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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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dieser Entfernung wie Nebel anmutete – das war alles!
    Han aktivierte die Abwehrsysteme, Schutzschirme und Deflektoren. Er öffnete auch die Waffenschächte, woh l wissend, daß er diesem schrecklichen Strahl nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen hatte. Hatha jedoch hatte ebenfalls gesehen, was mit seinem Meteoriten g e schehen war, und von sich aus die Eigeninitiative ergri f fen. Im selben Moment, als ihn der blassere Sucherstrahl erneut einfing, machte er eine scharfe Kehrtwendung um hundertachtzig Grad und raste mit offensichtlich vollem Schub direkt auf den Pol zu. Das Schlachtschiff war vö l lig verdunkelt. Es glitzerte und funkelte im Sternenlicht.
    „Kamikazeangriff“, sagte Han. „Er hat alle Energie auf die Abwehrschirme und den Antrieb geschaltet. Er will das Schiff unter allen Umständen haben.“
    Zu spät merkten die Fremden, was los war. Erneut zuckte der Strahl mit voller Leistung, versuchte, das he r anrasende Schiff in Staub zu verwandeln – vergeblich! Er tauchte es lediglich in ein hellglühendes Licht, blieb aber sonst ohne Wirkung. Plötzlich zeigten die Bildschirme eine merkwürdig pulsierende Bewegung, ringförmigen Wellen auf einem Teich und damit jenen ähnlich, die Han und Liszendir bei der Annäherung an Chalcedon wahrgenommen hatten. Beide sahen es gleichzeitig. Sie wußten, was Avings Leute vorhatten. Ihre Antriebswerke liefen mit voller Leistung, um das Schiff zu starten; sie arbeiteten mit einer merkwürdigen, fremdartigen Ene r gie, die das Bild auf den Sichtgeräten verzerrte. Darum also war das gleiche Phänomen in der Nähe von Chalc e don aufgetreten und wieder verschwunden: Aving hatte sein Schiff gestoppt, um in aller Heimlichkeit zu be o bachten, wie sich die Dinge weiterentwickeln würden, und dann war er zum Planeten Morgenröte zurückg e kehrt. Am Pol bewegte sich etwas, die Eiskappe brach auf, und heraus kam, noch immer feuernd, das Schiff der Fremden. Doch beides gleichzeitig war anscheinend nachteilig. Jedesmal, wenn sie mit ihrem gebündelten Todesstrahl feuerten, zeigte das Zerrbild auf ihrem Bil d schirm zusätzliche Impulse, als ob Antrieb und Vernic h tungsstrahl interferierten. Mit abgeschalteten Schut z schirmen konnten die Detektoren ihm nun Genaueres über das Schiff und die Energiequelle mitteilen. Sie war ähnlich jener auf Hathas renoviertem Schiff, nur bede u tend stärker, unvergleichlich stärker. Han hatte so etwas erwartet. Und es war groß, so groß wie Hathas Schiff, vielleicht noch größer. Und es versuchte, sich wie ein Insekt aus dem Staube zu machen.
    Aber es war schon zu spät. Bevor das Schiff der Fremden – noch immer unsichtbar und nur als Bewegung unter der Eisschicht erahnbar – entkommen konnte, pral l ten die beiden Objekte aufeinander. Han kam es vor, als sähe er es in Zeitlupe. Sie kollidierten, vereinten und ve r schmolzen sich; sie explodierten nicht, sondern verglü h ten, wurden zu einer einzigen, hellroten, unförmigen Masse; die Glut verschwand in einer gewaltigen Staub- und Dunstwolke, während die Ausschläge und Impulse auf dem Schirm schwächer wurden und erstarben. Die Detektoren zeigten nur noch eine einzige Strahlungsque l le im System von Morgenröte: die Sonne, für das Auge unsichtbar hinter der Planetenmasse, nur angezeigt durch ihren Strahlenkranz über der Krümmung des Horizonts.
     
    Liszendir hatte den ganzen Vorgang wortlos und regung s los beobachtet. Nach langem Schweigen sagte sie schlie ß lich mit ruhiger Stimme : „ Du denkst vielleicht, daß ich dies als ein weiteres Zeichen für Hathas perfides Wesen erachte. Nein, ganz und gar nicht. Das Gesetz schreibt vor: ‚Gebrauche keine Waffe, die die Hand ve r läßt’. Genau das hat er zum Schluß befolgt: Es hat seine Hand nicht verla s sen. Auch ist Selbstmord für mich kein Grund zur Trauer, denn er ist nichts weiter als eine Han d lung, und der Wert einer Handlung liegt allein im Zweck und Sinn für die Gegenwart und die unmittelbar folgende Zukunft.“
    Han blickte zu ihr auf, dann sagte er: „Ich verstehe. Aber ich sehe es auch im Rahmen seines eigenen S y stems: Der Edle hat die Wahl; je höher er steht, um so größer der Spielraum. Dies war sein Glaubensbekenntnis. Als er demnach aufgrund eigener Handlungen in eine Situation geriet, die ihm keine Wahl mehr ließ, war er kein Edler mehr – konnte es nicht mehr sein. Ein weiterer Grundsatz seiner Weltanschauung verbot, daß jener, der frei wählen darf, als Werkzeug fremder Interessen mi ß

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