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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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der Professor ebenfalls daran.
    »Hätten Sie nicht Lust, herzukommen und zu reden?«, fragte er.
    Aus Erfahrung wusste Kate, dass nach einer Tragödie, zumal einer so gewalttätigen Tragödie, die am meisten betroffenen Menschen häufig das Bedürfnis verspürten, sich zusammenzusetzen und zu reden. Vielleicht, um einen Sinn in dem Verlust zu finden.
    »Ja, sehr gern. Wirklich gern.«

    »Ich weiß, dass Sie mit dem Auto da sind«, sagte Frances. »Aber Sie sehen aus, als ob Sie einen Drink brauchen könnten. Hier, nehmen Sie einen Whisky.«
    »Danke sehr.« Das Wissen, dass ein Mensch, den sie kannte, ermordet worden war, beeinträchtigte Kates Fahrtüchtigkeit erheblich mehr als ein kleiner Whisky.
    »Ich lasse euch allein, dann könnt ihr reden.«
    Das normalerweise eher rötliche Gesicht des Professors wirkte auf Kate erschreckend blass. Sie fand sogar, dass er dünner und weniger robust aussah als sonst.
    »Gut. Danke, Frances.« Doch er war offenbar nicht sonderlich erpicht darauf, das Gespräch in Angriff zu nehmen. Kate schob ihren Stuhl ein wenig näher an seinen.
    »Erzählen Sie einfach«, schlug sie vor. »Es hilft wirklich, das weiß ich aus Erfahrung.«
    »Ich musste sie identifizieren«, brach es aus ihm heraus. »Ihre Mutter ist schon einige Jahre tot. Der Vater lebt in einem Pflegeheim. Er war deutlich älter als seine Frau und ist sehr gebrechlich. Also haben sie mich gefragt.«
    »Das muss schrecklich für Sie gewesen sein.« In einem solchen Fall schien jedes Trostwort zum Klischee zu werden.
    »Ja, es war entsetzlich. Sie war doch noch so jung. Viel zu jung zum Sterben. Und dann auch noch so.« Sein Gesicht verkrampfte sich. Er presste die Lippen zusammen, als wolle er Tränen unterdrücken. »Sie richten die … die Leiche her, so gut es eben geht. Damit man keinen Schock bekommt. Trotzdem.«
    »Es ist und bleibt widerwärtig.« Er tat Kate unendlich Leid. Wahrscheinlich würde es ihm helfen, wenn er seinen Gefühlen freien Lauf lassen könnte, doch sie wusste, dass er dazu nicht in der Lage war. Zumindest nicht vor ihr oder seiner Schwester.
    »Können Sie sich vorstellen, wie jemand aussieht, dem man mit irgendetwas Hartem mehrfach ins Gesicht geschlagen hat? Was es war? Ein Stein vielleicht. Oder eine Eisenstange. Aber haben Sie eine Ahnung, was das für Folgen hat? Zunächst war ich nicht einmal sicher, ob es sich wirklich um Olivia handelte. Ich musste ständig daran denken, wie viel Blut da geflossen ist. Und nicht nur Blut.«
    Kate beugte sich vor und nahm seine Hand. Zumindest wehrte er sich nicht. Gerne hätte sie ihn gebeten, nicht zu sehr ins Detail zu gehen, doch sie wusste, dass sie das nicht tun durfte. Vielleicht sogar zu ihrem eigenen Nutzen. Nicht nur zu seinem.
    »Vermutlich sind Ärzte und Polizisten immun gegen einen solchen Anblick. Ich weiß nicht, was schlimmer ist – das ganze Entsetzen zu spüren, so wie ich, oder so daran gewöhnt zu sein, dass man nichts mehr empfindet.«
    »Ich glaube nicht, dass sie alle gefühllos werden oder kein Mitleid mehr empfinden.« Paul ganz bestimmt nicht, da war sich Kate sicher.
    »Wissen Sie, was außerdem schrecklich für mich ist?«, fuhr er nach einiger Zeit fort. Immer noch umklammerte er ihre Hand. »Ich konnte diese Frau nicht leiden. Natürlich habe ich ihr nie einen solchen Tod gewünscht – so etwas wünscht man selbst dem ärgsten Feind nicht –, aber ich kann mich beim besten Willen nicht dazu bringen, auch nur ansatzweise ein warmes Gefühl für sie zu empfinden. Mitleid, ja. Entsetzen auch. Aber keine Zuneigung.«
    »Sie war kein einfacher Mensch«, sagte Kate. »Mit Sicherheit hätte sie jegliche Herzlichkeit von Ihrer Seite sowieso zurückgewiesen. Wer weiß, was sie erlebt hat, um derart zu verhärten. Vielleicht brauchte sie eine harte Schale, um zu überleben. Aber ich glaube, dass sie Sie mochte. Auf ihre Weise. Immerhin hat sie auf Ihren Hund aufgepasst.«
    »Damit habe ich sie doch nur zu ärgern versucht. Ich weiß, dass sie Ludo nicht gern beaufsichtigte. Er störte sie bei ihrer Arbeit. Aber sie lehnte nicht gern ab, weil ich ihr Boss war. Sie war ausgesprochen ehrgeizig und wollte es sich keinesfalls mit mir verderben.«
    »Hatten Sie denn keine Angst, dass sie Ludo misshandeln könnte?«
    »Oh nein. Wenn Olivia sich einer Sache widmete, tat sie es sehr verantwortungsbewusst. Und Ludo hielt große Stücke auf sie. Auf seine Weise.«
    Kates Blick fiel auf ihre ehemals hübschen Schuhe. Die Riemchen hingen

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