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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich mich gewissermaßen.«
    »Narr sind Sie keiner, wie?«
    Diese sarkastische Frage konnte sich Dr. Penzolt erlauben, da er und Dr. Schrader über ein gutes kollegiales Verhältnis hinaus fast befreundet miteinander waren.
    Dr. Penzolt schüttelte den Kopf. Die beiden verabschiedeten sich voneinander und Dr. Schrader fuhr zu Dr. Kämmerer, dem pensionierten Amtsgerichtspräsidenten von Minden, der ihn erfreut begrüßte und sagte: »Das ging aber rasch. Sie kommen doch, um mir zu sagen, daß Sie mein Angebot annehmen?«
    »Nein, Herr Präsident.«
    »Nein?« Dr. Kämmerer zeigte sich enttäuscht. »Wieso nein?«
    »Ich würde Ihnen ja gerne zusagen, aber wahrscheinlich werden Sie keinen Wert mehr auf mich legen …«
    »Warum in Dreiteufelsnamen soll ich keinen Wert mehr auf Sie legen?«
    »Dazu muß ich etwas ausholen«, erwiderte Dr. Schrader und setzte, nachdem er sich umständlich eine Zigarre angezündet hatte, hinzu: »Korngold war bei mir.«
    »Wer ist Korngold, zum Teufel?«
    »Der Prozeßgegner von Bergschulte.«
    »Himmelherrgott, wer ist Bergschulte?«
    »Jener für tot erklärte Heimkehrer, von dem ich Ihnen erzählte.«
    »Woher soll ich das riechen? Herr Rechtsanwalt«, sagte Dr. Kämmerer, »Sie scheinen mir etwas durcheinander. So kenne ich Sie nicht. Würden Sie mir verraten, warum Sie durcheinander sind?«
    »Wir sind ja schon beim Thema, Herr Präsident. Korngold wollte, daß ich ihn vertrete …«
    »So? Wollte er das? Schöner Zufall. Sie haben ihm daraufhin, hoffe ich, gleich gesagt, daß er sich jedes weitere Wort sparen kann, weil Sie seinen Gegner schon vertreten …«
    »Nein.«
    »Was nein?«
    »Ich habe ihm das nicht gesagt.«
    »Sondern?«
    »Ich ließ ihn reden.«
    »Waaas?«
    Dr. Kämmerer kam aus seinem tiefen Clubsessel hervor.
    »Er hat restlos ausgepackt, Herr Präsident.«
    Dr. Kämmerer stand schon halb.
    »Er lieferte mir ein perfektes Geständnis, Herr Präsident.«
    »Herr Rechtsanwalt«, sagte Dr. Kämmerer, zu seiner vollen Größe aufgerichtet, mit drohender Stimme, »korrigieren Sie mich, bitte, sagen Sie mir, daß ich mich verhört habe …«
    »Nein, Herr Präsident.«
    »Ich habe mich nicht verhört?«
    »Nein.«
    »Mein Eindruck ist also richtig, daß Sie in der gröblichsten Weise Ihre Pflicht verletzt haben?«
    »Ja.«
    Daraufhin konnte Dr. Kämmerer nur die Frage an Dr. Schrader richten: »Sind Sie wahnsinnig?«
    Dr. Schrader breitete in einer überzeugenden Unschuldsgeste seine Hände aus, während er antwortete: »Ich konnte nicht widerstehen. Die Verführung war zu groß. Sie hätten hören müssen, was der Kerl sagte –«
    »Das interessiert mich nicht!« unterbrach Dr. Kämmerer energisch und fragte rasch: »Was hat er denn gesagt?«
    »Er werde sogar beschwören, daß Bergschulte ihm auftrug, seiner Frau seinen Tod zu melden, um von ihr loszukommen. Er sei auch deshalb sicher, zu gewinnen, weil er Geld habe, mit dem er sich den besten Anwalt leisten könne, und der mittellose Heimkehrer keines. Das ist ein ganz übles Subjekt, Herr Präsident.«
    Dr. Kämmerer schwieg. In seinem Gesicht arbeitete es. Seine Backenknochen mahlten. Das war ein Zeichen eines großen inneren Zornes, der in ihm wütete. Plötzlich stieß er hervor:
    »Diese Suppe muß ihm versalzen werden!«
    »Der Meinung bin ich auch, Herr Präsident.«
    »Aber wie?«
    »Wenn's nicht anders geht, lasse ich mich vom Gericht in den Zeugenstand rufen, Herr Präsident.«
    Ein zweites Mal rief Dr. Kämmerer: »Sie sind wahnsinnig! Damit sind Sie Ihre Zulassung als Anwalt los!«
    »Ich will's ja auch nur im äußersten Notfall dazu kommen lassen, Herr Präsident.«
    »Und wer oder was garantiert Ihnen, daß der äußerste Notfall nicht eintritt?«
    Dr. Schrader zuckte die Schultern, und beide verstummten. Wieder arbeitete es in Kämmerers Gesicht. Auf einmal entkrampften sich seine Züge. Ein guter Gedanke war ihm gekommen. Er lächelte und sagte: »Eine Lösung gäb's ja …«
    »Welche, Herr Präsident?« fragte Dr. Schrader rasch. Er hoffte, daß Kämmerer sich auf dem richtigen Weg befand. Deshalb war er, Schrader, ja auch hergekommen.
    »Ich habe Ihnen doch auch den Posten eines Geschäftsführers bei meiner Stiftung angeboten, Herr Rechtsanwalt …«
    Dr. Schrader nickte. Er ist auf dem richtigen Weg, dachte er erfreut.
    »Und dazu«, fuhr Dr. Kämmerer fort, »brauchen Sie nicht unbedingt die Zulassung als Rechtsanwalt. Leben könnten Sie sehr gut von dem Gehalt, das ich Ihnen aussetze. Was

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