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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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falsch spielte, würde ich ihn töten
.
    Er hatte nicht vorgehabt die Dinge so genau zu schildern. Er wollte den groben Verlauf zu Papier bringen und jetzt hatte er bereits mehrere Seiten gefüllt. Versuchte er doch sich zu rechtfertigen? Es war ihm egal, was andere von ihm dachten, wie sie seine Tat beurteilen würden. Auch die Konsequenzen für ihn selbst waren ihm egal. Er wollte die Kette der Ereignisse noch einmal Glied für Glied aneinander reihen. Sie noch einmal, nur mit dem Verstand betrachten. Diese Auflösung seiner bürgerlichen Existenz. Das unmerkliche Auseinandertreiben seiner Moral, seiner Vorstellungen von Recht und Unrecht. Sein naives Vertrauen in diese Gesellschaft scheinen ihm Lichtjahre zurück zu liegen.
    Und doch, selbst nach Miriams Verschwinden hatte er noch an die Arbeit der Polizei geglaubt. Wann war das ins Wanken geraten? Hatte es überhaupt einen bestimmten Moment gegeben? War es nicht eher eine Fülle kleiner Schritte gewesen?
    Er braucht Schlaf. Er muss ausgeruht darüber nachdenken. Eines jedenfalls weiß er genau. Die Bereitschaft zu töten war an diesem Vormittag mit kalter Ruhe in ihm erwacht. Sie war an diesem Vormittag aus tieferen Schichten seines Bewusstseins aufgestiegen und zu einem kristallklaren Gedanken geworden. Einem Gedanken, den er noch nie gedacht hatte und der ihm trotzdem ganz vertraut schien. Ganz selbstverständlich! Eine Möglichkeit, die er immer in sich getragen hatte.

    33
    Lange bevor sie sich selber zeigt, schickt die Sonne im Osten frühes Licht. Die Mondsichel ankert ruhig am heller werdenden Himmel, wartet auf den Augenblick, der sie unsichtbar macht.
    Böhm steht am Fenster.
    Joop hat über hundert Fotos gefunden. Sie sind bear-beitet und verfremdet. Die Gesichter sind nur auf wenigen Bildern zu erkennen.
    Die Kollegen von der Sitte haben nur kurz genickt. „Das ist üblich. Die Fotos, die zum Verkauf angeboten werden, werden so verfremdet, dass man die Kinder nicht erkennt. Ihr habt Glück! Ihr habt immerhin einige Originalfotos.“
    Lembach hatte um sechs Uhr angerufen. „Ja, Peter“, hatte er gesagt. „Alle Bilder sind in Horstmanns Keller aufgenommen worden!“
    Joop hatte ein Wasserglas auf dem Boden zertrümmert, hatte die Fotos auf den Tisch geworfen und war hinübergelaufen in die Polizeisporthalle. „Ich muss mich bewegen“, hatte er gesagt, „bewegen und duschen!“
    Seitdem steht Böhm hier am Fenster. Dieser langsam erwachende Tag zerrt seine Befürchtungen ins Licht.
    Wer war dieser Horstmann wirklich gewesen? Wer war der zweite Tote? War das professionelle Kinderpornographie, mit der sie es jetzt zu tun hatten? Hatte Horstmann die Kinder missbraucht und die Bilder für sich gemacht? Aber warum sollte er sie dann verfremden?
    Und immer wieder kreisen seine Gedanken um diesen einen Sommertag im letzten Jahr. Dieser Sommertag, an dem er zusammen mit Brigitte vor Horstmanns Haus gestanden hatte. Der Gedanke, dass sie dort waren, sich über das schöne Haus unterhielten, während …! Er kann den Gedanken nicht zu Ende denken.
    Mit der dritten Tasse Kaffee ist es halb acht. Er ruft Liefers zu Hause an. Berichtet, was sie bisher haben.
    „Ach du Scheiße!“ Der Kapitän, wie er von allen Kollegen genannt wird, stöhnt auf. „Ich bin in einer Viertelstunde da. Ach und … sieh zu, dass da erst mal keine Informationen an die Presse gehen. Nicht bevor wir absolut sicher sind, verstehst du? Horstmann war nicht irgendeiner. Wenn da Lücken sind, wenn da irgendwas nicht hieb- und stichfest ist, haben die uns am Arsch!“
    „Schon klar! Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass ich jetzt das BKA informiere. Die beiden Mädchen, die wir bis jetzt identifizieren konnten, sind aus Thüringen und Bayern. Die Informationen müssen bei denen zusammenlaufen. Vielleicht haben die ja schon mehr.“
    Beim BKA wird er mit Sabine Ecks verbunden. Sie hört ruhig zu. Streut nur hier und da ein „hmm“ oder „hmhm“ ein. Böhm hört, wie sie zwischendurch immer wieder die Tastatur ihres PCs bearbeitet. Als er mit seinem Bericht zu Ende ist entsteht eine kleine Pause.
    Dann endlich spricht sie in ganzen Sätzen. „Hören Sie, ich sammle alles zusammen, was ich hier an Material habe. Wann sagten Sie, sind die Bilder von dem dritten Kind gemacht worden?“
    Sie spricht mit ruhiger, volltönender Stimme, nicht laut, sondern fest. Er schätzt, dass sie in seinem Alter sein muss.
    „Die ältesten Dateien sind vom 12., 13. und 15. Juli 2002.“
    Wieder wird

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