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Morgen trauert Oxford

Morgen trauert Oxford

Titel: Morgen trauert Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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knurrte und fing an zu bellen. Ich flüchtete auf die andere Seite des Büros und suchte Schutz hinter dem großen, unter Unmengen von Papier begrabenen Ding.«
    »Das war ihr Schreibtisch«, stellte Kate sanft richtig »Gut, ich ging also hinter ihren Schreibtisch«, fuhr Angel fort. »Ich fühlte mich dort sicherer. Überall lagen Bücher und Manuskripte herum, und mitten in dem Durcheinander saß eine Puppe. Sie trug ein weißes Häubchen, genau wie Daisy. Plötzlich tauchte die Frau auf. Wahrscheinlich war sie unten gewesen, vielleicht auch in einem anderen Hof. Sie schrie mich an, was ich in ihrem Büro zu suchen hätte. Der Hund bellte die ganze Zeit weiter. Es war ein fürchterlicher Lärm. Am liebsten wäre ich abgehauen, aber dann dachte ich an Daisy. Ich blieb also, wo ich war, und begann, sie ebenfalls anzuschreien. Ich brüllte ihr ins Gesicht, dass sie Daisy auf dem Gewissen hätte und dass ich sie dafür umbringen wolle. Von diesem Augenblick an hörte sie mir zu.«
    »Kann ich mir denken«, nickte Kate. »Bei einer solchen Drohung horcht selbst eine Olivia auf.«
    » › Sie sind das also‹, sagte sie zu mir. ›Sie sind die Mutter dieses Kindes. Ich hätte wissen müssen, dass Sie eines Tages kommen.‹ Dann ließ sie sich auf einen Stuhl fallen, als ob die Beine unter ihr nachgeben würden. ›Zwei tote Kinder‹, stöhnte sie. Ich nehme an, sie dachte vielleicht an ein eigenes Kind, und eben an Daisy. Wir starrten uns gegenseitig an. Sie sah schrecklich aus; sie machte den Eindruck, als wäre ihr gerade erst zu Bewusstsein gekommen, dass sowohl Daisy als auch das andere Kind – wer auch immer das war – nicht mehr lebten. Ich hatte fast Mitleid mit ihr. Jedenfalls legte ich den Hammer auf den Tisch.«
    »Wolltest du sie mit dem Hammer töten?«, fragte Kate.
    »Ich hatte morgens im Laden einen Hammer gefunden und ihn genommen, als Ant gerade nicht hinsah.«
    »Das war aber nicht schön von dir, Angel«, ließ sich Ant vernehmen. »Du hättest mich fragen sollen, ehe du etwas aus dem Laden nimmst.«
    »Verzeihung, Ant«, sagte Angel demütig.
    Na toll, dachte Kate. Das arme Mädchen muss sich entschuldigen, weil sie einen Hammer genommen hat, der vermutlich vom Lastwagen gefallen ist – aber ihre Absicht, Olivia zu töten, erwähnt er mit keinem Sterbenswort.
    »Ich hatte den Hammer in eine Plastiktüte gewickelt. Niemand hat etwas bemerkt. In Olivias Büro legte ich die Tüte auf den Schreibtisch. Als sie dann kam und mich anbrüllte, nahm ich den Hammer aus der Tüte. Und dann standen wir da und sahen uns an. Die ganze Zeit bellte dieser Hund. Irgendwann befahl sie ihm, damit aufzuhören. Ludo, so hieß der Hund. Er setzte sich tatsächlich in die Nähe des Fensters und hörte auf. Sie sagte, dass sie mir die Sache mit Daisy erklären wollte und dass sie nicht wirklich schuld an dem Unfall war. Ich hätte ihr auch zugehört, aber in diesem Moment klingelte das Telefon. Wir blieben beide wie festgenagelt an unseren Plätzen und glotzten den Apparat an. Aber schließlich nahm sie dann doch ab und meldete sich mit ›Hallo‹. Der Anrufer war ein Mann – ich konnte ihn bis ans andere Ende des Zimmers hören. Sie sprach ihn mit einem seltsamen Namen an.«
    »Liam«, sagte Kate.
    »… macht gern einen Scherz«, deklamierte Coffin leise.
    »Genau«, bestätigte Angel. »Liam. Ich saß einfach nur da und hörte zu. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass ich sie nicht töten konnte. Vielleicht wäre ich dazu in der Lage gewesen, wenn ich es sofort und ohne nachzudenken getan hätte. Natürlich war ich immer noch wütend auf sie, aber ich brachte es nicht fertig, quer durch den Raum zu gehen und sie mit dem Hammer zu erschlagen. Außerdem war da noch der Hund, und ich mag keine Hunde. Es war nicht gut gelaufen. Ich konnte es nicht tun. Man muss schon eine ganze Menge Wut im Bauch haben, ehe man tatsächlich jemanden umbringt, glaubst du nicht?«
    »Jedenfalls braucht es eine ganze Menge Gefühl«, sagte Kate. »Wut. Angst. Liebe. Hass. Vermutlich mindestens eines davon.«
    »Irgendwann hörte ich dann dem Telefonat zu. Sie schrie den Mann an, er müsse kommen und ihr helfen. Sie sagte, dass sie ihn brauchte. Dass in ihrem Büro eine Verrückte säße, die damit drohte, sie umzubringen. Dabei wollte ich es da schon gar nicht mehr. Ich hob die leeren Hände, um ihr zu zeigen, dass ich den Hammer nicht benutzen würde. Ich glaube, sie verstand mich sehr gut. Trotzdem bestand sie weiter darauf, dass

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