Morgenroetes Krieger
Ler und Menschen, beruhigte sich Han, und beide wandten sich wieder ihren anstehenden Problemen zu. Sie mußten jedoch die Fes t stellung machen, daß es nicht viel war, was sie tun kon n ten – allein und auf sich gestellt, in einer fremden und unterentwickelten Welt. Die Einheimischen wußten nur sehr wenig über die Naturgegebenheiten des Planeten. Sie waren der Ansicht, die Welt sei flach und nur die Sonne bewege sich; die Erdbeben wurden ihrer Ansicht nach vom Weltumschlinger verursacht – einem urweltl i chen Reptil mit Namen khashet, das sich von Zeit zu Zeit wand und räkelte. Die Pole waren die Höllen der Sünder, unbekannt und unzugänglich, während die mittleren Bre i ten unter zwei Wintern pro Jahr zu leiden hatten. Westlich von Leilas begann die Wüste, und soweit man wußte, war sie endlos. Die Berge zogen sich weit nach Norden und Süden, und der einzige Durchgang war die Felsenschlucht, die vom Fluß durchschnitten wurde und zu den „ Freiländern“ führte.
Die Geographie war ganz klar gegen sie. Das Land der Krieger lag irgendwo auf der anderen Seite des Planeten, höchstwahrscheinlich mehr als zwölftausend Meilen en t fernt, und um dort hinzukommen, wären sie gezwungen gewesen, zu Fuß zu gehen! Und das bei diesen kurzen, aber harten, strengen Wintern, dazu unter Umweltsb e dingungen, die eine ganze Zivilisation zur Stagnation verurteilt hatten. Wer war schon in der Lage, Berge zu überqueren, deren Pässe allein zwanzigtausend Fuß über dem Meeresspiegel lagen? Wer konnte Hochebenen durchwandern, die denjenigen glichen, auf der sie nach ihrer Flucht vor den Kriegern gelandet waren? Und wer war fähig, Wüstensenken zu durchqueren, wo das Wasser zu kochen anfing, wenn die Sonne am Himmel stand?
Auch konnten sie sich keinen Handelskarawanen, Pi l gerzügen oder ähnlichem anschließen. Außerhalb des bekannten Gebietes gab es keinen Reiseverkehr. Man hatte das Gerücht gehört, daß es andere bewohnte Orte, Länder und Städte geben sollte. So glaubte man zum Be i spiel, daß die Krieger in einem sehr großen, schönen Land lebten. Aber niemand war bisher dort gewesen, ausgenommen jene, die die Krieger in ihrem Schiff mi t genommen hatten. Nur mit ihren eigenen Dingen und Angelegenheiten beschäftigt, waren die Leute von der Morgenröte zu einem kulturellen Stillstand verurteilt, ja, schlimmer noch: Je weiter die Zeit und die Jahre vora n schritten, um so unzivilisierter wirkte ihre Kultur.
Und was den Planeten selbst anbetraf, so konnten sie sich davon überzeugen, daß er in einer frühen Entwic k lungsphase der biologischen Evolution steckte. Es gab kein anderes einheimisches Tierleben als das zwischen Reptilien- und Amphibienstufe, und auch mit den Pfla n zen war es nicht besser bestellt, sah man von denjenigen ab, die ganz offensichtlich importiert waren. Eine noch junge und rauhe Welt, auf der eigenes Säugetierleben erst in dreihundert Millionen Jahren zu erwarten war, vorau s gesetzt die Sonne wurde bis dahin nicht zur Supernova.
Nur die Krieger hatten ein eigenes Schiff, dazu jenes von Han und Liszendir. Es waren die einzigen Transpor t mittel für längere Distanzen auf dem gesamten Planeten. Tausende von Meilen lagen zwischen ihnen und dem Schiff. Sie konnten nur wenig tun. Bevor sie sich schlafen legten, nahmen sie sich gegenseitig in die Arme und lie b ten sich ein weiteres Mal in einer langsamen, selbstve r gessenen Art. Dann schliefen sie ein, ohne auf mehr zu hoffen, als was ihnen diese Gemeinsamkeit schenkte.
Am Morgen kauften sie ein maultierähnliches Packtier und beluden es mit Proviant und Ausrüstung, wofür sie den größten Teil ihres Geldes ausgaben. Han vermutete, daß die Vorfahren dieses kleinen Tieres mit den ersten Einwanderern gekommen waren. Sie verließen den Gas t hof schweren Herzens, denn das, was sie erwartete, war nach all ihren Informationen ein mühseliges Unterne h men und wenig erfreulich. Die Zeit hingegen, die sie in diesen Wänden verbracht hatten, war eine willkommene Erholung voll gemeinsamer Ruhe und Entspannung g e wesen. Mit ihrem letzten Geld kauften sie ein kurzes Schwert für Han und ein zierliches, aber brauchbares Messer mit rasierklingenscharfer Schneide für Liszendir. Nachdem sie alles auf ihrem Packtier verstaut hatten, verließen sie Leilas durch das Nordtor und schlugen die Richtung zu jenen Ländern am oberen Beckenrand ein.
Als sie die Stadt verlassen und den sanft ansteigenden Hang erklommen hatten, schauten sie kurz
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