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Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gemacht.«
    »Aber bitte, bitte.« Korngold winkte lächelnd ab. »Ich hätte Ihre wohlverdiente Ruhe auch nicht gestört, wenn mein Fall nicht so außergewöhnlich und – wie soll ich mich ausdrücken – pikant wäre. Um es glatt herauszusagen: Ihre Kollegen in Vlotho haben es rundweg abgelehnt, mich zu vertreten.«
    »Sie kommen aus Vlotho?« antwortete Dr. Schrader.
    Bei sich dachte er, irgendwie verfolgt mich in letzter Zeit Vlotho. Zwischen meinem Mandanten Bergschulte und Vlotho gibt's ja auch Zusammenhänge.
    »Kennen Sie den Ort?« fragte Korngold.
    »Kaum«, erwiderte Dr. Schrader und fuhr, da sich der andere noch nicht vorgestellt hatte, fort: »Wie war Ihr Name, bitte?«
    »Oh, verzeihen Sie mein Versäumnis. Ich heiße Korngold …«
    Das gibt's ja nicht, durchzuckte es Schrader, jetzt fehlt nur noch, daß er auch Heinrich heißt.
    »Heinrich Korngold«, ergänzte dieser.
    Dr. Schrader blieb eiskalt. Gute Anwälte müssen sich in der Hand haben, sonst können sie ihren Beruf gleich aufgeben und Steine klopfen gehen.
    »Und was führt Sie zu mir, Herr Korngold?«
    Statt einer Antwort legte Korngold schweigend den Abschiedsbrief Linas auf den Schreibtisch. Dr. Schrader las den Brief ebenso stumm, dabei schossen ihm eine Menge Gedanken durch den Kopf:
    Ich muß den Kerl sofort rauswerfen. Ich muß ihm sagen, daß ich seinen Kontrahenten Bergschulte vertrete. Wenn ich das nicht tue, sondern der Versuchung erliege, ihn auszuhorchen, handle ich grob pflichtwidrig und mache mich sogar strafbar. Ich sprenge mich als Anwalt selbst in die Luft. Ich werde ihn also jetzt vor die Tür setzen.
    »Herr Korngold«, sagte er, diesem den Brief zurückgebend, »soviel ich sehe, hat Ihre Frau Sie verlassen. Sie wollen also von ihr geschieden werden, nehme ich an.«
    »Im Gegenteil, Herr Rechtsanwalt!«
    »Wie bitte?«
    »Im Gegenteil, ich denke gar nicht daran, meine Frau freizugeben!«
    Warum breche ich das Gespräch nicht augenblicklich ab, dachte Dr. Schrader. Ich muß es tun, sonst bringe ich mich selbst in Teufels Küche.
    »Dann sprechen Sie doch mit ihr«, fuhr er fort. »Haben Sie das schon versucht?«
    »Das hat keinen Zweck, Herr Rechtsanwalt. Sie will zurück zu ihrem Mann.«
    »Zu ihrem Mann? Ihr Mann sind doch Sie!«
    »Ihr zweiter, Herr Rechtsanwalt.«
    »Ich verstehe. Ihre Frau war schon einmal verheiratet und wurde geschieden …«
    »Nein.«
    »Was heißt nein? Wenn Ihre Frau ein zweites Mal geheiratet hat, muß sie doch von ihrem ersten Mann geschieden gewesen sein …«
    »Sie war verwitwet.«
    »Verwitwet? Das wird ja immer toller, Herr Korngold. Sie sagten mir doch, daß sie zu ihrem ersten Mann zurück will. Das muß sie uns aber erst einmal vormachen – als Witwe dieses Mannes. Ist sie verrückt?«
    Dich kriege ich schon, Bursche, dachte Dr. Schrader. Dir ziehe ich die Würmer aus der Nase, warte nur.
    Aber im nächsten Augenblick sagte er sich: Wahnsinn! Was ich mache, ist Wahnsinn! Schluß jetzt!
    »Ich habe das Gefühl, Herr Korngold«, fuhr er fort, »daß Sie mir noch lange nicht alles gesagt haben. Da stimmt doch etwas nicht in der Geschichte?«
    Heinrich Korngold zierte sich nicht mehr lange. Das hätte auch gar keinen Zweck gehabt. Zu was war er denn hergekommen? Er mußte die Karten auf den Tisch legen.
    »Ich will es kurz machen, Herr Rechtsanwalt«, begann er. »Fritz Bergschulte – das ist der erste Mann meiner Frau – war ein Kamerad von mir beim Militär. Wir gerieten beide in Gefangenschaft und saßen in einem russischen Schweigelager. Ich wurde ein paar Jahre früher entlassen. Er bat mich, seine Frau aufzusuchen und ihr ein Lebenszeichen mitzubringen –«
    »Welches Lebenszeichen?« unterbrach Dr. Schrader lauernd. Dieser Punkt war ja von größter Wichtigkeit.
    »Einen aus dem Lager herausgeschmuggelten Brief, Herr Rechtsanwalt. Ihn sollte ich überbringen.«
    »Und?«
    »Ich habe das nicht getan.«
    »Und was haben Sie statt dessen getan?«
    »Den Brief vernichtet.«
    »Ist das alles?«
    »Ich habe ihr auch noch gesagt, daß ihr Mann tot ist.«
    »Und darauf basierte die schließliche Todeserklärung«, sagte Dr. Schrader, »denn die war ja nötig, damit sich Frau Bergschulte als Witwe wieder verehelichen konnte – oder nicht?«
    »Ja.«
    Dr. Schrader erhob sich, ging einige Male hin und her, blieb vor Korngold stehen und stieß hervor: »Sagen Sie mal, was haben Sie sich dabei eigentlich gedacht?«
    »Ich wollte die Frau haben. Es war Liebe auf den ersten Blick.«
    »Aber es

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