Morgen ist der Tag nach gestern
dieses Miststück gegen ihn.
Die Holzpaneele haben ungleichmäßige Asteinschlüsse. Die Maserungen laufen wie schmale Wege die Bretter hinauf. Dann enden sie plötzlich, wie Pfeilspitzen. Die Asteinschlüsse stören die Bahn.
Mutter hatte nach ihm geschlagen. Sie hatte ihre Krücke nach ihm geworfen. Das war Christas Schuld. Christa, die blöde, alte Fotze!
Die Asteinschlüsse scheinen wahllos in den Brettern verteilt, aber so ist es nicht. Sie kehren wieder. Die beiden kleinen, nebeneinander liegenden, finden sich auch auf dem zweiten Brett. Nicht auf der gleichen Höhe, nicht so tief, sondern oben, fast unter der Decke.
Sein Haus! Es gehört der Bank. Sein Garten? Alles nur wegen dem blöden Laden. Sie hat einfach das Haus, sein Haus, verschuldet und ihn nennt sie einen Betrüger.
Und auch das Astloch, gut zwanzig Zentimeter tiefer, taucht auf dem Paneel daneben wieder auf. Sie sind falsch angebracht worden. Chaotisch, nachlässig. Er schließt die Augen. Ein Wirrwarr, das in den Augen schmerzt.
Dieses Miststück hat seine Zeugnisse nicht mitgenommen. Hat behauptet, sie wären gefälscht. Aber er hat sich Mühe gegeben. Er ist extra losgefahren, hat Vorlagen im Internet gesucht, hat Kopien angefertigt. Wieder und wieder. Bis sie gut waren. Das war viel Arbeit gewesen. Zwei Stunden hat er gebraucht.
Wieder starrt er die Holzwand an. Man müsste sie herunternehmen und neu anbringen. Gleiche Asteinschlüsse auf gleicher Höhe. Die Maserungen so nebeneinander legen, dass die Bahnen gleichmäßig die Wand rauf und runter laufen.
Und dann war auch noch dieser Polizist gekommen. Dieser Steeg. Wie der ihn angesehen hat. Schon an der Tür hat er ihn so angesehen. So stur und undurchdringlich. So böse. Ein böser Mensch war das. Das hat er schon bei seinem ersten Besuch gemerkt.
Er könnte die Paneele abnehmen und neu anbringen. So wie es richtig war, so wie die Bretter auch in dem Baum gelegen haben, aus dem sie geschnitten sind. Aber dann muss er …?
Der Hausschlüssel! Horstmanns Hausschlüssel, hat dieser Steeg wissen wollen. Sie haben doch sicher einen Schlüssel, hat er gefragt, und er hat „ja“ gesagt. Mutter hat am Küchentisch gesessen. Ganz still. Sie hat ihn nicht angesehen. Ihn nicht und diesen Polizisten nicht. Am liebsten hätte er die Wahrheit gesagt. „Natürlich hat Horstmann mir einen Schlüssel gegeben. Das gehörte schließlich zu seinem Plan.“
Aber das wäre nicht gut gewesen. Noch nicht!
Die Bretter waren alle falsch geschnitten. Wenn man die Asteinschlüsse ordnen wollte, müsste man sie anders zuschneiden. Dann würden überall Schnittstellen zu sehen sein.
Ob Horstmann sich immer angemeldet hat, wollte er wissen. Nein, hat er gesagt. Nicht immer. Und das war die Wahrheit.
Oben, am Anfang des zweiten Paneels muss man ungefähr vier Zentimeter abnehmen. Das Stück gehört an das Ende eines anderen Paneels. Man muss dann nach dem anderen Brett suchen.
Und dann hat dieser Polizist ihn reingelegt.
Ob Horstmann im Sommer des letzten Jahres da gewesen wäre?
Er hat genickt. Mutter hat den Kopf gehoben und ihn angesehen. Sie hat einen ganz schmalen Mund gezogen und ihre Augen haben gebohrt. Sie hat nichts gesagt. Aber sie hat ihn nervös gemacht.
„Ich weiß es nicht so genau.“ Das hat er zu ihr gesagt, nicht zu ihm.
Er schließt die Augen, kneift sie fest zu. Es kann sein, dass Stücke fehlen. Wenn die Bretter länger waren als das Zimmer hoch, könnte es sein, dass Stücke abgesägt worden sind. Sie laufen ohne Naht die Wand entlang. Wenn sie ohne Naht …
Dieser Steeg hat in seinem kleinen Block geblättert und gesagt: Gestern haben sie aber ausgesagt, dass Horstmann im Sommer nie hier war!
Er hat da nicht drauf geantwortet, nur mit den Schultern gezuckt.
Mutter hat den dann gefragt, was das soll? Was das Feuer von vorgestern mit letztem Sommer zu tun hat. „Was wollen Sie von meinem Sohn? Sie sehen doch, dass er es nicht so genau weiß!“ Und dabei ist sie schon ein bisschen laut geworden.
Es fehlen Paneelstücke! Auf dem Brett ganz links gibt es einen großen Asteinschluss, den er auf keinem der anderen wiederfinden kann. Die Maserung läuft breit bis zum Ende des Brettes. Auf keinem der anderen Bretter kann er den weiteren Verlauf dieser breiten Holzzeichnung erkennen. Sie haben wahllos Teile abgeschnitten. Ohne Sinn und Verstand!
Und dann hat dieser Steeg gesagt, im Horstmannhaus wäre im letzten Sommer ein Kind festgehalten worden. Im Keller.
Mutter hat das
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