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Morgen ist der Tag nach gestern

Morgen ist der Tag nach gestern

Titel: Morgen ist der Tag nach gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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Anstalten, Sabine einen Platz anzubieten.
    „Nein, bin ich nicht. Es geht noch mal um Ihr Auto. Sie haben vor gut einem Jahr ausgesagt, dass nur Sie den Wagen fahren. Daran haben wir inzwischen begründete Zweifel.“
    „Ah ja? Und wieso?“ Sie fragt das freundlich.
    „Leben Sie hier alleine?“
    Simone Remmers nickt. „Ja. Die Wohnung gehört mir und ich lebe hier seit sieben Jahren alleine.“
    Eine Eigentumswohnung in dieser Lage, geht es Sabine durch den Kopf. Wieso kauft man sich eine Eigentumswohnung in so einer Lage. Während sie den Blick durch die Wohnung schweifen lässt, um Hinweise auf eine andere Person zu finden, fragt sie weiter. „Keinen Freund?“
    Die Remmers schüttelt den Kopf. Dann sagt sie ironisch: „Was das angeht, da habe ich nach der Arbeit keine große Lust drauf, wenn Sie verstehen.“
    „Verstehe! Hören Sie, ich würde den Wagen gerne untersuchen lassen. Wenn Sie die Wahrheit sagen, dürfte das ja kein Problem sein, oder?“
    Für einen Moment scheint Simone Remmers verunsichert. Dann schüttelt sie den Kopf. „Nach einem Jahr?“
    Sabine gibt nicht auf. „Ja, auch nach einem Jahr noch. Kopfstützen z.B. halten die kleinsten Partikel fest.“ Blufft sie weiter.
    Die Remmers geht zum Schreibtisch hinüber und zündet sich eine Zigarette an. „Es gibt einen Stammgast im ‚Livingroom‘. Der hat regelmäßig geschäftlich hier zu tun. Und dann wohnt er hier.“
    Sabine Ecks zieht ihren Notizblock hervor.
    „Und dann benutzt er auch Ihr Auto!“
    „Wenn er mit dem Zug kommt, ja!“
    „Wie heißt er.“
    „Er heißt Grefft. Jochen Grefft.“
    „Adresse?“ Sie hält ihre Aufregung unter einer professionellen, kühlen Stimme verborgen. Aber sie ist sich sicher, ganz sicher, dass das hier ein Durchbruch ist.
    „Ich weiß nur, dass er in Duisburg lebt. Macht irgendwas im Bereich Werbung. Internet und so.“
    „Was soll das heißen? Internet und so?“
    „Ich weiß es doch nicht!“, schreit Simone sie an. „Ich habe mich da nicht drum gekümmert. Der hat hier immer für ein paar Tage gewohnt und das hat er verdammt gut bezahlt.“
    „Wann war er das letzte Mal hier?“
    Sie geht zum Schreibtisch und schnippt die Asche ihrer Zigarette in einen schweren, gläsernen Aschenbecher.
    „Vor drei Tagen.“
    Hab ich gut geblufft, geht es Sabine durch den Kopf. Von wegen, Spuren von vor einem Jahr.
    „Wann ist er abgereist?“
    „Das weiß ich nicht. Aber es war schon merkwürdig.“
    „Was war merkwürdig?“
    „Er hat alle seine Sachen hier gelassen. Hat nachts das Auto an der Straße abgestellt und die Schlüssel in den Briefkasten geworfen. Seitdem habe ich ihn nicht mehr gesehen.“
    „Wo sind seine Sachen?“ Sabine Ecks fragt vorsichtig. Nicht weil sie denkt, die Frau könnte plötzlich blocken. Nein, weil sich ihre Gedanken überschlagen und sie sich zur Ruhe zwingen muss.
    Die Remmers nickt mit dem Kopf zur Zimmertür neben dem Sideboard. „Das Zimmer bewohnt er, wenn er hier ist.“
    Sabine öffnet die Tür. Sie findet ein ordentlich gemachtes Bett, eine Reisetasche mit Schmutzwäsche und einige Kleidungsstücke im Schrank. Sie durchsucht Hosentaschen und Jacketttaschen. Nichts. Auf dem Nachttisch liegt ein Kulturbeutel. Sie öffnet ihn. Kamm, Zahnbürste, Zahnpasta, Rasierwasser und drei unbeschriftete Tablettenröhrchen. Sie schließt den Reißverschluss und nimmt die Tasche mit. Im Hinausgehen sagt sie: „Frau Remmers, die Kollegen aus Wesel werden sich bei Ihnen melden. Halten Sie sich zur Verfügung.“
    Für ihre Falschaussage würde Simone Remmers sich zu verantworten haben. Aber darum würden sich die zuständigen Kollegen kümmern.

    46
    Das war kein guter Tag gewesen. Gar kein guter Tag.
    Er sitzt nackt in seinem Bett. Die Beine weit von sich gestreckt, die Hände mit ineinander geflochtenen Fingern in den Schoß gelegt. Die Nacht ist von warmer Feuchtigkeit. Die Tischlampe wirft diffuses, gelbliches Licht ins Zimmer, das blass über Bett und Boden krabbelt und sich an den Wänden verliert. Das dünne Laken, das den feuchten Dunst und seinen Schweiß aufsaugt, klebt auf dem Körper. Den Blick starr auf die Holzverkleidung der gegenüberliegenden Wand gerichtet, versucht er die Dinge zu sortieren.
    Kein guter Tag! Das Gewitter. Die zerschlagenen Salatblätter. Die aufgeplatzten Tomaten! Die Hypothek auf dem Haus!
    Weil Mutter eine Angestellte braucht. Weil sie faul geworden ist und sein Geld dieser Christa-Schlampe in den Hals wirft. Und zum Dank hetzt

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