Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgen ist ein neuer Tag

Morgen ist ein neuer Tag

Titel: Morgen ist ein neuer Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Kraft«, fuhr Herten fort, »die mich auf meinen Reisen begleitet. Ich bin viel unterwegs, kreuz und quer durch Deutschland. Ich weiß nicht, ob Sie das bringen, was Sie da leisten müßten. Ich will es aber mit Ihnen versuchen. Ich befinde mich in einer Zwangslage. Sie sind die sechste innerhalb kurzer Zeit. Eine Reisesekretärin muß selbständig disponieren können, muß immer verfügbar sein, muß dem Chef alles abnehmen, was überhaupt ihm abzunehmen ist. Trauen Sie sich das zu?«
    »Ich – ich weiß nicht.« Lina schüttelte an sich selbst zweifelnd den Kopf. »Aber ich will es versuchen.«
    »Sie müssen mehr Mut haben!« Hans Herten stand auf. »Wenn Sie sagen: Ja, es geht – dann wird es gehen! Vielleicht fehlt Ihnen wirklich nur das nötige Selbstvertrauen. Ich verspreche Ihnen auch, anfangs ein Auge zuzudrücken.« Er streckte ihr die Hand hin. »Versuchen wir es, Frau Korngold. Wenn's klappt, verdopple ich Ihr Gehalt.«
    »Aber nein … nein …« Lina wischte sich über die Stirn. »Das ist doch viel zuviel …«, stammelte sie. »Ich bin ja schon dankbar, wenn Sie mich überhaupt behalten.«
    »Reden Sie nicht! Wollen Sie? Ja oder nein?!«
    »Natürlich!« Sie drückte ihm begeistert die Hand, die sie ergriffen hatte. In ihren Augen standen Tränen. »Dann kann ich ja eine Menge sparen, viel mehr, als ich dachte. Mein Gott, wird sich Fritz freuen!«
    »Fritz heißt Ihr Mann?«
    »Ja. Fritz Bergschulte.«
    »Vielleicht finden wir ihn auf einer unserer Reisen«, sagte Hans Herten fröhlich. »Wissen Sie, was wir dann machen?«
    »Nein.«
    »Dann nehmen wir ihn am Kragen, schleifen ihn zum Auto und entführen ihn einfach nach Dortmund.«
    »Das wäre herrlich.« Lina Korngold wischte sich über die Augen. Es war eine zaghafte, mädchenhafte und in der Bewegung zärtlich wirkende Geste. »Sie sind so gut zu mir, Herr Harten«, sagte sie dankbar.
    »Ich helfe gerne den Menschen, die weniger Glück im Leben hatten als ich. Das ist eine Christenpflicht, die leider heute nur noch selten geübt wird, weil der Egoismus modern geworden ist. Ich hasse die Menschen, die immer nur an sich selbst denken und an dem hungernden Bruder vorbeigehen, ja sogar noch empört sind, daß er es wagt, sie anzuflehen. Sie und Ihr Mann haben großes Leid erfahren. Sie sollen es auch wieder vergessen, wenn ich dies ermöglichen kann.« Und plötzlich nickte er und sagte schroff, wieder im so gefürchteten Büroton: »Guten Abend, Frau Korngold.«
    »Guten Abend, Herr Herten.«
    Lina nickte und verließ das Büro.
    Doppeltes Gehalt, dachte sie selig. Ihr Herz trommelte gegen die Rippen, als wollte es den Panzer der Brust sprengen. Ein solcher Verdienst genügte ja vollauf für sie beide, sollte es Fritz nicht so schnell gelingen, Arbeit zu finden. Jetzt brauchte er nicht mehr zu warten, jetzt konnte er kommen.
    Sie besann sich.
    Kommen? Wo war er denn? In Braunschweig? Muß ein Mensch, wenn er einen Brief aus Braunschweig schreibt, auch dort wohnen? Dieser Gedanke kam ihr jetzt plötzlich und machte sie hilfloser als vorher. Die ganze Unmöglichkeit, Fritz Bergschulte zu finden, kam ihr zum Bewußtsein. Sie mußte sich mit dem abfinden, was Fritz ihr schrieb: Warten. Schlimmstenfalls warten, bis erst der Prozeß sie wieder zusammenführte.
    Der Prozeß. Lina wurde zum Automaten. Sie gewahrte kaum mehr, daß sie in eine Straßenbahn stieg, daß sie von dieser hin- und hergeschleudert wurde, daß sie im Gedränge der vollen Bahn stand und zur Seite gestoßen wurde, wenn die Leute ausstiegen. Ganz in ihren Gedanken versunken, wurde sie zum Objekt ihrer Umwelt, die mit ihr recht unsanft verfuhr, ohne daß sie es merkte.
    Der Prozeß.
    Bei ihm würde sie Fritz wiedersehen. Und vor aller Welt würde sie sich zu ihm bekennen und mit ihm gemeinsam den Saal verlassen.
    Arm in Arm.
    Hinein in ein neues Leben.
    In eine neue, ersehnte Liebe …
    Dr. Schrader war bester Laune. Einen seiner Industrieprozesse hatte er gestern zu einem glücklichen Abschluß gebracht, und das hatte schon etwas heißen wollen bei einer Sache, die man in Juristenkreisen ›oberfaul‹ genannt hatte. Das Honorar daraus berechnete sich äußerst großzügig, und so konnte er daran denken, sich einen großen Wunsch zu erfüllen und einen neuen Wagen zu kaufen.
    An diesem Morgen lagen vor ihm die gestern noch bestellten und heute mit der Post gekommenen Stapel von Angeboten der verschiedenen Automarken. In großen, bunten Kunstdruckprospekten priesen sie die Vorzüge

Weitere Kostenlose Bücher