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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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gelben Sonnenschirmen.
    Die Frage des Frühlings: Essen wir draußen oder drinnen? stellt sich schon seit Wochen nicht mehr. Sie freuen sich auf die kühlen, dicken Wände des alten Gemäuers. Im Lokal begrüßen sie Kollegen an anderen Tischen durch Zunicken und kurzes Winken.
    Katja, die Kellnerin, hat hier ihre Ausbildung gemacht und ist dann geblieben. Sie ist schon mindestens acht Jahre hier und weiß von allen den Namen. Von vielen kennt sie auch die Lebensgeschichte und den Frust der Polizeiarbeit. Katja ist von dieser fröhlichen Schönheit, die in den Augen und in den Bewegungen liegt. Sie benutzt das Restaurant, wie eine Tänzerin eine Bühne nutzt. Immer scheint sie in Bewegung zu sein, immer ist sie von einer Lebendigkeit, die ansteckt und an trüben Tagen aufheitert. In allen Kommissariaten gibt es Interessenten. Immer wieder hört man von Wetten, die abgeschlossen werden, wenn wieder mal einer der Neuen meint, die krieg ich rum! Böhm hegt väterliche Gefühle für sie und freut sich immer, wenn wieder jemand verloren hat. Nicht, dass er sie ungeliebt und jungfräulich sehen will, es ist nur … sie soll keiner Wette zum Opfer fallen. Auch Steeg hatte mal ein Auge auf sie geworfen, aber Katja flirtet regelmäßig mit Joop. Immer auf diese belang-lose, aussichtslose Art, in die Menschen verfallen wenn sie wissen, dass ihre Sympathie füreinander keine Zukunft hat.
    „Na, habt ihr euch auch auf unsere natürliche Klimaanlage gefreut?“ Sie strahlt Böhm an. „Ich bin vielleicht froh, dass sich draußen keiner hinsetzt!“ Sie sieht sich suchend um. „Ups! Das darf der Chef natürlich nicht hören, aber ehrlich: So gerne ich Außengastronomie mache, bei den Temperaturen bin ich lieber Kellerkind! Wo ist denn Joop?“ Sie schaut suchend zum Eingang.
    Steeg atmet hörbar aus.
    „Bedienst du uns auch ohne Joop, oder sollen wir in diesem Fall woanders essen?“
    Sie strahlt ihn an.
    „Och Achim. Du kannst Herrn Böhm gerne fragen. Wenn du fehlst frag ich auch: Wo ist denn Achim?“
    Steeg errötet und liest die Speisekarte, die er eigentlich auswendig kennt.
    Katja zwinkert Böhm zu.
    „Kann ich vielleicht schon was zu trinken bringen, bis die Herren gewählt haben?“
    Böhm erwidert ihr zwinkernd: „Joop ist in Krefeld und kommt erst am Nachmittag zurück. Ich hätte gerne diesen Salat mit den Hähnchenbruststreifen, ein großes Mineral-wasser und hinterher einen Espresso.“
    Steeg bestellt ohne Katja anzusehen.
    „Ich nehme das Tagesgericht und eine große Cola Light.“
    Sie notiert sich die Bestellung und in der nächsten Sekunde begrüßt sie schon neue Gäste am Nachbartisch und verteilt Speisekarten.
    Sie haben ihre Teller gerade zur Hälfte geleert, als Böhms Handy klingelt.
    Auf dem Display erkennt er, dass es Lembach ist.
    „Hallo Bernd, ich esse gerade!“ Lembach lacht auf. „Nein, Peter. Du bist jetzt fertig mit Essen. Wir haben hier in dem abgebrannten Haus einen Toten.“
    „Scheiße! Wo ist das genau?“
    „Warte.“ Böhm hört, wie Lembach mit jemandem spricht.
    „Die Adresse ist: Ness, Teichstraße 4. Eine kleine Straße kurz vor dem Reichswald. Da musst du rechts in Richtung Militärübungsplatz.“
    Böhm steckt das Handy in die Tasche, legt seine Gabel neben den Teller und winkt Katja zu.
    „Wir müssen los, kannst du uns schnell die Rechnung bringen?“
    Steeg rollt eilig eine Scheibe Roastbeef um die Gabel und steckt sie in den Mund. Kauend beschwert er sich: „Mensch Peter, zwei Minuten hätten wir doch wohl noch, oder?“
    Katja kommt mit der Rechnung zurück. Achim schiebt ihr seinen Teller zu. „Kannst du das bitte einpacken. Ich esse dann unterwegs weiter.“
    „Da muss ich aber zwei Euro extra nehmen, wegen der Alupackung und dem zusätzlichen Arbeitsaufwand beim Service und in der Küche“, erwidert sie prompt.
    Achim starrt sie ungläubig an.
    „Zwei Euro …?“
    Das Mädchen beginnt schallend zu lachen.
    „Mensch Achim! War doch nur’n Scherz. Natürlich packe ich dir das ein. Und das Besteck kannste auch mitnehmen. Aber wiederbringen, ne!“
    Sie bezahlen. Achim gibt kein Trinkgeld. Achim gibt nie Trinkgeld. Böhm gibt ein bisschen mehr. Eigentlich für Achim mit. Immer gibt er Trinkgeld für Achim mit und immer ärgert er sich darüber. Er ärgert sich über Steegs Geiz, und er ärgert sich, dass ihm Steegs Geiz unangenehm ist.

    6
    Auf der Warmhalteplatte der signalroten Kaffeemaschine, zwischen Kühlgefrierkombination und der Spüle steht die

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