Morgenroetes Krieger
Als sie sich gefangen hatte, berührte sie Han spontan und schnell an Gesicht, Brust und Schu l tern, wandte sich Liszendir zu und wiederholte die B e wegungen. Sie seufzte tief.
„Ja, hier, wieder hier, wo ich hingehöre. Bitte mich nicht, noch einmal hineinzusehen, in diese Geschichten, die du besitzst. Bitte nicht!“
Han wandte sich an Hatha. „Sie hat die Zukunft und die Vergangenheit gesehen. Eure Sonne. Sie sah, wie sie explodierte. Sie wird in fünf von euren Jahren eine S u pernova sein. Du wirst noch Zeit haben, dein Volk von Morgenröte wegzubringen – aber nicht mehr. Bring es weit weg. Dieses Ding wird im Umkreis von vielen Lichtjahren alles vernichten. Wir werden zurückko m men, um die Menschen zu holen. “
Sie stießen auf die Hammerhand im Außengürtel des Planetensystems. Sie hatte als neue Waffe einen riesigen Eisen-Nickel-Klotz, der fast genauso groß wie das Raumschiff war. Zuerst zögerte, ja, weigerte sich die Mannschaft, die das Schiff bediente, den Kontakt herz u stellen. Aber Gott sei Dank wurden sie schließlich durch den Anblick der kleineren Pallenber überzeugt. Irgend jemand an Bord des Ungetüms hatte sich offenbar eri n nert. Sie landeten in einer Fährenschleuse, die für sie g e öffnet und nach dem Aufsetzen wieder geschlossen wu r de. Die Außensensoren meldeten die Normalisierung des Luftdrucks in der Schleuse. Hatha machte sich fertig für die Rückkehr auf sein eigenes Schiff. An der Außenluke wechselten Han und er die letzten Worte.
Hatha sprach als erster. „Alles hat hier ein Ende; es hat den Anschein, daß du mich in jeder Hinsicht geschlagen hast – nun, nach so vielen Malen muß ich schließlich doch einmal die Lehren daraus ziehen. Ein Gefangener – genauer, ein gefangener Spion – verliert gewöhnlich mit der Gefangennahme allmählich und schrittweise seine Identität. Du und Liszendir, ihr habt das Gegenteil b e wiesen. Ich muß daraus den Schluß ziehen, daß ich mich anfangs irrte – oder daß ihr keine Spione seid, sondern etwas völlig anderes.“
„Wir waren keine Spione – nicht im eigentlichen Si n ne. Wir wurden nicht ausgeschickt, um in irgendein G e biet einzudringen und Geheimnisse zu stehlen, sondern um nachzusehen, was eigentlich passiert war. Hetrus, der für dieses Unternehmen die Verantwortung trägt, merkte offenbar, wo der Wurm steckte: entweder im Köder Efrem oder in dem Bericht selbst – oder vielleicht in be i dem. Wie dem auch sei, es wäre besser gewesen, wenn du uns auf Chalcedon in Ruhe gelassen hättest. Wozu sich einmischen? Niemand wußte etwas; ich brachte es in Erfahrung, nachdem du Liszendir das Schiff abgeno m men hattest. Die Dinge hätten sich dann wohl eher nach Avings Plänen entwickelt.“
Hatha und die Krieger waren als willfähriges Wer k zeug benutzt worden, und Han trug sich mit der gleichen Absicht. Es würde nicht das aufwiegen, was die Krieger mit all den vielen Generationen von Klesh angestellt ha t ten, aber es wäre zumindest ein kleiner Ausgleich – eine Geste – gewesen.
Falls Hatha irgendeinen Groll deswegen hegte, so b e hielt er ihn still für sich und sagte nur unverbindlich: „Möglich, möglich, nun aber muß jeder von uns seiner Wege gehen: ich selbst, um die Fremden zu vernichten, und du, um mit den beiden Mädchen auf deinen eigenen Planeten zurückzukehren.“
„Ja, zurück! Aber müßtest du nicht deine eigenen Le u te von Morgenröte wegbringen, bevor die Sonne ve r glüht, würde ich dein Schiff eigenhändig in Stücke reißen für das, was du versucht hast zu tun – egal aus welchem Grund. Aber ich werde es nicht tun. Dein Schiff wird noch gebraucht. Und wenn du es hinter dir hast, dann rette dein Volk. Aber die Zeit ist kostbar. Und sei g e warnt! Liszendir, Usteyin und ich werden fortgehen, aber innerhalb eines Jahres werden wir zurückkommen – und dieses Mal an der Spitze einer ganzen Flotte. Wir werden unsere eigenen Leute holen – alle –, und ich schwöre dir bei allem, was mir heilig ist: Sollte auch nur ein einziger Krieger einen Speer gegen sie richten, so werde ich Mo r genröte glatt wie eine Stahlkugel polieren. Es darf ihnen kein Leid zugefügt werden; keiner darf auf einen anderen Planeten verschleppt werden!“
„Keiner? Nicht mal die Haustiere? Einige haben sie gut behandelt und hängen nun sehr an ihnen.“
„Nicht ein einziger! Laßt sie in Ruhe, geht eurer W e ge, folgt den Lehren Sanjirmils oder des Teufels. Aber nehmt ihr auch nur einen einzigen
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