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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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geschrieben.
    Richtig verhört hatte der ihn. Und immer hatte er auf so eine gelangweilte Art genickt. Auf eine Art die ihn nervös gemacht hatte, die zu sagen schien: Rede du nur, ich glaube dir kein Wort!
    Frank fegt die leere Bierdose mit einem kräftigen Schlag vom Tisch. Sie klatscht gegen die Balustrade, fällt zu Boden und rollt vor seiner Fußwanne aus. Er lächelt.
    Er war ruhig geblieben. Ruhig und höflich. Er hatte diesem Steeg die dicken, grünen Fensterläden gezeigt und gesagt, dass er und seine Mutter ein Schlafmittel genommen hätten.
    Wohnen sie hier alleine mit ihrer Mutter?, hatte er wissen wollen.
    Was hat das mit dem Feuer zu tun?, wollte er schon sagen, aber nein, er hatte die Frage freundlich beantwortet. Er weiß schließlich, was sich gehört.
    Steeg hatte mit dem Kopf geschüttelt. Wieso hatte der mit dem Kopf geschüttelt?
    Er nimmt die Füße aus dem Wasser, steht auf und sieht durch das Fernglas.
    Die bauen Scheinwerfer auf. Ob die in der Nacht weiterarbeiten? Er schiebt die Hände in die Taschen seiner Shorts und ballt sie zu Fäusten. Dann schwenkt er das Glas nach links, in Richtung des ausgetrockneten Wasserlaufs, der das Horstmanngrundstück von ihrem trennt.
    Auf Horstmanns Seite ist diese Betonplatte, die ein Grillplatz sein soll. Direkt gegenüber, auf seinem Grundstück, stehen die drei großen Trauerbirken. Die dünnen Zweige hängen wie Schleier von den gewölbten Kronen herab. Wie einen Vorhang kann man sie beiseite schieben und unter jedem Baum einen immer schattigen, kühlen Platz betreten.
    Drei Zimmer! Als Kind hatte er viel Zeit in diesen Zimmern verbracht. Er hatte Tisch und Stuhl hineingestellt. Ein kleines Schränkchen sogar und später hatte er mit einem Verlängerungskabel Strom gehabt und Radio und Kassetten gehört.
    Aber dann hatte dieser Horstmann seinen Grillplatz gebaut und die Ruhe war dahin gewesen. In den letzten fünf Jahren, seit der Horstmann hier eigentlich nicht mehr wohnte, war der Platz wieder ruhig. Aber jetzt war es ihm hier auf dem zugewachsenen Balkon angenehmer. Die Zimmer waren jetzt keine Zimmer mehr. Wegen dem Jochen!
    Er nimmt die Augen vom Glas und richtet sich auf. Eine Wespe kreist suchend über den Tisch. Er lässt sie nicht aus den Augen.
    Dieser Steeg hatte noch wissen wollen, ob er in den letzten Tagen was Ungewöhnliches bemerkt hätte. Auch das hatte er in diesem gelangweilten Ton gefragt.
    Nein, hatte er geantwortet, nur dass Horstmann spät am Abend gekommen sei, sonst nichts.
    Die Wespe brummt jetzt direkt neben seinem Ohr. Er schlägt sie weg.
    Da war Steeg hellhörig geworden. Wieso das denn ungewöhnlich gewesen sei?
    Wieder schlägt er nach der Wespe die jetzt seinem Arm bedenklich nahe kommt.
    Er hatte gewollt, dass dieser Bulle endlich geht. Er hatte an die Wäsche oben in der Wanne gedacht. An den öligen Film auf der Wasseroberfläche, der sich am Wannenrand absetzt und den er später mit Mühe abscheuern müsste.
    Horstmann kam im Sommer nie, hatte er geantwortet.
    Noch einmal schlägt er mit aller Kraft nach der Wespe. Er trifft und sie fällt zu Boden. Noch einmal sieht er durch das Fernglas hinunter auf die Trauerbirken.
    Das war ein Fehler gewesen! Das hätte er diesem Bullen besser nicht gesagt.

    12
    Gegen ein Uhr kam Simon nach Hause. Er sagte zu Marion, dass Miriam mit dem nächsten Bus kommen würde. Sie müsse ihrer Freundin Laila, die seit Montag krank war, erst noch die Hausaufgaben bringen
.
    Als ich um zwei Uhr ins Haus zurückkam, war sie noch immer nicht da. Marion rief bei Laila an. Nein, Miriam sei höchstens eine Viertelstunde geblieben und dann zum Bus gegangen. Wir warteten weiter
.
    Er schluckt an der Erinnerung. Sie warteten nicht unbesorgt, je weiter die Zeit fortschritt. Eher mit dieser verärgerten Art der Sorge. Diese Art, mit der man fragt: Wieso trödelt sie ausgerechnet heute?
    Marion hatte diese Falten auf der Stirn, diese Sorgenfalten. Ich fragte, ob ich mal losfahren solle und sie aufgabeln?
    Er weiß noch, dass er das in diesem leicht spöttischen Tonfall gesagt hatte. Dieser Ton, mit dem man eine Sorge mildern will. Der sie auffordern sollte, das Angebot zuversichtlich abzulehnen. Aber das tat sie nicht.
    Sie sah mich mit ihren großen, braunen Augen an und nickte
.
    Die nächsten Stunden kann ich nur schwer beschreiben. Die Zeit des Suchens, die Zeit des Hoffens. Ich fuhr den Schulweg ab. Überholte den Bus, in dem sie sein konnte. Ich erwartete ihn an der nächsten Haltestelle. Ich

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