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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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durchbricht, wird das Land dampfen wie ein zu schnell gerittenes Pferd.
    Benjamin Steller meldet sich zu Wort. „Ich halte es zumindest für denkbar. Eine durchaus gängige Praxis ist es, die Mädchen an Bordelle ins Ausland zu verkaufen. Damit ist man sie los und kann noch ein kleines Geschäft machen.“
    Böhm schluckt. Steller hat sicher Recht, aber glauben kann er es nicht.
    „Ich denke, wir sollten die weiteren Ergebnisse hören. Was haben wir über diese Stiftung?“ Er sieht zwischen Joop und Sabine Ecks hin und her.
    Joop nickt Frau Ecks zu.
    „Machen Sie mal. Ich kann dann weiter protokollieren.“
    Sabine Ecks hat jetzt wieder diese monotone, neutrale Stimme, mit der sie schon am Vormittag referiert hat. Heute Morgen hat es ihn abgestoßen. Jetzt hört er den Selbstschutz in dieser distanziert gleichgültigen Art, die Fakten aneinander zu reihen.
    „Wir haben mit Frau Dr. Maeschke, einem weiteren Beiratsmitglied der Maria-Söder-Stiftung, gesprochen. Der Beirat tagt zwei- bis dreimal pro Jahr. Horstmann hat die Mitglieder öfter zwischen den Sitzungsterminen angerufen, wenn schnelle Hilfe erforderlich war. Die aktuellen Unterlagen befanden sich in Horstmanns Sommerhaus. Da fanden übrigens auch die Beiratssitzungen statt. Die Unterlagen der Vorjahre sind in der Rechtsanwaltskanzlei Peters archiviert. Peters gehört ebenfalls dem Beirat an. Wir sind hingefahren und haben alle drei Kinder, bzw. die Familien der Mädchen in den Unterlagen gefunden. Peters war äußert kooperativ. Er hat uns Kopien der entsprechenden Unterlagen überlassen.“
    Sie schaut in die Runde.
    „Vielleicht können wir anhand der Aufzeichnungen die Lücke im Jahr 2001 schließen. Aber darüber hinaus gibt es noch eine interessante Information.“ Sie legt eine Kunstpause ein.
    Die Sonne steht jetzt wieder über dem Marktplatz und Böhms Befürchtungen werden wahr. Das Kopfsteinpflaster dampft. Aufsteigende Feuchtigkeit liegt zwischen den Häusern, wie in einer Waschküche.
    „Horstmann hat seine Sommer auf Korsika verbracht. Sowohl Frau Maeschke als auch Herr Peters sagen aus, dass Horstmann seit Jahren im Sommer drei Monate auf der Insel Urlaub machte.“
    Lembach wischt sich mit einem großen, karierten Taschentuch den Schweiß von der Stirn. Böhm steht auf und schließt die Fenster.
    Warum ist das so? Warum gibt es in dieser Geschichte jede Menge Hinweise, die sich sofort wieder in Luft auflösen? Was läuft hier schief? Was übersehen wir?
    Er geht zurück an seinen Platz. Ratloses Schweigen liegt im Raum. Tausend Puzzleteile und kein Anfang in Sicht.
    Er bedankt sich bei Sabine Ecks.
    „Einige von uns haben seit zwei Tagen kein Auge mehr zugemacht. Wir brauchen ein paar Stunden Schlaf.“
    Steeg verschränkt die Arme und kippelt auf den Hinterbeinen seines Stuhls.
    „Ich halte hier die Stellung“, bietet er verlegen an. „Außerdem würde ich gerne noch mal mit diesem Nachbarn reden. Die Kollegen haben ihn heute Vormittag nicht angetroffen. Aber ein anderer Nachbar hat ausgesagt, dass dieser Zech sich um das Haus von Horstmann gekümmert hat. Dann hatte er doch wahrscheinlich auch einen Schlüssel. Und dann wäre die Frage interessant, warum er mir das vorgestern verschwiegen hat?“
    Böhm nickt ihm anerkennend zu. Ja, vielleicht war das ein Puzzleteil mit einem glatten Rand. Wie gut, dass wenigstens einer von ihnen ausgeschlafen war und logisch denken konnte.

    40
    Barfuß geht er die gestampften, schmalen Wege zwischen den Beeten ab. Die Salatköpfe! Sie liegen wie erschlagen auf dem klatschnassen Boden. Regentropfen haben mit der Kraft von Geschossen Löcher in die lindgrünen Blätter geschlagen. Die Spaliere mit den Kletterbohnen hat der Wind umgerissen und auf das Zwiebelbeet gedrückt. Er tritt auf den aufgeweichten Boden des Beetes und versucht die Stäbe mit den Bohnenranken wieder aufzustellen. Seine Füße sinken tief ein in den schlammigen, warmen Boden. Am Maschendraht, drüben am Ende des Gartens liegen die Köpfe der Gauklerblumen abgerissen auf dem Gras. Tomaten sind abgefallen und zerplatzt. Das feinblättrige Möhrengrün liegt abgeknickt im Matsch.
    Er ist den Tränen nahe. Seine ganze Arbeit! Monatelange Arbeit. Alles vergebens.
    Natürlich hatte er sich Regen gewünscht. Aber … Und jetzt diese feuchte Schwüle. Er muss sich nicht mal bewegen, der Schweiß läuft ihm auch so am Körper herunter.
    Er hatte in der Gaube gesessen und Zeitung gelesen. In der Zeitung hatte nichts gestanden. Die

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