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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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einen fu n kelnden Stern. Ostwärts reckten sich die Berge in die Höhe und warfen lange Schatten. Der Süden versank in nebelgetrübter Dunkelheit, während im Westen der zwe i te Gebirgszug kaum weniger abweisend aussah, obgleich seine höchsten Gipfel mit weißen Schneehüten bedeckt waren. Der Anblick war unmenschlich, von einer wilden, unbändigen Schönheit. Han stand da in der kalten Mo r genluft, ließ den Blick über die Felsen schweifen und bestaunte eine Zeitlang die trostlose Szenerie. Sie befa n den sich am höchsten Punkt des Beckenrandes, und es gab nichts, absolut nichts!
    Etwas weiter weg, am unteren Teil des westlichen H ö henzugs, glaubte er etwas wahrgenommen zu haben – etwas, das sich bewegte. Er schaute genauer hin. Er konnte es nicht erkennen. Er senkte den Blick und scha u te dann noch einmal. Ja, jetzt war es so eben zu erkennen. Es war ein Gebäude von der gleichen Farbe wie der dunkle anthrazitfarbene Felsen des vulkanischen Gebi r ges im Westen, das noch immer im Schatten der höheren Bergkette im Osten lag. Die Bewegung, die er wahrg e nommen hatte, schien das Kräuseln von Rauch zu sein, dünne Wölkchen, die sich schnell und hastig auflösten. Es war eigentlich zu weit, um genau sagen zu können, was es war. Rauch aber auf jeden Fall! Eine stille Freude kam über ihn. Irgend jemand mußte dort leben, hoch oben auf den Anhöhen des Planeten Morgenröte.
    Han lief eilig in die Scheune zurück, um Liszendir zu wecken. Während er die Sachen zusammenpackte, ging sie hinaus, um sich selbst von dem zu überzeugen, was Han gesehen hatte. Zitternd und fröstelnd kam sie wieder herein und bestätigte seine Beobachtung. Sofort machten sie sich auf den Weg.
    Die Entfernung war größer, als sie vermutet hatten; beide, weder Han noch Liszendir, waren auf Chalcedon oder auf Morgenröte in der Lage, die Entfernungen ric h tig einzuschätzen. Hinzu kam der letzte Nacht gefallene Neuschnee, der, vom Wind hochgewirbelt, die Sicht noch erschwerte. Er verhinderte wegen der Verwehungen auch ein schnelles Ausschreiten, so daß sie zu kriechen mei n ten und über Stunden kaum vorankamen. Aber dennoch schmolz die Entfernung langsam, aber sicher, und als sie nah genug herangekommen waren, konnten sie den Rauch und die Umrisse des Gebäudes deutlich erkennen. Es war nicht besonders ermutigend, was sie dort vor sich sahen, offensichtlich war es eine Burg oder eine Festung aus abstoßend schwarzem Felsengestein. Schließlich glitt die Sonne über die Berge und erhellte von Nordosten mit grellem Licht die Westflanke . Nun war es klar zu erke n nen, obwohl es noch immer meilenweit entfernt war: eine Burg mit Wimpeln oder Fahnen auf den oberen Gebäud e teilen. Was auch immer es darstellen mochte – es war bewohnt, und die unbekannten Bewohner waren zu Ha u se.
    Sie benötigten noch den größten Teil des Tages, um sich durch Schnee und Kälte bis dorthin durchzukäm p fen; doch mit dem beginnenden Zwielicht, das die schnell hereinbrechende Dunkelheit ankündigte, standen sie vor den Toren. Sie waren geschlossen und machten auch nicht den Eindruck, daß sie in letzter Zeit geöffnet worden waren. Wieder ein toter Punkt. Han ging ans Tor und schlug mit dem Knauf seines Schwertes dagegen. Liszendir wartete einen Moment und rief dann mit lauter Stimme – keine Antwort. Doch Pochen und Rufen waren immer noch besser als untätig herumzustehen. Endlich erschienen nach einigen endlosen Minuten Lichter und Köpfe auf der Mauerbrüstung. Man dirigierte sie zur a n deren Seite, wo eine kleine Tür geöffnet wurde, die man selbst bei Tageslicht übersehen konnte. Man hieß sie mit allem, was sie hatten – einschließlich Packtier –, eintr e ten und zeigte ihnen einen Raum als nächtliche Bleibe.
    Drinnen war es genauso, wie Han es sich vorgestellt hatte – als Junge war er ein begeisterter Leser von mitte l alterlichen Romanen gewesen. Dies hier war eine Adel s burg, aber ohne die Üppigkeit und den Schmuck, den derartige Burgen in den alten Erzählungen besaßen. Sie war schmutzig und heruntergekommen; verblichene Wandteppiche aus Vergangenheit oder Gegenwart – was sich nicht recht entscheiden ließ –, zerfetzt und ausg e franst, bedeckten den rohen Stein der Innenwände. Sch ä big gekleidete Diener und Wachen, die, ebenso herunte r gekommen wie die Wanddekorationen, in scheinbar h a stiger Eile ihre Botengänge verrichteten. Es war ein freudloser, häßlicher Ort, kalt und dumpf.
    „Ich kann einfach nicht

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