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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Kindern? Einem vertrauten Zuhause?« Mit sichtlicher Mühe setzte er hinzu: »Ich wünsche mir, dass sich Ihr Leben verändert.«
    Kate wollte sich gerade über Liam Ross, die feste Beziehung zu ihrer Schriftstellerei und die Antwort auf die Frage ergehen, warum sie und Paul niemals mehr als eine Art Freunde werden könnten, als es plötzlich piepste. Es war ein Piepsen, das sie von keinem ihrer elektronischen Geräte kannte.
    Als das Piepsen aufhörte, bat Paul mit veränderter Stimme: »Dürfte ich bitte einmal Ihr Telefon benutzen?«
    »Bedienen Sie sich.«
    Während Paul Knöpfe drückte, redete und zuhörte, verspürte Kate eine ungeheure Erleichterung, dass sie die Klippe des schwierigen Themas ihrer Beziehung noch einmal hatten umschiffen können. Hätten sie sämtliche Zwiespälte zur Sprache gebracht und von allen Seiten beleuchtet, wäre ihnen möglicherweise klar geworden, dass es unmöglich war, in dieser Weise fortzufahren.
    »Ich muss gehen«, sagte Paul, nachdem er aufgelegt hatte.
    »Ich dachte, Sie hätten heute Abend frei.« Nach der Erleichterung kam die Enttäuschung.
    »Wenn es um Schwerverbrechen geht, kann ich meine freien Abende leider vergessen.«
    Kate hütete sich, ihn zu fragen, was geschehen war. Nachdem sie ihn verabschiedet hatte, setzte sie sich an die Manuskripte, die sie von Olivia Blacket ausgeborgt hatte, und versuchte, nicht über das Gespräch nachzudenken, das sie und Paul ohne die Unterbrechung durch das Telefon geführt hätten.
    … Zwischenfall, der unseren lieben Freund Mr Tringham sicherlich interessiert hätte, auch wenn solche Ereignisse in London bestimmt häufiger vorkommen. Hier in Oxford jedoch scheinen die Kriminellen über weniger Fantasie zu …

    Kate arbeitete während des größten Teils des folgenden Morgens an den Ternan-Texten. Auf die Freude, eine fortlaufende Passage fast gänzlich entziffert zu haben, folgte die Enttäuschung absolut unverständlicher Zeilen, an denen sie sich fast die Zähne ausbiss. Sie nahm den Faden an einer anderen Stelle auf.

    … glaube, man nennt so etwas »häuten«. Ein kleines Kind, dessen Kindermädchen sich mit einer Freundin unterhielt und kurz abgelenkt war, wurde von zwei verderbten Frauen gepackt, vollständig ausgezogen und splitternackt zu seiner äußerst besorgten Familie zurückgeschickt …

    Durchaus faszinierend, aber nicht das, wonach Kate für ihr Buch suchte. Und ganz bestimmt nicht zu vergleichen mit Olivias Interpretation.
    Olivias Problem waren Babys. Selbstverständlich war das eine völlig natürliche Sache. Frances Adams hatte angedeutet, dass Olivia etwa sechsunddreißig, vielleicht siebenunddreißig Jahre alt war. Ihre biologische Uhr tickte vernehmlich. Allerdings gab es viele Frauen in diesem Alter, die keine Kinder hatten – nur ließen sie nicht ihr gesamtes Leben durch diese Tatsache bestimmen.
    Immerhin war sie selbst auch schon dreiunddreißig, dachte Kate. Auch sie hörte manchmal das Ticken dieser Uhr, wenn sie nachts nicht schlafen konnte. Als Kate sich das letzte Mal mit Camilla getroffen hatte, waren sie bis Mitternacht bei einer Flasche Wein an diesem Thema hängen geblieben. Camilla, die eine schicke Mädchenschule leitete, war der Ansicht, das Leben gestalte sich erheblich interessanter, wenn man keine Kinder hatte. Der Wunsch nach Kindern sei nur ein Trick von Mutter Natur, der sicherstelle, dass die eigenen Gene weiterexistieren, hatte sie gesagt, und man solle ihn möglichst ignorieren. Man werde schlicht und einfach reingelegt, behauptete Camilla. Kate konnte dem nicht unbedingt beipflichten. Camillas Freund war Anfang zwanzig und nicht gerade der geborene Vater-Typ. Kate allerdings hatte sich schon das ein oder andere Mal dabei ertappt, in fremde Kinderwagen zu spähen; es passierte ihr sogar dann und wann, das krötengesichtige Kind der Nachbarn anzulächeln. Wie auch immer es geschehen sein mochte – der Gedanke war da und hatte sich in ihrem Kopf festgesetzt. Denn es stimmte: Wenn sie ein Kind oder Kinder haben und heiraten wollte – die Reihenfolge war ihr egal –, dann musste sie die Sache allmählich in die Hand nehmen.
    Was hatte Paul ihr eigentlich sagen wollen? Immerhin war er so weit vorgeprescht, zu gestehen, dass er eine Veränderung in ihrer Beziehung wünschte, allerdings ohne Details zu benennen.
    Zugegeben, ein Baby zu bekommen würde ihr gefallen. Zumindest, solange sie nicht über die Durchführbarkeit der Idee nachdachte. Da wäre zum Beispiel die Frage, ob

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