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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Achim.“
    Achim Steeg trägt trotz der Hitze sein Leinenjackett über einem T-Shirt mit Stehkragen. Seine Sommergarderobe, die er, auch wenn es jetzt draußen schneien würde, nicht ändern könnte. Steeg lebt nach festen Regeln und manchmal scheint es Böhm, dass ein Durchbrechen dieser festgefahrenen Strukturen den jungen Mann zutiefst verunsichern würde.
    In der linken Hand eine Wasserflasche, in der rechten ein angebissenes Brötchen, lässt er sich mit einem Seufzer auf den Stuhl gegenüber von Böhm fallen.
    „Ist das eine Scheißhitze. Gestern bin ich sämtliche Baumärkte und Elektrohandlungen abgefahren, um einen Ventilator zu kaufen. Ausverkauft! Kannst du dir das vorstellen? Es gibt in dieser verdammten Stadt nirgendwo einen Ventilator zu kaufen. Und der Hammer ist, wenn du einen vorbestellen willst, haben die allen Ernstes vier Wochen Lieferzeit. Über die Preise will ich gar nicht erst reden. Die sind doch alle nicht mehr ganz dicht!“
    „Wer?“ Joop van Oss schlurft auf weißen Stoffslippern ins Büro.
    Steeg mustert ihn von oben bis unten und schüttelt den Kopf.
    „Wir hier in Deutschland sagen nicht ‚wer’, wenn wir einen Raum betreten. Wir sagen ‚Guten Morgen’.“
    „Morgen! Wer ist nicht ganz dicht?“
    Joop geht zur Kaffeemaschine und schenkt sich Kaffee ein. Mehrere gespülte Tassen stehen kopfüber auf einem sorgfältig ausgebreiteten Geschirrtuch.
    Joop sieht Steeg erstaunt an.
    „Hast du gespült?“
    „War ich nicht.“ Achim beißt in sein Brötchen. „Aber du könntest mir auch einen Kaffee einschenken.“
    Joop reicht ihm eine Tasse.
    „Peter, du auch?“
    „Danke, ich hab noch!“
    Van Oss zieht sich einen der vier Stühle aus der Fensterecke herüber und setzt sich neben Steeg.
    „Habt ihr die Waldbrände in Portugal und Frankreich im Fernsehen gesehen? Das ist noch nicht vorbei. Das haben wir jetzt davon. Die globale Erwärmung wird uns alle treffen. Wir vernichten uns selbst. Bald ist Europa eine Wüste. Die Bilder von den äckern in Brandenburg … habt ihr gesehen …?“
    Steeg verdreht die Augen.
    „Jooo-hop! Komm wieder runter, ja! Wir können es sowieso nicht ändern. Ob du dich jetzt aufregst oder nicht. Also verschon deine, und vor allem meine Nerven, mit diesem globalen Erwärmungsquatsch.“
    „Aber das ist kein Quatsch! Ich sage es euch. In ein paar Jahren werden wir Menschen wegen Wasserdiebstahls hinter Gitter bringen. Wir werden für eine Flasche Wasser mehr bezahlen als für eine Flasche Chateau Neuf du Pape! Die Pole schmelzen …“
    „Joop!“ Achim funkelt ihn an. „Nicht schon am frühen Morgen, du hysterischer Holländer!“
    Van Oss verschränkt die Arme vor der Brust und schiebt das Kinn vor.
    „Okay“, er hebt demonstrativ den Kopf und schaut auf die rote, runde Küchenuhr über der Tür. „Um wie viel Uhr kannst du die Wahrheit vertragen?“
    Steeg beißt resigniert in sein Käsebrötchen.
    Böhm lächelt vor sich hin. Steeg und van Oss sind wie Hund und Katze, aber sie arbeiten perfekt zusammen. Nach der Mordserie in Merklen war Joop in eine Krise geraten. Er fühlte sich an dem Tod des letzten Opfers schuldig, weil er es aus den Augen verloren hatte. Steeg hatte sich um ihn gekümmert. Eine Tatsache, die bei allen Kollegen Erstaunen hervorgerufen hatte.
    „Lasst uns anfangen, ja?“
    Böhm schaut die beiden über den Rand seiner Nickel-brille an.
    Steeg rutscht mit dem Stuhl vor.
    „Ich bin noch an der Schießerei in Emmerich dran. Für heute hab ich noch zwei Zeugen vorgeladen, aber viel Hoffnung mach ich mir nicht. Das sind alles Polen und Russen, die halten dicht. Immer wenn es konkret wird, verstehen die auf einmal kein Deutsch mehr, oder können sich nicht erinnern. Wenn man denen glaubt, hatte keiner eine Waffe, und den Schuss hat der liebe Gott abgefeuert. Am liebsten würde ich da eine Hausdurchsuchung nach der anderen machen.“
    Böhm nickt.
    „Ist denn der Waffentyp inzwischen geklärt?“
    „Eine dreiunddreißiger Beretta. Ist hier bisher nicht aufgetaucht. Wir haben die Daten ans BKA gegeben.“
    Joop steht auf und bringt seine Tasse zum Spülbecken.
    „Ich habe um zehn Uhr den Termin in Krefeld. Der unbekannte Tote in dem Weiher. So wie es aussieht, könnte es sich um den Vermissten aus Elten handeln. Sieht nach Selbstmord aus. Tod durch Ertrinken. Jedenfalls hat die Gerichtsmedizin keine Spuren von Gewalteinwirkung gefunden. Der DNA-Test ist noch abzuwarten, aber die Reste der Kleidung, die Uhr und der Ohrring

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