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Morgenroetes Krieger

Morgenroetes Krieger

Titel: Morgenroetes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Anthony Foster
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voller Schlick ist.“
    Narman hatte genau zugehört, trotz der Sprachbarri e re, die für ihn ebenso schwierig war wie für Han und Li s zendir. Aber er hatte einige Einzelheiten mitbekommen und nickte enthusiastisch. „Ja, der Fluß wäscht die Schlucht jedes Jahr aufs neue aus. Er zerschneidet die Berge zur Strafe dafür, daß sie dem Himmel gleich sein wollen – sie werden zerschnitten und gepeitscht. Es ist wie mit den Frauen.“
    Han und Liszendir stimmten respektvoll zu. Ohne Kommentar akzeptierten sie seinen einfältigen Glauben.
    Sie waren jetzt den Anlegestellen greifbar nahe g e kommen und zogen die Ruderstangen ein. Han war g e spannt darauf, wie wohl die Stadt aussehen würde. Seit ihrem Abflug aus Boomtown hatte er keine mehr gesehen – Hobbs Basar zählte nicht.
    Nach Narmans Beschreibungen zu urteilen, mußte Leilas wahrhaftig der Nabel der Welt sein, ein Wunder, vergleichbar den sagenhaften Städten der Antike: ko s mopolitisch, eine Großstadt im Überfluß, Zentrum für Handel und Kultur; er wollte es mit eigenen Augen s e hen. Liszendir jedoch schaute nur mißtrauisch auf den Dunstschleier oberhalb des Steilufers und schüttelte den Kopf. Sie war schon die ganze Zeit skeptisch, und die wenigen Bemerkungen, die sie losließ, hatten nicht eben begeistert geklungen.
    Sie machten ihr Floß an einer der schwimmenden A n legestellen fest, und sogleich wurden sie von einer solch schurkischen Feilscher- und Halsabschneiderbande b e stürmt und umlagert, wie sie Han sein Lebtag nicht ges e hen hatte. Der Verkauf der Feldfrüchte begann unmitte l bar, ohne Einleitungen oder Formalitäten, es gab kein Pardon. Selbst auf sein letztes Hemd am Körper mußte er höllisch aufpassen, und auch für Liszendirs Kleid wollte man ein Angebot machen, falls sie die Güte haben wü r de, hinter den Ballen hervorzukommen und es auszuzi e hen. Dies alles endete erst spät in der Nacht und begann am nächsten Morgen vor Tagesanbruch aufs neue. Nach zwei Tagen war alles verkauft, ein paar Waren waren gestohlen, ein guter Profit war gemacht und das Geld unter ihnen aufgeteilt. Geld! Wenn man es überhaupt so nennen konnte – eine Währung, die nur in Leilas Gülti g keit hatte.
    Sie gingen das Steilufer zur Stadt hinauf und ließen nur die Packtiere und einige Sachen zurück. Vor den Stadtmauern Leilas’ angekommen, sagten sie sich ein kurzes, aber herzliches Lebewohl. Narman war in Eile. Sie hatten andere Bauern der Felsenschlucht gesehen, die sich schon für den langen Marsch flußaufwärts gerüstet hatten. Verständlich, wo sie sich nur einmal im Jahr s a hen. Sie trennten sich, und nachdem Han und Liszendir der kleinen Gruppe einen Moment lang nachgeschaut hatten, betraten sie die Stadt.
    Nach den hiesigen Vorstellungen war Leilas sicherlich eine bedeutende und große Stadt, konkurrenzlos im U m kreis vieler Tagesreisen. Zudem war sie für die Einhe i mischen der Mittelpunkt ihres Planeten Morgenröte. Eine andere Stadt kannten sie überhaupt nicht. Han jedoch erschien sie wie ein lebendig gewordener Text aus der Vergangenheit – lange vor der Zeit der Weltraumflüge. Als sie durch die engen, staubigen Straßen wanderten, sahen sie keine anderen Waffen als Armbrüste, ähnlich jener, die er selbst trug. Das Kanalisationssystem bestand lediglich aus einer Reihe gesundheitsgefährdender Gr ä ben und Steinrinnen, die neben den Straßen in Richtung See verliefen und von denen einige mit zerbrochenen oder noch intakten Platten abgedeckt waren – je nac h dem, ob sie das Gewicht der Passanten tragen konnten oder nicht. Eine durchaus intelligente Lösung des Pr o blems, bedachte man, daß der See alljährlich durchg e spült wurde; sollte die Flut jedoch einmal ausbleiben, so würde man die Stadt aufgeben oder verlegen müssen.
    Die Straßen waren weder gerade noch lang, auch schien sich hinter ihrem Verlauf keine rechte Ordnung zu verbergen. Häuser, Gasthöfe, Geschäfte, Villen hinter hohen Mauern und Elendsviertel lagen bunt gemischt durcheinander. Die Stadt machte jedoch den Eindruck eines florierenden Handelszentrums, was bei dem gewa l tigen Hinterland durchaus verständlich war. Dieses b e stand vor allem aus jenen nördlichen und südlichen Te i len der Talsenke stromaufwärts sowie aus einigen größ e ren Gebieten im westlichen Flachland rund um die Sal z lager. Aber so reich und blühend sie auch sein mochte, sie war nicht die Großstadt, die Han erwartet hatte; er schätzte ihre Einwohnerzahl auf höchstens

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