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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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anderen Millionen Punkte zu sein schien.
    „Sie ist noch zu weit weg, um als Kugel sichtbar zu werden; aber dennoch – das ist sie. Bevor wir nah genug heran sind, werden wir den Überraum verlassen haben.“
    „Kann man Chalcedon auch schon sehen?“
    „Nicht unter den jetzigen Bedingungen. Erst bei einer gewissen Winkelgröße wird er sichtbar. Deshalb ist der Hintergrund auch schwarz. Wir müssen näher hera n kommen und uns im Normalraum bewegen.“
    Liszendir wurde schweigsam und starrte fasziniert auf den Bildschirm. Ler-Raumschiffe waren trotz ihrer raff i nierten Antriebssysteme eher primitiv zu nennen, was die Ortungs- und optische Wiedergabetechnik anbelangte. Auf ihrer Koordinatenmatrix, die sie benutzten, konnte man nichts weiter sehen; im Normalraum blickten Crew und Passagiere durch abenteuerlich dicke Quarzscheiben, die optisch völlig plan waren, auf das kosmische G e schehen hinaus. Ihre Piloten saßen ganz oben auf jener runden Glocke, die sie Raumschiff nannten, in einer kle i nen Kuppel und steuerten das riesige Ding per Hand.
    Für Liszendir war deshalb die Aussicht höchst beei n druckend. Sie hatte einen Großteil ihrer Zeit hier im Ko n trollraum verbracht und stundenlang auf den Bildschirm gestarrt, der Ähnlichkeit mit einem riesigen Sichtfenster hatte.
    Irgend etwas auf dem Bildschirm irritierte Han; eine kaum sichtbare Bewegung. Aber als er näher hinschaute, konnte er nichts weiter feststellen als die wandernden Sternenpunkte. Schaute er beiseite, so nahm sein Auge im peripheren Blickfeld erneut diese Bewegung wahr. Je länger er darüber nachdachte, um so sicherer wurde er, daß er sich nicht getäuscht hatte. Versuchte er es direkt zu fixieren, war es augenblicklich verschwunden; richtete er aber den Blick so ein, daß er nur den Rand seines G e sichtsfeldes wahrnahm, war das Phänomen lange genug vorhanden, um ihn von seiner Existenz zu überzeugen. Da war etwas, das sich bewegte – aber was?
    „Liszendir, siehst du etwas auf dem Bildschirm, das sich bewegt?“
    „Das sich bewegt? – Nein. Aber das Bild ist schon seit geraumer Zeit gestört. Hast du es nicht bemerkt? Ich dachte erst, es läge an der Apparatur – und daß du da r über Bescheid wüßtest. Es sieht so aus wie ein Bild im Wasser, wenn man es von der Oberfläche aus betrachtet. Von einem bestimmten Punkt gehen Wellenbewegungen aus und verteilen sich über die ganze Bildfläche – aber ich konnte bisher nicht erkennen, woran es liegt.“
    „Hm.“ Han murmelte sich irgend etwas in den Bart, schaltete den Bildschirm aus und ließ den dazugehörigen Computer eine Routinekontrolle durchführen. Nach w e nigen Minuten erschien auf dem Bildschirm das gleiche Bild wie zuvor. Er fragte sie: „Noch immer?“
    „Ja.“
    „Wo liegt der Punkt, von dem die Wellen ausgehen?“
    „Am Linienschnittpunkt: die Sonne von Chalcedon.“
    Han langte in die Konsole und brachte ein großes, di ckes Handbuch zum Vorschein, in dem die Charakter i stika aller bekannten Sterne verzeichnet waren. Er blä t terte kurze Zeit, dann sagte er: „In diesem Text hier ist die Sonne von Chalcedon als Avila 1381 verzeichnet, ein normaler gelber GO-Stern mittleren Alters, keine Ano r malitäten. Wenn diese Bildstörungen eine reale Ursache haben und nicht aus einem Fehler des Wiedergabes y stems resultieren, so würde ich auf eine Art Gravitation s abweichung im System tippen. So ähnlich wie bei einem sterbenden Stern oder vielleicht bei einem Neutrone n stern, der ins Planetensystem eingedrungen ist. Aber Chalcedons Sonne ist nach diesem Verzeichnis ein M u sterbeispiel für einen völlig gesunden Stern, nichts B e sonderes; außerdem besteht eine ziemlich geringe Wah r scheinlichkeit, daß ein Neutronenstern von einem so l chen System eingefangen wird. Fast immer durchstoßen sie ein System auf einer hyperbolischen Flugbahn. Vo r ausgesetzt, eine solche Flugbahn läge hier vor, so hätte dieser Effekt schon während der gesamten Reise auftr e ten müssen – ja, sogar schon lange vorher. Aber das sind nur Vermutungen. Hinzu kommt, daß Avila 1381 so w e nig Masse hat, daß sie durch einen Neutronenstern von ihrer Bahn abgekommen wäre. Wir besitzen für solche Fälle Detektoren, unsere aber haben auf der ganzen Reise keinen Laut von sich gegeben. Man kann diese Möglic h keit eigentlich ausschließen. Jedes Ereignis hat stets eine Wahrscheinlichkeit größer als Null – das ist ein altes G e setz der Wissenschaft. Es ist Monate her, seit

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