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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Joop über den Rand seiner Nickelbrille an.
    „Wir besuchen sie und verlangen Einsicht in die Unterlagen der Stiftung. Wir müssen wissen, ob die was mit diesen Kindern zu tun hatten! Wenn sie uns den Zugang nicht freiwillig gewähren, reden wir mit dem Staatsanwalt!“
    Nach dem vierten Freizeichen meldet sich eine versierte Informationsstimme.
    „Praxis Dr. Maeschke. Guten Tag. Was kann ich für sie tun?“
    Böhm stellt sich nur mit Namen vor. „Ist Frau Maeschke in der nächsten Stunde noch in ihrer Praxis zu erreichen?“
    Die freundliche Stimme am anderen Ende scheint etwas irritiert.
    „Ähm, ja. Natürlich. Es ist nur … wenn es sich nicht um einen Notfall handelt, müssen sie erst einen Termin vereinbaren.“
    „Es ist ein Notfall, glauben sie mir.“ Böhm legt auf.
    Sabine Ecks steht unschlüssig in der Tür, die Akten vor die Brust gepresst, wie ein Schutzschild.
    „Es würde mich jetzt doch sehr interessieren, was dabei rauskommt. Kann ich mit?“
    Böhm kritzelt die Adresse der Praxis auf einen Zettel und reicht ihn Joop.
    „Ich habe damit kein Problem. Hast du eins?“ Er sieht Joop fragend an.
    „Nej, is gut so.“
    Auf dem Flur lächelt Joop Sabine Ecks an. „Hast du ein gutes Auto?“
    Sie sieht ihn erstaunt an.
    „Ja! Warum?“
    „Nau, wir können wohl gerne mein schöne alte Mercedes nutzen. Es ist nur … er ist ohne Klimaanlage auf diese Welt gekommen.“
    Böhm geht die ersten eingetroffenen Berichte der Nachbarbefragungen durch. Niemand hatte etwas gesehen oder bemerkt. Die üblichen Sätze. „Also wir, wir kümmern uns um unsere eigenen Angelegenheiten.“
    „Wir bespitzeln doch nicht unsere Nachbarn.“
    Einer hatte häufiger Kinder auf dem Grundstück gesehen. „Is ja so. Wenn so ein Haus immerzu leer steht. Der Frank Zech hat sich da ja gekümmert. Der hat die Bengel dann verscheucht. Aber sonst …! Nö, sonst war da nichts!“
    Böhm sieht auf die Uhr. Gleich eins. Jetzt könnte Achim mal langsam erscheinen. Jedenfalls wäre das ein guter Zeitpunkt. Er würde gerne in Ruhe mit Steeg reden. Das war eigentlich nicht seine Art, eine Rufbereitschaft einfach zu ignorieren. Er erlaubte sich schon einiges und Böhm hatte so seine Schwierigkeiten mit Steeg, aber so etwas hatte er sich bisher noch nicht geleistet. Aber Lem-bach hatte Recht. Selbst wenn Steeg einen plausiblen Grund anführen konnte, das ging einfach zu weit. Er hätte sich dann melden und um Übernahme der Bereitschaft bitten müssen. Aber das war eben das Dilemma mit Achim. Achim und freundlich um etwas bitten! Das waren zwei völlig verschiedene Welten.
    Noch mit diesem Gedanken beschäftigt, steht er plötzlich in der Tür.
    „Hallo Chef.“
    Böhm dreht sich mit seinem Bürostuhl zur Seite und sieht ihn an.
    „Achim, mach bitte die Tür zu und setz dich.“
    Steeg räuspert sich, schließt die Tür und setzt sich gewollt lässig auf den Stuhl vor Böhms Schreibtisch.
    Böhm schiebt seine Nickelbrille auf die Stirn und reibt sich die Augen.
    „Achim, du hattest diese Nacht Rufbereitschaft. Du hast Lembach gesagt, ich hätte sie übernommen. Was hast du dazu zu sagen?“
    Steeg zieht die Stirn in Falten und beugt sich vor.
    „Äh, Moment. Ich habe euch doch gebeten, meinen Dienst bis heute Mittag zu übernehmen.“
    Böhm schüttelt bedächtig den Kopf. Er hatte geahnt, dass Steeg das behaupten würde. Wie gut er ihn inzwischen doch schon kannte.
    „Nein, Achim. Du hast um einen halben freien Tag gebeten und den habe ich gewährt. Von der Rufbereitschaft ist nicht die Rede gewesen!“
    Steeg lässt den Oberkörper zurück an die Stuhllehne fallen. Er wird laut.
    „Scheiße, Mann! Dann war das ein Missverständnis. Und überhaupt … wieso brauchte Lembach mich?“
    Böhm atmet tief ein.
    „Es gab neue Spuren am Tatort, aber das tut überhaupt nichts zur Sache. Tatsache ist, es war deine Rufbereitschaft und wenn du jetzt nicht bald eine glaubwürdige Erklärung hast, wieso du nicht zu erreichen warst, gebe ich das weiter. Mir reicht’s!“ Ganz ruhig sagt er das. Ein Angebot! Ein letztes Angebot!
    „Ich …“, Steeg kaut an den nächsten Worten. „Es war dann wirklich ein Missverständnis, ehrlich. Ich habe gedacht, dass die Rufbereitschaft dann auch von Joop oder dir übernommen wird.“ Wieder beugt er sich vor. Wieder wird er laut. „Außerdem, der Tatort ist jetzt drei Tage alt. Wenn Lembach sofort einen vernünftigen Job gemacht hätte, bräuchte er nicht drei Tage später noch jemanden von uns am

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