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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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Abgabetermin an«, gab Kate zurück. »Mit solchen Vorgaben ist wahrscheinlich jeder in der Lage, einen Roman zu schreiben, glauben Sie nicht?«
    »Noch einen Kaffee?«, fragte Paul und fuhr dann fort: »Nein, ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass jeder es kann.«
    »Danke, gern. Normalerweise beginne ich mit einer Idee, die ich aufschreibe, und davon ausgehend arbeite ich dann weiter. Mindestens tausend Wörter am Tag, außerdem viel Nachdenken. Das Nachdenken erledige ich gern in der Badewanne.«
    »Hier ist Ihr Kaffee.«
    »Wieso vergessen Sie immer, dass ich keinen Zucker nehme?«
    »Vielleicht, weil Sie mir zu wenig Gelegenheit zum Üben geben.«
    Zwar hatte das geschenkte Handy ihm das Vorrecht einer Einladung zu einem gelegentlichen Abendessen in ihrer Wohnung eingeräumt, wie an diesem Abend, doch Kate war Pauls Anspielungen allmählich leid. »Wir sind beide sehr beschäftigt«, sagte sie emotionslos.
    In der ihm eigenen, Kate immer wieder irritierenden Art ging er hinüber zum Kaminsims und nahm eine winzige Email-Dose in Form einer roten Kirsche in die Hand. »Die ist aber neu«, stellte er fest und stellte das Döschen an den richtigen Platz zurück. Kate atmete auf.
    »Ein Freund hat sie mir geschenkt«, sagte sie. Es war Liam gewesen, an einem ihrer guten Tage.
    Paul sagte nichts, sondern setzte sich wieder.
    »Ich freue mich wirklich, Sie zu sehen, Paul. Aber so, wie Sie sich verhalten, möchten Sie über etwas Bestimmtes mit mir reden. Also was ist los?«
    »Können wir nicht einfach einmal eine nette Stunde miteinander verbringen, ohne gleich verborgene Motive zu suchen?«
    Nein, dachte sie. Sie spürte genau, dass ein Thema in der Luft lag, er sich aber nicht entschließen konnte, es anzuschneiden. Es war, als ströme Kälte durch den Raum. Wahrscheinlich war es etwas Unangenehmes, und wenn ihre Vermutung stimmte, wollte sie es gar nicht erst wissen.
    Sie nahm ein Taschenbuch vom Tisch. »Das hier lese ich gerade. Ein nagelneuer Krimi. Mögen Sie Krimis?«
    »Ich lese nicht viel Unterhaltungsliteratur«, antwortete er. Das hätte Kate sich eigentlich denken können. »Natürlich habe ich auch ein paar Krimis gelesen, aber erstens finde ich, dass die Autoren relativ wenig über die Polizei und ihre Arbeit wissen, und zweitens fällt mir auf, dass die heutigen Krimischriftsteller nicht sehr auf Morde erpicht sind.«
    »Aber genau das ist doch Sinn und Zweck eines Krimis.«
    »Schauen Sie beim nächsten Buch einmal ein wenig genauer hin. Die meisten Morde finden im Hintergrund statt. Oft passiert es sogar – zufällig habe ich dieses Buch da gelesen, und es ist ein gutes Beispiel dafür –, dass die erste Leiche erst auftaucht, wenn man drei Viertel des Buchs bereits hinter sich hat. Es kommt mir vor, als hänge sie so sehr an ihren Figuren, dass sie keine von ihnen umbringen will.«
    »Sie?«
    »Na ja, Krimis werden doch fast nur von Frauen geschrieben, oder?«
    Kate beschloss, die Verallgemeinerung zu überhören. »Und Sie glauben, dass das Schule macht?«
    »Auf jeden Fall halte ich es für ein Anzeichen von Schwäche.«
    Über ihre halb geleerten Kaffeetassen hinweg starrten sie einander grimmig an.
    Paul seufzte. »Können wir noch mal von vorne anfangen?«
    »Ab wann?«
    »Von dem Zeitpunkt an, als wir nach dem Essen ins Wohnzimmer kamen und Sie mir eine Tasse Kaffee anboten.«
    »Meinetwegen.« In Kates Stimme lag noch immer eine gewisse Schärfe.
    »Sie haben natürlich Recht. Es gibt etwas, über das ich mit Ihnen reden möchte.«
    Kate bemühte sich, weniger grimmig dreinzublicken, doch es gelang ihr nicht ganz. »Und was?« Ganz schlecht, Kate. Versuch es noch einmal, aber mit weniger Kälte in der Stimme. Immerhin hat er dir ein Handy geschenkt; eine echte Hilfe, wenn es darum geht, herauszufinden, ob sich jemand in dem Zimmer befindet, in das du ohne Zustimmung des Besitzers eindringen willst. »Worüber möchten Sie mit mir sprechen?«
    »Über Sie. Über uns.«
    Kate zog die Augenbrauen hoch. »Das ist nun wirklich einfach«, sagte sie. »Wir sind Freunde. Zumindest eine Art Freunde.«
    »Haben Sie je über die Zukunft nachgedacht?«
    »Ich denke an die Arbeit, die ich morgen zu erledigen habe, über die Rede, die ich nächste Woche halten soll, und über die Konferenz, an der ich im kommenden Frühjahr teilnehmen werde.«
    »Aber was ist mit den wirklich wichtigen Dingen?«
    »Diese Dinge sind mir ausgesprochen wichtig.«
    »Und wie steht es mit einer festen Beziehung? Heirat?

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