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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Beschleuniger. Eine andere populäre Methode, Arbeit vorzutäuschen, ist die strategische
     Verhinderung: Man ruft seinen Kollegen, den man für die Erledigung einer Aufgabe braucht, genau dann an, wenn er mit Sicherheit
     in einem Meeting sitzt. »Dahinter steckt die Mär vom süßen Nichtstun, die Illusion, es sei toll, im Büro freie Zeit zu haben«,
     sagt Rothlin. Doch in Wahrheit |48| fühlen sich die Betroffenen schnell schlecht, sind gereizt und abends müde, obwohl sie nicht gearbeitet haben.
    Klingt nach einem neuen Trendleiden wie Mobbing? Für manche Kommentatoren ist die Aufregung um den so genannten Bore-out ein
     Schwindel oder zumindest kräftige Übertreibung. Die
Frankfurter
Allgemeine Zeitung
(
FAZ
) hat bei Ärzten und Unternehmen nachgefragt und durchaus harte Belege für die Alltagserfahrung gefunden, die wohl jeder Büroarbeiter
     so schon kennen gelernt hat: »Das Phänomen Bore-out spitzt sich zu«, sagt da zum Beispiel Manfred Nelting, Ärztlicher Direktor
     der Gezeiten Haus Klinik in Bonn. Er nennt unter anderem die wachsende Zahl der Beschäftigungsgesellschaften, in die Mitarbeiter
     abgeschoben werden, die im Unternehmen eigentlich überflüssig sind: »Es ist sinnlos, einfach nur Akten hin- und her zu tragen.
     Die Folge können durchaus schwere Depressionen oder andere gesundheitliche Schwierigkeiten sein«, fügt er hinzu. Sogar Selbstmorde
     kämen angesichts der Sinnlosigkeit der übertragenen Aufgaben in solchen Situationen vor. Eine Unternehmenssprecherin der Deutschen
     Bank erklärte der
FAZ
: »Wir haben zu diesem Thema bisher keine Statistiken. Allerdings sehen wir seit vielen Jahren einen Bedarf beim Thema Stress,
     der durch Über-, aber auch durch Unterforderung entstehen kann. Diese Probleme haben zugenommen, und um entsprechenden Belastungen
     vorzubeugen, haben wir eine Reihe an Angeboten, die die Gesundheit unserer Mitarbeiter fördern.«

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Der volkswirtschaftliche Verlust durch Langeweile
    Was immer man von solchen Modebegriffen hält, die nicht selten nur das Medienbedürfnis nach immer neuen Schreckensschlagzeilen
     füttern – eins steht fest: Der volkswirtschaftliche Verlust durch Langeweile im Büro und ineffiziente Arbeitsabläufe ist nachweislich
     enorm. Laut Gallup-Institut verlieren deutsche Unternehmen jährlich 220 Milliarden Euro durch mangelnde Motivation von Mitarbeitern.
     Der jüngste Engagement-Index des Marktforschungsunternehmens zeigt, dass 87 Prozent der deutschen Beschäftigten |49| keine echte Verpflichtung gegenüber ihrer Arbeit empfinden. Der gesamtwirtschaftliche Schaden durch solche negativen Einstellungen
     geht in dreistellige Milliardenbeträge.
    Ähnlich erschreckend klingen die Zahlen des Arbeitsklima-Barometers 2008 des IFAK Instituts aus Taunusstein: Fast zwei Drittel
     (63 Prozent) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer fühlen sich ihrem Arbeitgeber nur mäßig verbunden; 22 Prozent haben innerlich
     bereits gekündigt, und nur 15 Prozent bekunden eine hohe Verbundenheit mit dem Arbeitgeber. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,
     bei denen die Bindung schwach ausgeprägt ist, zeigen geringere Eigeninitiative und weniger Verantwortungsbewusstsein in ihren
     Unternehmen. Beschäftigte, die nur eine geringe Bindung zu ihrem Arbeitgeber aufweisen, fehlen durchschnittlich 9,3 Tage pro
     Jahr; bei hoher Bindung sind es nur 5,9 Tage. Außerdem verbringen »Ungebundene« am Arbeitsplatz mehr Zeit mit arbeitsfernen
     Dingen. Mitarbeiterbindung hingegen steigert die Innovationsfähigkeit der Unternehmen. Erwerbstätige mit hoher Bindung zum
     Arbeitgeber bringen im Durchschnitt fast zwanzig Ideen und Verbesserungsvorschläge im Jahr ein. Bei Erwerbstätigen ohne Bindung
     sind es nicht mal halb so viele. Arbeitnehmer, die sich nur wenig mit dem Unternehmen identifizieren, denken auch eher über
     einen Arbeitsplatzwechsel nach. So stimmte bei der Befragung nur ein Drittel derjenigen, die sich nicht an die Firma gebunden
     fühlen, der Aussage uneingeschränkt zu: »Ich habe die Absicht, auch in einem Jahr noch für mein derzeitiges Unternehmen zu
     arbeiten.« Für die Studie wurden im März und April 2008 repräsentativ ausgewählte Arbeitnehmer in Deutschland telefonisch
     befragt.
    Wie Motivation, Produktivität und Kreativität von Mitarbeitern in der Easy Economy dadurch steigen, dass ihre Arbeitgeber
     ihnen mehr Freiheit, Flexibilität und Eigenverantwortung zugestehen, wird im zweiten Teil des Buches Thema sein.

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