Morgendaemmerung der Liebe
ließ sie nicht. Er riss sie aus der Schneewehe hoch. Fluchend klopfte er ihr den Schnee ab. „Was, zum Teufel …!“ Fassungslos starrte er auf ihre bloßen Füße. „Warum hast du deine Schuhe ausgezogen?“
„Ich hatte doch die Sandaletten an“, murmelte sie schwach.
„Bist du völlig verrückt?“ Er schüttelte nur den Kopf, dann hob er sie mit einem Ruck auf seine Arme und ging mit festen Schritten auf das Haus zu. Er achtete nicht auf ihre Proteste, dass sie angeblich allein laufen könne.
„Du würdest eher auf allen vieren kriechen, bevor du meine Hilfe annimmst, ich weiß. Närrin! Du hättest dir Erfrierungen zuziehen können!“
„Erfrierungen? Ist das nicht ein bisschen übertrieben?“ Jetzt, da sie die köstliche Wärme seines Körpers spürte, konnte sie es sich leisten, beherrscht zu wirken. Eine leise Stimme in ihrem Kopf mahnte, sie solle darauf bestehen, allein zu laufen. Doch es war einfach ein zu gutes Gefühl, so von ihm gehalten zu werden. Sie wollte der zweifelnden Stimme keine Beachtung schenken.
Das Schneetreiben hatte nachgelassen. Die Flocken schwebten jetzt sacht zu Boden, und Jessica wischte einige mit der Hand von Jakes Wange. Sie wünschte, der Weg ginge nie zu Ende. Sie wollte ewig hier so bleiben, in seinen Armen … Eine Schneeflocke setzte sich genau auf Jakes Wimpern. Er blinzelte. Jessica leckte sie mit der Zungenspitze ab. Sie war herrlich kühl auf ihrer Zunge …
„Was, zum Teufel, soll das werden, Jessica? Bist du betrunken?“
Seine raue Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. Hatte sie zu viel getrunken? Sie dachte eine Weile darüber nach und entschied dann, dass es nicht so war. Nein, sie fühlte nur eine wunderbare Euphorie in sich.
„Nein, ich bin bei klarem Verstand“, antwortete sie ernsthaft, als Jake sie absetzte. Sie waren bei der Haustür angekommen. „Aber mir ist kalt. Eiskalt.“ Jetzt, da sie Jakes Wärme nicht mehr spürte, begann sie, unkontrolliert zu zittern.
Jake schloss die Tür auf und schaltete das Licht ein. Margaret und Mark lagen schon im Bett, sie blieben nie lange auf. Jake hob Jessica wieder auf seine Arme, trug sie die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer und legte sie behutsam auf ihr Bett.
„Bleib, wo du bist. Ich hole dir etwas zu trinken.“
Ihr war so kalt. Nein, nicht nur einfach kalt. Sie fror erbärmlich. Was sie jetzt brauchte, war ein heißes Bad. Je heißer, desto besser!
Sie tappte ins Bad und ließ Wasser in die Wanne laufen. Mit steifen, klammen Fingern zog sie sich das Kleid aus, während der Raum sich mit heißem Dampf füllte.
„Jessica?“
Erschreckt vernahm sie Jakes Stimme. Sie hatte nicht daran gedacht, dass er zurückkommen wollte! Es war zu spät, um sich wieder anzuziehen. Dennoch bückte sie sich hektisch nach dem Kleid und presste es sich vor den Körper, genau in dem Moment, als Jake die Tür zum Bad aufstieß.
„Was machst du da?“
„Wonach sieht es denn aus? Ich will ein heißes Bad nehmen“, antwortete sie ihm so würdevoll wie möglich.
Unfassbar, er machte keine Anstalten, sich höflich zurückzuziehen, sondern deutete nur mit dem Kopf auf die Wanne. „Na, dann hinein mit dir.“
„Ich hätte gern erst etwas mehr Privatsphäre.“ Seine Taktlosigkeit machte sie wütend.
„Kommt nicht infrage, ich lasse dich nicht allein. In deinem Zustand ertrinkst du noch.“
„Wäre doch die perfekte Lösung“, meinte sie sarkastisch, während sie in das wohltuend warme Wasser glitt. „Dann brauche ich dich wenigstens nicht zu heiraten. Jake … Jake, wozu soll das gut sein?“ Verwirrt sah sie zu, wie er sein Jackett auszog und die Ärmel seines Hemdes hochkrempelte. Seine Unterarme waren muskulös und noch immer leicht gebräunt. Allein der Anblick reichte aus, um eine empörend schamlose Erregung in ihr auszulösen.
Jake griff nach dem Schwamm, und bevor sie ihn aufhalten konnte, begann er, ihre Fußsohlen kräftig zu massieren. Der Schmerz, als das Blut in ihren eiskalten Füßen wieder zirkulierte, trieb ihr die Tränen in die Augen. Aber sie presste die Lippen aufeinander und hielt einen Aufschrei zurück.
„Geschieht dir recht“, lautete Jakes mitleidloser Kommentar. „Wie kann man so dumm sein, mit nackten Füßen durch den Schnee zu stapfen?!“
Wütend funkelte sie ihn an. „Und wessen Schuld ist das? Ich habe schließlich nicht das Hotelzimmer ausgeschlagen und den Wagen dann in eine Schneewehe gesetzt!“
„Nein, hast du nicht, stimmt.“
Seine Nachgiebigkeit
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