Morgendaemmerung der Liebe
schieben, doch das war nur eine billige Entschuldigung. Sie hatte sich so nach Jake gesehnt, dass sie sich nicht mehr hatte zurückhalten können. Wie lange würde sie ihre Gefühle noch verheimlichen können, bevor er merkte, dass sie mehr für ihn empfand als nur körperliches Verlangen?
Als Jake sein Geschenk auspackte, starrte er mit leicht gerunzelter Stirn auf die Manschettenknöpfe.
„Es ist gerade in Mode, dem Mann, den man liebt, Diamanten zu schenken“, versuchte Jessica sich an einer Erklärung für Margaret und Mark, die sie ebenfalls irritiert ansahen. Jake ließ sich nicht täuschen. Das stellte sich heraus, als sie sich später in der Halle unter vier Augen begegneten.
„Ich habe mich noch gar nicht für das Geschenk bedankt“, sagte er ironisch. „Eine Aufmerksamkeit für Liebesdienste, oder täusche ich mich? Möchtest du es in bar oder in Waren bezahlt haben?“
„Weder noch“, erwiderte sie schnippisch. „Betrachte es als Ausgleich für das, was ich bereits bekommen habe.“
„Bist du zu all deinen Liebhabern so großzügig?“
Seine Worte taten weh, aber sie musste zugeben, sie hatte sie verdient. „Diese Großzügigkeit ist bei anderen nicht nötig“, behauptete sie übertrieben sanftmütig. „Schließlich ernten sie ja die Früchte deiner meisterlichen Einweisung.“
Sie war zu weit gegangen, sie sah es in seinem Blick. Doch bevor er etwas darauf erwidern konnte, kam Margaret in die Halle und bot Jessica damit die Möglichkeit zur Flucht.
Mit Rücksicht auf Marks Gesundheitszustand wurde die jährliche Party am zweiten Weihnachtstag nur im engsten Freundeskreis gefeiert. Die Gäste nahmen die Verlobung von Jessica und Jake begeistert auf, und das Paar hatte viele Neckereien zu erdulden. Jake, so fiel Jessica auf, nahm die Bemerkungen mit einem distanzierten Lächeln hin, ohne sich weiter darauf einzulassen. Und als ihre Blicke mehrmals aufeinandertrafen, ahnte Jessica mit einem unguten Gefühl, dass ihr gestriger Kommentar über ihre angeblichen Liebhaber noch ein Nachspiel haben würde.
Der Tag der Hochzeit rückte immer schneller näher. Am Abend vor der Trauung kamen Beth und Richard bereits zum Abendessen an. Jessica sah den sehnsüchtigen Ausdruck auf Marks Gesicht, als Richard seine schlafende Tochter auf dem Arm hielt. In diesem Moment wusste sie, dass Jake recht hatte. Sein Vater sehnte sich nach einem Enkelkind.
„Komm, hilf mir, dein Patenkind ins Bett zu bringen“, wandte Beth sich an Jessica, während sie ihrem Mann das Baby abnahm.
Es war der perfekte Vorwand, um sich Jakes Gesellschaft zu entziehen. Die Hochzeit am nächsten Tag vor Augen, waren Jessicas Nerven zum Zerreißen gespannt. Inzwischen waren ihre Sinne so geschärft, dass sie sich verspannte, sobald Jake nur den Raum betrat. Wenn sie sich schon in der vertrauten Umgebung ihres Elternhauses so fühlte, wie sollte sie zurechtkommen, wenn sie mit Jake allein war?
„Na, du hast ja düstere Laune.“ Oben im Zimmer legte Beth Sarah aufs Bett und begann, das Baby auszuziehen. Sie lachte, als die Kleine, von der Windel befreit, glücklich strampelte. „Obwohl … ich habe dir die Geschichte, die du mir aufgetischt hast, eigentlich nie geglaubt. Ich vermute, es geht um viel mehr bei eurer Beziehung, als du zugeben willst. Passt du einen Moment auf Sarah auf, während ich ihr Bad vorbereite?“
Jessica setzte sich zu dem zufrieden brabbelnden Baby und streichelte seinen Bauch, während Beth im angrenzenden Bad verschwand.
„Nun, es fällt schon auf, dass ihr ziemlich überstürzt heiratet“, meinte Beth mit einem vielsagenden Lächeln, nachdem Sarah gebadet war und ihren Schlafanzug trug.
„Jake macht sich Sorgen um Mark“, sagte Jessica düster. „Ihm geht es nicht sehr gut.“
Sofort änderte sich Beths Miene. „Oh Liebes, es tut mir leid, ich wollte nicht taktlos sein.“ Sie legte Jessica die Hand auf den Arm. „Ich weiß doch, wie sehr du Mark liebst. Und natürlich will Jake, dass sein Vater ihn verheiratet weiß, bevor …“
„So schlimm ist es noch nicht, Beth“, unterbrach Jessica. Sie konnte sehen, wie erschüttert ihre Cousine war. „Mark ist wirklich sehr krank, aber noch besteht Hoffnung. Bald soll es ein neues Medikament geben. Wir alle beten dafür, dass er bis dahin durchhält.“ Sie nahm Sarah auf den Arm.
„Du kannst sie in ihr Reisebettchen legen. Sie wird im Nu eingeschlafen sein.“ Beth deckte ihre Tochter zu, ging zur Tür und schaltete das Licht aus. „Wo
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