Morgen letzter Tag!
schlimmer: ein Neger!) Die Verblendeten beten ihn an, weil er ihnen Steuererleichterungen, Herzen für ihre Bonusheftchen und Freiflugmeilen verspricht. Er greift nach der Macht Gottes.
Jetzt wird es Zeit, sich zu entscheiden, auf welcher Seite man steht. Gut oder böse? Sich raushalten und einfach behaupten, man wäre hier nur für die Musik zuständig, geht nicht. Denn wer nicht für uns ist, ist gegen uns– das Credo beider Seiten! Jetzt sind aber auch schon der Messias oder der Mahdi oder beide gelandet, um die Ihren um sich zu scharen, gern im Verbund mit anderen Überwesen, Engeln, X-Men, Navy SEAL s, und sich auf den Kampf » Gut gegen Böse« vorzubereiten.
Wer auf der Seite des Guten kämpft, ist ein » Gotteskrieger« und kommt im Fall seines Fallens für die gute Sache direktemang in den Himmel. Eine klassische Win-win-Situation für die Gläubigen.
Dann kommt die Schlacht. Die wird ausführlich beschrieben, aber letztlich lässt sie sich zusammenfassen mit: Das Gute gewinnt! Die Rechtgläubigen werden in den Himmel befördert, über die Ungläubigen– oder noch schlimmer Falschgläubigen– wird Gericht gehalten. Leider haben sie nur einen total überarbeiteten Pflichtverteidiger, der Herr aber hat ein Heer von supergewieften und vor allem allwissenden Staatsanwälten. Ergebnis: Alle Gegner des Herrn werden zu endlosen grausigen Qualen in der Hölle verurteilt. Eine Möglichkeit der Wiederaufnahme des Verfahrens besteht nicht.
Hosianna! Das 1000 -jährige Reich des Guten und Rechtschaffenen wird installiert. Alle singen.
Nach den 1000 Jahren wird die Erde dann doch noch vernichtet. Vermutlich aus Langeweile.
So weit also der (fast) immer gleiche Ablauf der Endzeit in den unterschiedlichen Religionen. Wenn man sich jetzt noch eine Quest mit ein paar Elfen, Zwergen, Helden und dem ein oder anderen Zauberer dazudenkt, dann wäre das im Wesentlichen der Plot eines der unzähligen Fantasy-Bücher, unter denen sich die Regalbretter der Buchläden derzeit biegen. Und man würde doch nicht wollen, dass sich ein politisches Programm an Tolkiens »Herr der Ringe« orientiert. (Oder an » Conan der Barbar«.) So etwas kann man lesen oder im Kino begucken, um dem faschismusaffinen Teil seiner Persönlichkeit mal eine Auszeit vom demokratischen Empfinden zu geben und dem inneren Ernst Jünger kurz die Tränen der Rührung in die Augen zu treiben, aber als ernst zu nehmendes Weltbild ist das alles nicht zu gebrauchen. Um an dieser Stelle Missverständnissen vorzubeugen und Herrn Tolkien gleich mal in Schutz zu nehmen; so war das von ihm auch niemals nur eine Sekunde gemeint!
Aber abgesehen davon, dass die Endzeitphantasien der Religionen lächerlich unterkomplex sind, scheint es mir an dieser Stelle wichtig festzustellen, dass jemand, der sich als religiöser Mensch auf die Endzeit beruft, die wesentlichen Überzeugungen– also den eigentlichen Kern seiner Religion!– längst aufgegeben hat. Es ist längst überfällig, dass die rationalen und wahrhaft spirituellen Parteien einer jeden Religion endlich fordern, jene irrsinnskompatiblen Stellen aus den heiligen Texten zu streichen und sie dorthin zu verbannen, wohin schon Luther sie sortieren wollte: in den Bereich des Obskurantismus, an den Rand, in die Unverbindlichkeit.
Du musst dein Leben nicht ändern– oder warum die Apokalypse so praktisch ist
Das reinste Gewissen hat immer noch derjenige, der es am wenigsten gebraucht. Denn wird nicht alles durch Gebrauch nach und nach verschlissen?
Seit Jahren und Jahrzehnten wird der weltweite Medienmarkt mit unzähligen Erzeugnissen, die von Endzeitphantasien inspiriert sind, überschwemmt. Die sogenannte Doomsday-Literatur hat Millionenauflagen. Hollywood tut sein Übriges, um dem Publikum vom Kinosessel aus die Möglichkeit zu geben, die » Apocalypse Now« mit Popcorn zu konsumieren. Hier wird die Endzeit nicht nur unablässig beschworen, hier werden auch sämtliche tagesaktuellen Ereignisse in die schlichte Matrix des Endzeitdenkens einsortiert. Ob der 11 . September, Wall-Street-Crash oder ein Wirbelsturm. Alles ist auf das immer stärkere Wirken des Satans zurückzuführen oder als Zeichen für die nahe Apokalypse zu deuten. » Nach einer Umfrage von Opinion Dynamics, die nach dem 9 / 11 gemacht wurde, glauben 78 Prozent aller US -Bürger an die Hölle und 71 Prozent an den Teufel: Der Glaube an den Widersacher Gottes soll in den letzen fünf Jahren um sieben Prozent zugenommen haben: Die Umfrage besagt
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