgedrückt.«
    Mitfühlend klopfte sie mir aufs Knie. »Aber es ist wirklich gut, ihn an seiner Seite zu haben, das verspreche ich Ihnen.«
    »Er denkt, ich lüge.«
    »Er ist nur gründlich. Dreht jeden Stein herum, wissen Sie. Halten Sie einfach durch. In Ordnung?« Ich sah weg, dann nickte ich langsam. Sie lächelte mir ermutigend zu. »Also, Jessica. Wenn Sie so weit sind, wenn Sie sich wirklich bereit fühlen, möchte Inspector Silver, dass Sie im Fernsehen einen Appell an die Bevölkerung sprechen. Um die Leute zu erhöhten Gedächtnisleistungen zu motivieren.«
    Lautlos tauchte er in der Tür auf.
    »Wer war am Telefon?« Ich redete mit der Wand hinter ihm.
    »Ich glaube, es ist der Mann Ihrer Schwester.« »Oh.«
    »Irgendjemand muss Ihren Mann gesehen haben, als er die Tate Gallery verließ, Mrs Finnegan. Wir warten noch auf die Bänder von den Überwachungskameras, aber im Allgemeinen ist so ein Appell eine gute Idee. Damit lässt sich eine Menge öffentlicher Unterstützung mobilisieren, vor allem, wenn es um Kinder geht.«
    »Wie Sie meinen«, sagte ich tonlos.
    »Wir brauchen auch Zeugen für den Kampf, in den Mr Finnegan offenkundig verwickelt war.«
    »Kampf? Mit wem?«
    »Mit … mit den Personen, die Louis mitgenommen haben.«
    Mir wurde die Brust noch enger. Nervös tastete ich nach meinem Inhalator und bemerkte, dass Deb Silver einen warnenden Blick zuwarf.
    Als ich mich wieder gefasst hatte, bat ich sie, mich dorthin zu führen, wo Mickey gefunden worden war. »Ich möchte selbst dort suchen.«
    »Sprechen Sie dann den Appell?«
    »Ich tue alles, wirklich alles, was nötig ist.« Ich sah ihn an, und er sah mir unverwandt in die Augen. Offensichtlich brachte diesen Mann nichts aus der Ruhe.
    »Braves

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