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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Büros arbeiten, wir müssen
     erreichbar sein und unsere Abwesenheit vorher ankündigen.« Theoretisch, so Hoffmann, könnte er auch mal eine Woche lang von
     Mallorca |74| aus seine Aufgaben erledigen. Aber das würden weder Chefs noch jene Kollegen gern sehen, die diese Freiheit nicht haben. Von
     den vierzig Proaut-Mitarbeitern käme flexible Arbeit für zwölf in Frage, schätzt Hoffmann, von denen wiederum erst vier das
     Arrangement nutzen.
    Dabei liegen die Vorteile für ihn auf der Hand: »Wenn ein Handwerker kommt, muss ich mir nicht extra einen Tag frei nehmen.
     Ich spare die Anfahrtszeit – immerhin eine halbe Stunde pro Weg. Ich bin zu Hause oft produktiver, weil ich den Bürolärm nicht
     habe. Und wenn ich abends mal Überstunden mache, sitze ich nicht allein im dunklen Büro.« Seinem Chef hat er die Sache genau
     so schmackhaft gemacht: Zeitersparnis, Produktivitätsgewinn, höhere Motivation. Und ihm – ganz wichtig – einen Rückweg aus
     der Testphase eröffnet: »Wenn’s nicht klappt, kann er die Regelung ja wieder kassieren.« Bislang klappt’s. Und Hoffmann würde,
     sagt er, zu keinem Arbeitgeber wechseln, der ihm diese Flexibilität nicht bietet.

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Die Arbeit wird flach
    Zum ersten Mal können Festangestellte ihren Tag ähnlich strukturieren wie Freiberufler. Ein dritter Weg der Arbeitsorganisation
     tut sich auf, die Freianstellung. Unser Kapital sind der Inhalt unseres Kopfes, unseres Adressbuchs und unserer Computerfestplatte
     – nicht das starre Regelwerk des Bürotags. Angesichts massiv gefallener Kollaborationskosten braucht heute niemand zwingend
     eine Unternehmensplattform, um erfolgreich am Wirtschaftsleben teilzunehmen. Die von Thomas Friedman beschriebene »flache
     Welt« hat einen enormen technologischen Emanzipationsprozess des Einzelnen von den Unternehmen ausgelöst. Der amerikanische
     Journalist und Bestseller-Autor Friedman erklärt in seinem Buch
Die Welt ist flach
, wie frühere Entwicklungsländer dank moderner Technologien zunehmend auf gleicher Augenhöhe mit Industrienationen um Aufträge
     konkurrieren. Die von ihm korrekt identifizierten technischen Umwälzungen sind unter anderem:
|75| zunehmende Verbreitung von Workflow-Software und digitalem Dokumentenmanagement, die es Mitarbeitern ermöglicht, an einem
     Projekt zu arbeiten, ohne am selben Ort oder auch nur auf demselben Kontinent zu sein,
weltweite Standardisierung von Geschäftsunterlagen und Dokumenten dank Internet und PDF,
die Möglichkeit für jeden Menschen, dank schneller Online-Verbindungen das Ergebnis seiner Arbeit »hochzuladen«, also von
     einem beliebigen Ort aus Kollegen, Kunden oder dem Arbeitgeber zur Verfügung zu stellen.
    Wirtschaftswissenschaftler wie der Harvard-Shootingstar Pankaj Ghemawat haben Friedman widersprochen und bestehen darauf,
     dass trotz Globalisierung »die Märkte nach unterschiedlichen Regeln funktionieren« und »der Großteil aller Aktivitäten nach
     wie vor lokal geschieht«, dass also zum Beispiel »Telefongespräche, Internetverkehr oder Investitionen zu 90 Prozent innerhalb
     der Landesgrenzen bleiben«. Vielleicht hat Friedman mit der gleichmacherischen Tendenz der Technologie für Volkswirtschaften
     übertrieben. Es wäre ja auch zu schön, wenn Entwicklungsländer einfach so durch ein paar Glasfaserkabel den Fortschritt der
     westlichen Welt aufholen könnten.
    Uns interessiert hier aber nicht der volkswirtschaftliche, sondern der technologische Aspekt von Friedmans Argument. Und der
     bleibt nicht nur unwidersprochen, er lässt sich auch noch besser auf Individuen anwenden als auf Nationen: Der fest angestellte
     Wissensarbeiter kann heute in der Tat von überall am Arbeitsprozess teilnehmen und er kann dies zu fast beliebigen Zeiten
     tun. Die Zeitverschiebung zwischen Indien und den USA ermöglicht ja gerade Effekte wie den von Friedman genüsslich beschriebenen,
     dass ein Amerikaner abends dem Steuerberater seine Unterlagen gibt, der sie nach Indien schickt, Feierabend macht – und am
     nächsten morgen sind sie fertig bearbeitet zurück in seinem E-Mail-Eingang. Umgekehrt geht das übrigens auch: In einer Werbung
     des Bürogeräteherstellers Ricoh muss ein asiatischer Angestellter über Nacht dem Chef eine riesige Präsentation |76| anfertigen. Er scannt einfach alle Vorlagen ein, mailt sie an Kollegen in Indien und Europa – und am nächsten Morgen hat er
     das vermeintlich Unmögliche geschafft: Er legt dem verblüfften

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