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Morgen komm ich später rein

Titel: Morgen komm ich später rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Albers
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Vorteilen für Arbeitgeber kaum zu trennen: So haben schon einige Studien belegt, wie mehr
     Freiheit zu gesteigerter Kreativität und höherer Mitarbeiterzufriedenheit führt und weniger Ablenkung zu verbesserter Produktivität.
     Im Folgenden sollen Beispiele deutscher Unternehmen illustrieren, wie die Easy Economy außerdem Workflows optimiert, das Wissensmanagement
     und die Kommunikation verbessert, eine moderne Unternehmenskultur installiert, Immobilienkosten senkt, planerische Flexibilität
     erhöht und schließlich hilft, die besten Köpfe fürs Unternehmen zu gewinnen. Zunächst aber wird es um das Paradebeispiel des
     flexibilisierten und mobilen Arbeitsplatzes gehen: Einen Konzern, der sehr erfolgreich nahezu alles auf den Kopf gestellt
     hat, was wir über Arbeit zu wissen glaubten und darüber, wie sie auszusehen hat.

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Die Arbeitsplatzrevolution
    Wenn Steve Hance, Personalbearbeiter in der Zentrale der größten US-amerikanischen Elektronikmarktkette Best Buy, Anrufe von
     seinen Kollegen entgegennimmt, kann es sein, dass er das Handy in der |146| einen und ein Gewehr in der anderen Hand hält. Der leidenschaftliche Jäger hat neuerdings viel mehr Zeit, auch in der Woche
     seinem Hobby nachzugehen. Das Geheimnis seiner neu entflammten Jagdbegeisterung heißt ROWE. Die allein erziehende Mutter Kelly
     McDevitt, Promotions-Managerin bei Best Buy, kann durch ROWE nun freitags mit ihrer Tochter Boot fahren. Einkäufer Dean Jahnke
     mailt lieber spätabends mit seinen Zulieferern aus Asien und hat dafür morgens frei. Dank ROWE konnte er seinen schwerkranken
     Vater regelmäßig tagsüber zu Untersuchungen fahren und hat am Wochenende nachgearbeitet: »Ihn in dieser schwierigen Zeit zu
     begleiten war mir unendlich wichtig. In welchem anderen Job wäre das möglich gewesen?«
    ROWE steht für »Results only work environment«, zu deutsch: Eine Arbeitsumgebung, in der ausschließlich das Ergebnis zählt.
     ROWE, vor vier Jahren bei Best Buy eingeführt, ist nichts weniger als eine Revolution des Büroalltags. Denn es schafft ihn
     einfach ab. Mit ROWE gibt es überhaupt keine Anwesenheitspflicht mehr, keine Kernarbeitszeiten und kein Stundenzählen. Jeder
     darf arbeiten wann, wo und so lange, wie er will. Hauptsache, er hält die vorab vereinbarten Ziele ein. Klingt wie Anarchie?
     Klappt vielleicht in einem Kibbuz, aber nicht in der Zentrale eines großen Unternehmens? Dann treffen Sie sich mal mit Cali
     Ressler und Jody Thompson, die ROWE erfunden und für alle der mehr als 4 000 Mitarbeiter in der Best Buy-Zentrale eingeführt
     haben. Danach zweifeln Sie nicht mehr, dass ihre Erfindung schlichtweg die Arbeitsform der Zukunft ist. Und unser normaler
     Büroalltag hoffnungslos veraltete Menschenschinderei.
    Die Arbeitsplatzrevolution passiert ausgerechnet in einer erzkonservativen, biederen Stadt im amerikanische Mittelwesten:
     Minneapolis. Die Straßen sind gesäumt mit großen Supermärkten und rustikalen Sportsbars, die Einwohner sind in der Regel übergewichtig,
     die Geländewagen riesig. Dies ist nicht das Silicon Valley. Minneapolis ist auch weit entfernt von der kreativen Bohème San
     Franciscos mit seinen schicken Straßencafés oder der internationalen Professionalität New Yorks, wo Innovationen täglich passieren |147| und die Menschen experimentierfreudig sind. In Minneapolis wird tagsüber ehrlich geschuftet und abends American Football geschaut.
     Dass ausgerechnet hier der klassische 9-to-5-Arbeitstag auf den Müllhaufen der Industriegesellschaft geworfen wird, ist zumindest
     überraschend. Gleichzeitig zeigt es: ROWE ist kein versponnenes New Economy-Experiment, keine studentisch inspirierte Freiberuflerromantik.
     Bei Best Buy wird nicht geträumt, sondern professionell Geld verdient.
    Der Freeway von der Innenstadt zum Industriegebiet führt in ein tristes Niemandsland aus verstreuten Bürogebäuden und Fast
     Food-Restaurants. Die vier imposanten Türme der Best Buy-Zentrale sind schon von weitem zu sehen. Im Inneren landet der Besucher
     als erstes in einer geräumigen Lounge mit Coffeeshop, bebilderter Firmenhistorie an der Wand und vielen Sitzecken, in denen
     kleine Gruppen aus Mitarbeitern und Besuchern informelle Meetings halten – meist Handelsvertreter, die ihre neuesten Produkte
     anpreisen. Erster Eindruck: Offenbar gehen doch viele Mitarbeiter ins Büro, auch wenn sie nicht mehr müssen.
    Jody Thomson, eine resolute, warmherzige 50-Jährige im

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