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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Subunternehmer mit hohen Flexibilitätsgraden kreative Arbeiten zuliefern, sitzt ein Kern von fest angestellten Managern
     noch länger in den Büros und organisiert den digitalen Bienenschwarm des mobilen Crowdsourcing. Diesen Festangestellten ähnliche
     Freiheiten zu ermöglichen wie ihren Zulieferern muss Ziel der Easy Economy ein. Realistisch ist das. Tapscott hat für sein
     Buch viele Wirtschaftsführer interviewt – die meisten von ihnen waren sich einig, dass für Unternehmen die größten Chancen
     darin liegen, mit neuen Philosophien der Arbeitsplatzgestaltung zu experimentieren: »Die Beschäftigten bauen ihre eigenen
     selbst organisierten Verbindungen auf und bilden bereichsübergreifende Teams, die in der Lage sind, als globale Belegschaft
     in Echtzeit zu interagieren.« Eine solche Dezentralisierung der Arbeit und der Arbeitsplätze werde in den nächsten Jahren
     der bestimmende Trend sein.
    Tapscotts Fazit: Das Büro und die Firmenzentrale würden nicht verschwinden. »Aber es wird immer weniger zwingende Gründe geben,
     monolithische reale Arbeitsplätze zu organisieren, auf denen sich die überwältigende Mehrheit der Inhaber täglich einfinden
     muss.« Das sieht auch Frank Frößler so. Der wissenschaftliche Mitarbeiter am Centre for Innovation, Technology and Organisation
     am University College Dublin hat untersucht, wie zum Beispiel die Nutzung der Internet-Videotelefonie Skype ein Unternehmen
     verändert. Ergebnis: Kollaborative Technologien sorgen sogar für mehr und bessere Kommunikation unter Mitarbeitern als der
     gute alte Flurfunk im physikalischen Büro. »Anstatt Informationen in Datenbanken abzulegen nimmt der Mensch wieder eine zentralere
     Stelle in der Organisation von Arbeit ein. Fragen werden durch kurze Chatnachrichten geklärt, Meetings so organisiert, und
     teilweise auch komplexe Aufgaben gelöst. Man kooperiert intensiv in Bereichen, in denen man es vorher nicht getan hätte und
     kann im Idealfall so ein |79| besseres Verständnis von der Arbeitsumgebung und den Problemen erlangen.«
    Damit dies zustande komme, seien allerdings Voraussetzungen nötig: Das Management müsse eine selbstständige Arbeitsweise etablieren,
     nur dann würden die Mitarbeiter proaktiv Informationen austauschen. Frößler: »Das bedeutet auch, dass sich die Rolle des Managements
     verändert. Es geht darum, Rahmenbedingungen zu schaffen und diese durchzusetzen anstatt der klassischen Kontrollrolle.« Mitarbeiter
     auf der anderen Seite müssten innovativ sein und offen für Experimente mit neuen Arbeitspraktiken. »Ich habe es in einer Fallstudie,
     in der Skype erfolgreich implementiert wurde, erlebt, dass die Unternehmensgrenzen bedeutungslos wurden. Leute haben intensiv
     mit Skype kommuniziert und es ist ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen allen Beteiligten entstanden. Dabei hat
     es keine Rolle gespielt, ob die Leute im gleichen Büro oder getrennt voneinander arbeiteten, ob sie zur gleichen Firma gehörten
     oder nicht.« Insbesondere durch die Nutzung von Gruppenchats seien alle Beteiligten in den Informationsfluss eingebunden und
     hätten ein gutes Kontextverständnis.
    Frößler glaubt, dass sich durch die Nutzung derartiger Technologien die Rolle des Büros ändert – es wird von der Pflichtveranstaltung
     zum freiwilligen Treffpunkt: »Menschen haben in Büros die Möglichkeit sich zu treffen, Erfahrungen auszutauschen, zu lernen,
     ihr soziales Netzwerk zu erweitern und Beziehungen zu stärken.« Längerfristig würden aber die meisten Berufsgruppen wohl nur
     noch etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen.

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Virtuelle Unternehmen und Teams
    Die logische, wenn auch radikale Folge aus ortsungebundenen, kollaborativen Arbeitsumgebungen ist das virtuelle Unternehmen.
     Ohne Firmensitz, ja ohne zentrales Büro funktioniert es als frei flottierender Verband selbstständiger Einheiten. Es besitzt
     keine oder kaum Immobilien, Möbel, technische Infrastruktur, es besteht, frei nach der Gesellschaftsdefinition des einflussreichen
     Soziologen |80| ­Niklas Luhmann, (fast) nur noch aus Kommunikation. Das virtuelle Unternehmen ist die idealtypische ökonomische Entsprechung
     der Wissensgesellschaft – und wie alle Ideale ist es in der Praxis ausgesprochen selten anzutreffen.
    Doch auch hier gilt wie für Online-Shopping und nomadische Beschäftigungsverhältnisse: Vieles, was mit dem Platzen der Internetblase
     totgesagt wurde, wird nun

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