Morgen ist der Tag nach gestern
gemacht.“
Lembach gehört zu den Besten, aber er weiß das auch ins rechte Licht zu rücken. Er fordert regelmäßige Anerkennung, die er dann mit knurriger Verlegenheit vom Tisch fegt.
„Der benutzte Brandbeschleuniger war kein Benzin sondern Diesel. Die Kollegen von der Feuerwehr haben im gesamten Erdgeschoss punktuelle Brandherde gefunden.“ Er geht an die Wand mit den Fotos und dem Grundriss des Hauses.
„Wir gehen davon aus, dass die Täter, nachdem sie den Diesel verteilt haben, das ganze von der Terrasse aus gezündet haben. Diesel ist nicht so leicht entflammbar wie Benzin. Das heißt, die haben da nicht einfach ein Streichholz hineingeworfen. Sie müssen ein brennendes Tuch oder ähnliches benutzt haben, jedenfalls etwas, was länger brennt. Auf der anderen Seite, wenn der Diesel den ganzen Tag in Kanistern in der Sonne gestanden hat, kann er schon eine Temperatur von 40 Grad gehabt haben. Wenn wir also davon ausgehen, dass Diesel 50 bis 60 Grad braucht, um entflammbare Gase zu entwickeln, könnte es vielleicht doch recht schnell gegangen sein.“
Er zeigt auf den hinteren Teil des Grundrisses und fährt mit dem Finger über das Papier bis zum linken Rand.
„Sie sind durch den Garten zu diesem Wirtschaftsweg gelaufen. Hier hat ein Auto gestanden. Fußspuren können wir vergessen, Reifenspuren wahrscheinlich auch. Der Boden ist knüppeltrocken. Aber es gibt auf dem Seitenstreifen niedergedrücktes Gras und…“, er macht eine kleine künstliche Pause, „Dieselspuren!“
Er nickt zufrieden in die Runde.
„Ich denke, die haben da einen Kanister abgestellt. Jedenfalls war es ein schwerer Gegenstand, wahrscheinlich ein voller Zwanzig-Liter-Kanister.“
Lembach zuckt entschuldigend mit den Schultern. „Mehr haben wir noch nicht. Vielleicht geben die Kellerräume noch was her, aber da kommen wir erst morgen rein, wenn das THW sie gesichert hat.“
Böhm hat mit verschränkten Armen an der Fensterbank gelehnt und aufmerksam zugehört.
„Danke Bernd. Das ist doch schon mal was. Sag mal, warum gehst du von mehreren Tätern aus?“
Lembach wendet sich wieder dem Grundriss zu. „Weil diese Strecke“, er schiebt den Finger vom Haus bis zum Wirtschaftsweg, „fast zweihundert Meter beträgt. Ein Einzeltäter hätte mindestens drei Mal hin und zurück laufen müssen. Den Hinweg, wohlgemerkt, jeweils mit einer Last von zwanzig Kilo. Wenn wir ihn für schnell und kräftig halten, würde ich eine Zeit von einer Minute ohne Last und zwei bis drei Minuten mit Last veranschlagen.“
Er rechnet still vor sich hin.
„Das würde bedeuten – die Wege plus das Verteilen des Kraftstoffs im Haus – da wäre er zwanzig bis dreißig Minuten beschäftigt gewesen. Es ist nur ein Gefühl, aber ich glaube es waren mindestens zwei.“
Böhm geht hinüber zu den Fotos. „Eines wissen wir jetzt schon mal auf jeden Fall. Das Haus sollte brennen, es war keine plötzliche Entscheidung, um Horstmanns Leiche verschwinden zu lassen. Die hatten den Diesel von Anfang an dabei.“
Joop unterbricht sein Geklapper auf der Tastatur. „Wir haben heute Mittag überlegt, ob Horstmann vielleicht gar nicht eingeplant war? Achim, dieser Nachbar hat doch ausgesagt …“
Van Oss hält verdutzt inne. Achim Steeg hat die Arme verschränkt, das Kinn ruht auf der Brust. Er atmet tief und gleichmäßig.
Joop pufft ihn am Arm. „Ich glaub’s ja nicht. He slapt!“
Achim fährt erschrocken hoch. „Was? Was ist los?“ Er sieht sich irritiert um und reibt sich durchs Gesicht. „Oh Scheiße! Tut mir leid.“
Böhm sieht auf seine Uhr. Es ist kurz vor Mitternacht. „Lasst uns Schluss machen. Wir treffen uns morgen früh um acht Uhr hier!“
14
Er hört, wie sie die Schlüssel auf den Schuhschrank neben der Garderobe wirft. Er hört den Takt des aufsetzenden Stockes. Erst das fahle
Klock
auf dem Fliesenboden des Flurs. Dann, sich entfernend, das gedämpfte
Tomm
wenn sie im Wohnzimmer über den Teppich geht. Und das
Tock
, wenn sie den Stock auf die Holzbohlen ihres Schlafzimmers aufsetzt.
„Das Essen ist gleich fertig!“ Er ruft aus der Küche in den Flur hinein.
Warum ist sie im Schlafzimmer verschwunden? Sie kommt immer zuerst in die Küche. Warum geht sie ins Schlafzimmer?
„Ich komme. Was ist mit der Wäsche?“ Ihr Ton ist nicht freundlich. Ihr Ton ist nicht unfreundlich.
Mit zwei Tabletten in der Hand betritt sie die Küche.
„Ich brauche etwas Wasser.“
Er zieht die Tür des Oberschrankes auf, nimmt eines dieser
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