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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Senfgläser heraus, die sie alltags benutzen, und füllt es.
    „Hast du Schmerzen?“
    Sie nimmt das Glas und nickt. „Diese Hitze macht es wirklich nicht besser. Jeder Schritt tut mir weh.“
    Mit beiden Tabletten auf der Zunge legt sie den Kopf zurück und trinkt.
    Er schluckt. „Das tut mir leid!“
    Augenblicklich ist sie ärgerlich. „Das tut DIR leid? Wenn ich mich mal schonen könnte! Wenn ich mal nicht jeden Tag zur Arbeit müsste, dann ginge es mir besser.“
    Sie hält inne, setzt sich an den Küchentisch und starrt auf die braunroten Bodenfliesen. „Wie stellst du dir das jetzt weiter vor? Hast du Horstmann erreicht?“
    Er dreht ihr den Rücken zu und rührt in der Pfanne.
    „Die Wäsche ist gerettet, Mutter. Sieh mal im Badezimmer auf dem Ständer nach.“ Der Stolz macht seine Stimme fest.
    „Na, dann hast du heute ja wenigstens etwas geleistet.“
    Er prüft den Reis mit dem Kochlöffel. Man darf den Kochlöffel nicht am Topfrand abklopfen. Wenn man ihn am Topfrand abklopft, brennt der Reis an.
    „Ich habe dich was gefragt! Hast du Horstmann angerufen?“
    Er dreht sich um, hält den Kopf gesenkt und sieht sie an, indem er die Augen verdreht.
    „Nein, Mutter. Horstmann ist tot. Er ist in dem Haus verbrannt.“
    Ursula Zech ringt nach Luft. Nicht nur ihre Brust hebt und senkt sich, der ganze Körper scheint sich um Sauerstoff ringend zu heben. Sie sieht ihren Sohn nicht an.
    Atemlos leise fragt sie: „Woher weiß du das?“
    Frank dreht sich wieder dem Herd zu. Er hebt den Deckel des Reistopfes.
    „Er ist gestern Abend gekommen und heute Mittag haben sie ihn herausgetragen.“ Er legt den Deckel zurück auf den Topf.
    „Noch zwei Minuten, dann können wir essen.“
    „Du hast gewusst, dass er da war?“ Ihre Stimme hat jetzt wieder diesen Ton. Dieser Ton, der ansteigt, der in seinen Ohren schmerzt.
    Er nimmt den Reis vom Herd und stellt ihn auf die Spüle. Wieder öffnet er einen der Oberschränke, nimmt zwei Teller heraus und verteilt sie auf dem Tisch.
    „Frank, ich habe dich was gefragt! Hör auf mit diesem Rumhantieren. Antworte mir!“, brüllt sie.
    „Ja!“ Er nimmt Messer und Gabeln aus der Schublade und legt sie neben die Teller.
    „Weißt du überhaupt, was hier im Augenblick passiert?“
    Die zweite Gabel noch in der Hand, sieht er sie fragend an.
    „Wie meinst du das?“
    Sie schlägt mit vier Fingern flach auf die Tischkante.
    „Wie ich das meine? Du hast jetzt gar keinen Job mehr! Du hast jetzt nicht mal mehr einen Aushilfsjob! Wie stellst du dir dein weiteres Leben vor?“
    Die Tomatenschalen haben sich abgelöst und liegen wie dünne, rote Würmer in der Soße. Das Gehackte hat er angebraten. Jetzt sind es kleine, braune Bällchen mit unebener Oberfläche zwischen Paprikastreifen, Zucchinischeiben und Tomatenstücken.
    „Ich rede mit dir!“
    Er zuckt zusammen.
    „Ich schreibe doch Bewerbungen. Ich finde schon was. Der Arbeitsmarkt …“
    Wieder schlägt sie auf die Tischkante. „Ich glaube dir nicht!“ Sie dreht sich zur Seite und schiebt ihr krankes Bein vom Tisch weg.
    „Ich glaube dir nicht, dass du dich bewirbst. Ich glaube, dass dir das laue Leben hier gut gefällt! Aber du kannst mir nicht ewig auf der Tasche liegen. So geht das nicht!“
    Er hat Zwiebeln in Würfel geschnitten und Knoblauch gepresst. Er hat das Fleisch gewürzt und es zusammen mit den Zwiebeln und dem Knoblauch angebraten. Das macht diesen Duft, an dem man eine wirklich gute Soße erkennt.
    „Aber Mutter …“
    Sie starrt zornig auf seinen Rücken.
    „Aber Mutter, aber Mutter! Mutter reicht es, verstehst du.“
    Er ist in den Garten raus und hat die Tomaten frisch gepflückt. Er hat das Gehackte aufgetaut und die Paprika aus dem Kühlschrank genommen und in gleichmäßige Streifen geschnitten.
    Er stellt den Topf mit dem Reis auf einen Untersetzer auf den Tisch. Er legt ein Frühstücksbrettchen daneben und stellt die Pfanne darauf.
    Sie zieht ihr Bein zurück unter den Tisch. „Jedenfalls will ich deine Zeugnisse von den Computerkursen.“ Ihre Stimme ist jetzt ruhiger. Das Tramal tut seine Wirkung. „Der Mann von der Christa kann dir vielleicht eine Stelle besorgen. Aber dazu muss er wissen, was du gelernt hast!“
    Das Wasser für den Reis hat er mit zwei Teelöffeln Gemüsebrühe angerührt.
    Wo soll er denn jetzt diese Zeugnisse herbekommen?
    Die Brühe löst sich in kaltem Wasser nicht auf, aber genau so muss man es machen.
    Was fällt dieser Christa-Schlampe ein? Warum mischt

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