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Morgenrötes Krieger

Morgenrötes Krieger

Titel: Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M. A. Foster
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sind Glieder einer Kette von Notwendigkeiten, die kein Ende genommen hat und auch nicht nehmen wird.“
    Han und Usteyin verfolgten dieses Gespräch nur mit geringem Interesse. Jetzt, da sie weit genug in den Raum vorgedrungen waren, programmierte und kontrollierte Han die Ortungs- und Detektorensysteme in der Hoffnung, eine genauere Positionsbestimmung von jener anormalen Emission machen zu können, die er beim Flug von Avings Burg zu Hathas Lager aufgefangen hatte. Usteyin schaute aufmerksam zu, als die Kontrolleuchten immer wieder in allen nur möglichen Farben an- und ausgingen, dabei auf den verschiedenen Bildschirmen und Monitoren an der Seite in sekundenschnelle Ziffern und Buchstaben erschienen, die ebenso schnell verschwanden, wie sie auftauchten. Andere Anzeigengeräte entwarfen Hunderte von Rastern und Diagrammen – nichts von alldem schien von längerer Dauer zu sein. Gelegentlich nahm in der Flut von Daten und Schaubildern etwas Definitives Gestalt an – aber auch das nie länger als ein paar Sekunden. Han erklärte ihr alles, so gut es eben ging, wußte aber, daß sie Sinn und Bedeutung nicht erfassen konnte. Wie hätten auch Symbole und Ziffern für jemanden einen Sinn haben können, der weder lesen noch schreiben und nur bis fünf zählen konnte. Nach einiger Zeit trat er resigniert und frustriert vom Steuerpult zurück.
    „Dasselbe Problem wie gehabt. Ich kann nur mit Bestimmtheit sagen, daß es hier etwas gibt“, sagte er und zeigte auf eine Vielzahl von Anzeigen, Daten und Maßangaben. „Aber ich kann es nicht festmachen. Wir müßten von verschiedenen Positionen aus Messungen vornehmen, aber das würde Jahre dauern.“
    Usteyin blickte auf das ganze komplizierte Instrumentarium mit einer Mischung aus Neugier und – unglaublich! – zustimmender Anerkennung. Sie beobachtete genau, als hätte sie im Kopf eine schwierige Rechenaufgabe zu lösen. Dann wandte sie sich abrupt zu Han und meinte: „Warum hast du mir nicht schon früher erzählt, daß du einen Geschichtensammler besitzst? Du hast ein Geheimnis für dich behalten und gabst vor, du wüßtest nichts von dem meinigen. Warum hast du das getan?“
    Han blickte völlig verständnislos zurück. „Wovon sprichst du, Usteyin? Was für einen Geschichtensammler? Ich habe kein solches Gerät, wie du es besitzt. Ich verstehe nicht, was du meinst.“ Seine Stimme klang mutlos und er war wie vor den Kopf geschlagen.
    Sie ging hinüber zu ihrer eingerollten Decke und zog jene kleine Tasche daraus hervor, in der sie ihre Habseligkeiten aufbewahrte. Sie machte sie auf und brachte jenes komplizierte Drahtgeflecht zum Vorschein, in das sie angeblich ihre Geschichten erzählte, und bei dessen Handhabung Han sie schon einmal beobachtet hatte. Sie klappte es vollständig auseinander. Han schaute genau hin, versuchte in dem Gewirr irgendeine Ordnung zu entdecken. Doch es war anscheinend in der Tat nichts anderes als ein willkürliches Geflecht aus haarfeinen Silber- und Platindrähten, verschlungen in Hunderten von unendlich kleinen Perlen oder Kügelchen. Stolz hielt sie es ihm hin, ließ es aber nicht zu, daß er es berührte, als er versuchen wollte, es näher in Augenschein zu nehmen.
    „Da hinein“, sagte sie in einem Ton, als ob sie einem unverständigen Kinde etwas ganz Selbstverständliches erklären würde, „erzähle ich, wie gesagt, meine Geschichten. Wir Zlats besitzen alle einen. Deiner – ich weiß es – ist auch ein Geschichtensammler, aber ein ziemlich großer. Du kannst ihn nicht mit dir herumtragen. Was stimmt mit ihm nicht? Warum gibt er keine Antwort? Kann ich dir nicht sagen, was du wissen willst?“ Lebhafte Begeisterung ersetzte die Ungehaltenheit in ihrem Tonfall.
    „Erklär es mir noch mal, Usteyin. Langsam! Ich beginne zu verstehen, was es ist.“
    Sie schüttelte den Kopf, als wollte sie Spinnweben vom Gesicht wischen: eine Geste der Ungeduld. Wie könnte er dies hier nicht verstehen, er, der doch bisher so vieles verstanden hatte: sie selbst und auch andere. „Dieser hier gehört mir. Ich habe ihn gemacht, ihn aufgezogen, als ich noch sehr jung war, als kleines Mädchen, bei meiner Mutter. Wir alle haben einen. Die Zlats. Sonst niemand. Ich weiß es. Wenn ich mir die Zeit vertreiben will, wenn ich eine Geschichte erzählen will, dann nehme ich ihn, so wie jetzt.“ Sie hielt ihn in einer eigentümlichen Weise mit der linken Hand. „Ich lasse mir auch Geschichten erzählen – etwa so.“ Sie vollführte eine schnelle

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