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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Fotos. Wann …“
    „Wir packen hier jetzt zusammen. Ich bin in ungefähr einer halben Stunde im Präsidium. Dann geht das schnell.“ Lembach legt auf.
    Der Kaffee hätte helfen sollen, aber Böhm ist müde. Joop ist in sein Büro zurückgegangen und beschäftigt sich weiter mit den gelöschten Bilddateien.
    Böhm starrt ins Leere. Er ist unendlich erschöpft. Nicht diese Müdigkeit, die Schlaf braucht, die etwas Wohliges, Körperliches hat. Nein, es ist dieses ergebnislose Kreisen. Dieses Wissen, dass er sich jetzt mit einem Thema befassen muss, das ihm Angst macht, das er vermeiden will. Und er hat keine Idee, warum er das mit dieser Bestimmtheit weiß.
    Er setzt sich an seinen Platz und weckt den Computer. Wieder geht er die Vermisstenanzeigen durch. Diesmal die aus den anderen Bundesländern. Immer wieder sagt er sich, das mache keinen Sinn. Die Fotos können überall gemacht worden sein. Und doch kann er nicht aufhören zu suchen.
    Lembach bringt die Bilder der Mädchen und die Aufnahmen aus dem Kellerraum. Er sieht alt aus. Tiefe Falten ziehen sich von den Nasenflügeln hinunter bis zum Kinn. Sein sonst eher festes, rundes Gesicht wirkt schlaff.
    „Die Fotos.“ Er legt sie auf den Schreibtisch und ist schon wieder auf dem Weg hinaus. An der Tür bleibt er noch einmal stehen. „Da sind wir noch nicht durch, Peter.“
    Böhm dreht sich mit dem Bürostuhl um 180 Grad und sieht Lembach an. „Du glaubst das also auch?“
    Lembach sieht zur Wand, an der die Bilder von Hortmanns Leiche und der Grundriss des Hauses hängen. „Der Geruch, verstehst du. Da roch es nicht nur nach dem abgestandenen Wasser und Wichse. Da roch es nach Angst.“
    Jetzt endlich weiß er, welche Vermutung in ihm arbeitet. Er hat es noch nicht zu denken gewagt, aber jetzt denkt er es, jetzt fragt er es. „Bernd, ist es möglich, dass die Fotos in dem Raum gemacht worden sind?“
    Lembach kommt zurück zum Schreibtisch und betrachtet noch einmal die Bilder. Dann legt er sie zurück. „Das können wir klären! Ich kümmere mich drum!“
    Und Böhm sucht weiter. Ein Jahr, zwei Jahre, drei und vier Jahre zurück.
    Gegen fünf Uhr morgens wird er fündig. Gegen fünf Uhr morgens hat Joop die Dateien gefunden und Bilder von einem weiteren Mädchen.

    31
    Mutter ist endlich zu Bett gegangen.
    Er schaut durch das Fernglas. Drüben sind immer noch die Scheinwerfer eingeschaltet. Es ist bald Mitternacht und immer noch sind die in der Ruine. Das macht ihn nervös.
    Wann sind die endlich fertig? Da ist nichts mehr!
    Der Horstmann hat die Unterlagen rumliegen lassen. Nein, nicht rumliegen lassen. Er hat sie hingelegt! Er hat sie in die Schreibtischschublade gelegt. Er hat die Aktenordner offen ins Regal gestellt. Alles war arrangiert und er war darauf hereingefallen. Und Jochen hatte ganz überrascht getan, als er ihm von seiner Idee erzählt hatte. Dabei war es gar nicht seine Idee gewesen. Dabei war es, schon lange bevor er davon sprach, verabredet gewesen. Sie hatten ihn nur gebraucht falls was schief gehen sollte. Einen Sündenbock wollten die haben.
    Er atmet erleichtert auf. Es war nie seine Idee gewesen!
    Er lehnt sich an die kräftigen, knorrigen Stämme des wilden Weins. Bis zum Dach reichen die Triebe inzwischen und Mutter will, dass er sie zurückschneidet. Die drücken die Dachpfannen hoch, behauptet sie.
    Das Blattwerk des Weins und des Knöterichs sind wie eine Wand. Die äste ineinander verwoben, in Richtungen gewachsen, die er ihnen vorgegeben hat. In fast drei Metern Höhe hat er sie mit Hilfe von Holzstreben bis an die Hauswand geführt. Ein dichtes Dach über einem zugewachsenen Balkon. In den Seiten und nach vorne heraus kleine Fenster. Alle gleich groß. Zwanzig Zentimeter hoch, Fünfzig Zentimeter breit. Er kann alles überblicken ohne gesehen zu werden.
    Damals, als er das erste Mal in Emmerich war, hatte Jochen ihn mit Bildern abgespeist, die nichts wert waren. Hundert Mark hatte er dafür verlangt, und er war da noch so dumm gewesen und hatte den billigen Schund bezahlt. Er hatte das Kursgeld auf den Tresen gezählt. Eigentlich hatte er die Bilder gar nicht haben wollen. Er hatte nur wissen wollen, wie das so vor sich geht. Ein paar Mal war er hingefahren. Immer hatte Jochen gute, neue Bilder versprochen, aber immer war es der gleiche Schund gewesen. Er war nicht an den Bildern interessiert gewesen. Nie! Er hatte nur mal wissen wollen, wie die so sind. Die guten Bilder.
    Und dann war er mit Jochen durch diese Schranktür

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