Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
Vom Netzwerk:
und betrachtete ihn längere Zeit. Sie hob den Blick, schaute erneut so, als ob sie sich geirrt hätte. Dann rief sie „Oh!“ und reinigte ihn durch Schütteln.
    Sie sprach gehetzt, erschüttert von dem, was sie in dem Flechtwerk aus Drähten und Perlen gesehen hatte. „Etwas Schlechtes und Böses ist dort. Ich habe abgebrochen – wollte sie nicht sehen. Sie sind wie Würmer in einem Kothaufen. Bewegen sich – wütend. Sie beobachten … uns. Sie können uns auf eine Art sehen, die ich nicht verstehe. Wenn wir uns ihnen nähern, werden sie uns Schaden zufügen – mit einem weißen Feuer. Es ist sehr merkwürdig. Sie sehen aus wie wir, aber sie sind nicht wie wir – es sind keine menschlichen Wesen. Sie sind etwas anderes. Sie können mich sehen mich und den Geschichtensammler, aber sie können mich nicht erreichen.“ Mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen schaute sie umher und drückte sich schutzsuchend an Han.
    „Sie sollen mich nicht zu diesem Ort bringen!“ schluchzte sie fassungslos. Aber Han bemerkte, daß sie trotz Furcht und Weinkrampf in keiner Weise den Griff lockerte, mit dem sie ihr Gerät hielt. Mit der freien Hand klammerte sie sich fest an ihn.
    Han streichelte ihr übers Haar, gab ihr Sicherheit und Selbstvertrauen zurück. Als sie ruhiger wurde, wandte er sich an Hatha.
    „Sie sind bewaffnet, Hatha. Strahlenwaffen mit hoher Energie. Sie werden auf uns feuern, wenn wir in Schußweite kommen.“
    Hatha antwortete: „Ist mir egal. Fliegen wir zu meinem Schiff, dorthin, wo es die Meteoriten aufsammelt. Ich werde zurückkommen und sie bestrafen – nichts wird mich aufhalten.“’
    Liszendir trat näher und musterte Usteyin und den Geschichtensammler. Sie seufzte resignierend und sagte dann langsam, mit Traurigkeit in der Stimme: „Ich sehe jetzt, was sie ist und was sie kann. Ich selbst könnte dies niemals; kein Ler wäre in der Lage, dieses Ding zu benutzen. Es ist nichts Mystisches, kein Okkultismus. Sie hat in diesem Flechtwerk eine Art Feedback-Schleife. Der menschliche Geist ist so gestaltet, daß er ihn benutzen kann. Das Bewußtsein wird durch eine seltsame Art von symbolischen Bewegungsabläufen gesteigert.“
    Han schaute Liszendir an, als ob sie plötzlich eine Fremde für ihn wäre – ein Wesen aus einer anderen Welt. „Was meinst du damit, Liszendir?“ Nie zuvor hatte er eine solche Traurigkeit in ihrem Gesicht gesehen.
    „Verstehst du nicht? Dieses Ding da, plus Hände, Augen, Geist und verschiedene Formen des Lichts.“ Usteyin nickte zustimmend. „Es ist nichts Elektronisches, nichts Magisches. Es ist strenggenommen nicht einmal mechanisch. Es ist etwa so wie jenes Gerät, mit dem man rechnet, das primitive Leute benutzen: Kügelchen auf Metallschienen, ein Abakus. Dies Ding hier geht über die Zahlen hinaus. Es symbolisiert ganze Realitäten. Es ist eine Art Makro-Bildschirm und Computer in einem. Verstehst du noch immer nicht, wen du da gewonnen und in Liebe an dich gebunden hast? Nichts kannst du vor ihr verbergen – weder in Raum noch in Zeit.“
    Usteyin legte den Geschichtensammler beiseite, löste sich von Han und trat auf Liszendir zu. Tief schaute sie in ihre Augen. „Du verstehst – dann weißt du auch, daß ich das gesehen habe, was ihr beide, mein Han und du, in der Davor-Zeit zusammen gemacht habt.“ Liszendir zuckte zurück, aber Usteyin zeigte keinen Ärger. Sie legte den Arm um sie und sagte mit wohlwollender Stimme: „Aber du hast ein gutes Wesen, bist ohne Arg und Schuld. Du glaubst, daß dein Leben nicht leidenschaftlich genug war, daß du noch nicht die große Liebe gefunden hast. Ja, ich habe es gesehen. Alles, was längst zurückliegt, dich und auch Han. Ich weiß es. Wir tun das nicht oft. Es ist nicht gut, sein eigenes Leben zu betrachten. Aber ich mußte es wissen.“
    Liszendir fragte mit zaghafter Stimme: „Hast du dies alles vorausgesehen?“
    „Nein. Wie hätte ich es wissen können? Wir schauen nicht in unsere Zukunft – weil wir es nicht wissen wollen. Es ist die einzige Geschichte, die wir real haben. Man muß die Anfänge kennen. Aber dann kam er, kaufte mich, machte mich zu seinem Eigentum. Es war so seltsam und fremdartig, daß ich schauen und wissen mußte. Ich habe es lange Zeit nicht gewagt. Aber gestern tat ich es. Dein Leben ist von meinem so verschieden. Für mich ist keiner von uns das eigentliche Volk; wir alle sind nur armselige Kreaturen, die das vollziehen, was vorbestimmt ist, die in dem Strom mitschwimmen; du

Weitere Kostenlose Bücher