Morgen ist der Tag nach gestern
Das ist es! Die Teile mit den geraden Rändern kann er nicht sehen. Die Teile mit den geraden Rändern fehlen! Er muss alle Teile noch einmal in die Hand nehmen. Sie drehen und wenden. Nach Farbe und Schattierung sortieren.
Ein einzelner Knall gepaart mit einem Blitzschlag, der irgendwo im Osten der Stadt ein Ziel gefunden hat. Dann gibt es kein Halten mehr. Wassermassen schütten nieder, spülen den Staub von den Dächern und Bäumen, ertränken ihn auf dem Pflaster des Marktes. Innerhalb von Minuten steht der Platz unter Wasser. Der Boden unter den Pflastersteinen ist so trocken, dass er diese Flut nicht aufnehmen kann.
Böhm hält die Hand hinaus, fängt Regen auf und reibt sich die Nässe ins Gesicht.
Erfrischend klare Luft dringt ins Zimmer. In der Ferne hört er die ersten Feuerwehreinsätze. Streifenwagen verlassen mit eingeschaltetem Blaulicht den Hof. Dann jagen die ersten Feuerwehrwagen durch die Stadt. Sirenen jammern atemlos vollgelaufenen Kellern und umgestürzten Bäumen entgegen. Noch einmal saugt er die frische Luft in seine Lunge.
Er geht zurück zum Schreibtisch, hebt die herunter gewehten Blätter auf und macht sich auf den Weg nach unten.
Im Konferenzzimmer stehen Sabine Ecks, Joop, Steller und Lembach am weit geöffneten Fenster.
Joop kommt auf ihn zu.
„Herrlich, oder?“ Er strahlt. Böhm lächelt ihn an.
„Ja, endlich. Ich hoffe, das macht auch unsere Köpfe frei.“
Bongartz und Steeg kommen den Flur entlang. Alle genießen den Augenblick der Abkühlung. Böhm sieht, das Joop Steeg einen bösen Blick zuwirft.
„Lasst uns anfangen.“ Böhm setzt sich ans obere Ende des Konferenztisches, an dem zwölf Mann spielend Platz finden. Hinter sich eine Gebietskarte, ein Flipchart und eine Magnetleiste zum befestigen von Fotos oder Schriftstücken.
Stuhlbeine schaben über den Fliesenboden. Joop fährt sein Notebook hoch, Unterlagen werden sortiert und zu ordentlichen Päckchen zusammengestoßen.
Böhm nickt den anderen zu.
„Lasst uns versuchen, Ordnung in diese Geschichte zu bringen. Ich gebe zu, ich bin ziemlich ratlos. Sammeln wir erst mal alle aktuellen Ergebnisse. Willst du anfangen Kurt?“
Kurt Bongartz nickt. „Eine Scheißgeschichte ist das. Ich habe nicht viel!“ Er fährt sich mit der linken Hand über den roten Schädel. „Ich habe, um die Identität Horstmanns über den Zahnabdruck hinaus sicherzustellen, eine DNA-Analyse beantragt. Das war jetzt beim Überprüfen der Spermaspuren sehr hilfreich. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass die nicht von Horstmann sind.“
Joop hört augenblicklich auf zu tippen.
„Nicht?“ Er sieht Bongartz mit großen Augen an. „Bist du sicher?“
Eine Windböe bringt die geöffneten Fensterflügel in Bewegung und treibt trockene Ulmenblätter ins Zimmer.
Kurt Bongartz zieht die linke Augenbraue hoch und sieht Joop strafend an. „Junger Freund! Wenn ich NICHT sage, meine ich auch NICHT.“
Joop atmet schnaubend aus. „Maar …! Got verdomme. Ich find es wird immer verrückter.“
„Ja, aber das ist das Ergebnis.“ Bongartz hebt, wie zur Entschuldigung, die Schultern kurz an und lässt sie dann wieder fallen.
Böhm fragt, ob man die Fenster nicht schließen sollte. Ein einstimmiges „Nein“ schlägt ihm entgegen. Er lacht. „Ich freue mich über eine so eindeutige Übereinstimmung!“
Bongartz nimmt den Faden wieder auf.
„Was die zweite Leiche angeht, haben wir keine Anhaltspunkte.“ Er sieht hinüber zu Sabine Ecks. „Da könnte das BKA vielleicht behilflich sein. Eure Datenbank zu vermissten Personen wird täglich aktualisiert und ihr erfasst das gesamte Bundesgebiet. Vermisste Männer zwischen dreißig und vierzig würden uns interessieren. Weiß, circa 1,80 groß. Vor allem Vermisstenmeldungen der letzten und der nächsten Tage.“
Sie macht sich Notizen. Dann sieht sie auf und nickt Bongartz zu. „Ja klar. Ich kümmere mich drum.“
Joop schaltet sich ein. „Wenn du dann Kontakt mit uns haben musst, kannst du das bei mir tun. Immer. Dag and Nacht!“
Steeg stöhnt auf.
Joop grinst ihn an und wendet sich dann wieder Sabine Ecks zu. „Ah ja. Das ist übrigens unser Kollege Steeg. Er hatte länger Urlaub als erwartet, darum haben Sie ihn noch nicht kennen gelernt!“
Steeg zieht die Augen schmal. Lembach grinst zufrieden.
„Weiter, Leute!“ Böhm klopft mit den Fingerknöcheln auf den Tisch.
„Kurt, kannst du feststellen, ob das Sperma von dem zweiten Toten ist?“
„Ich habe entsprechendes Material
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