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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Adam zu schaffen. Was genau er in Erfahrung zu bringen gedachte, indem seine Finger über Adams nackten Körper wanderten, war Lea ein Rätsel. Offensichtlich sah Adalbert das ähnlich, denn er tippte Maiberg mit einer Schuhspitze an. Nur widerwillig zog der Handlanger seine Finger zurück.
    »Maiberg hat eine Schwäche für Kreaturen, die ihm ausgeliefert sind. Kein besonders hübscher Charakterzug, aber schließlich brauchen wir alle etwas, das uns gebührend motiviert«, erklärte Adalbert, als doziere er, vor einem Kaminfeuer sitzend, über die Unbill des Lebens. Dafür hatte Lea nur ein verächtliches Lächeln übrig, das Adalbert indessen wenig zu beeindrucken schien. »Ihr beide habt in eurer Zweisamkeit aber auch wirklich einen rührenden Anblick geboten. Kein Wunder also, dass längst verschüttet geglaubte Gefühle in Maiberg geweckt wurden. Auch wenn die damit einhergehende Fantasie wahrscheinlich nicht nach Ihrem Geschmack sein dürfte.«
    Der massige Mann strich sich einen Fussel von der Schulter, was eher danach aussah, als wolle er sich selbst zu diesem Geniestreich gratulieren. Lea schüttelte es. »So ein hübsches Paar, mitten im Herzen der Natur. Wer hätte je vermutet, dass Adam sich zähmen ließe? Ich habe ihn eher mit gefletschten Zähnen und blutverschmierten Fäusten in Erinnerung. Jederzeit bereit, seiner Wildheit freien Lauf zu lassen. Was der Schoß einer sterblichen Frau so alles bewirken kann ... Eigentlich ist es -nun ja - ernüchternd. Raubt es ihm doch etwas von seiner Größe, wenn Sie verstehen, was ich meine. Da betreibt man solch einen enormen Aufwand, um ihn an die Kette zu legen, ohne allzu viel Schaden anzurichten. Und dann stellt sich heraus, dass aus ihm ein Löwe geworden ist, der sich im Paradies wähnt. Friedlich an der Seite seines Lämmchens.«
    »Adalbert«, sagte Lea, bewusst Adams trägen, arroganten Ton imitierend. »Du schwitzt, und bevor du dir diesen netten Anzug vollends ruinierst, sollten wir einfach aufbrechen. Also, gibt es noch irgendetwas, das du unbedingt sagen musst? Irgend so einen aufgeblasenen Unfug wie bei unserem letzten Zusammentreffen, ehe Etienne dir die Hölle heißgemacht hat?«
    Adalbert bleckte die Zähne, was vermutlich als Beweis durchgehen sollte, dass keins von Leas Worten seine innere Schutzbarriere durchdrungen hatte. »Ich würde dir ja gerne eine von diesen Betäubungsdosen hier anbieten, damit du unsere Anwesenheit nicht länger ertragen musst. Aber ich befürchte, dass sie ein wenig zu potent für deine Konstitution ausfallen. Falls du trotzdem darauf bestehen willst.
    Lea sparte sich eine Antwort.
    Es war zum Verzweifeln:All die vielen Jahre war Adams ganzes Sinnen darauf ausgerichtet gewesen, diesen einen Mann in die Finger zu bekommen. Und gerade in dem Moment, wo er endlich mit der vergeblichen Suche abgeschlossen und seinem Leben einen neue Ausrichtung gegeben hatte, tauchte Adalbert wie ein vorwitziger Schachtelteufel auf. Aber es machte nicht den Anschein, als handele Adalbert aus eigener Motivation heraus. Dahinter steckte jemand anderes, jemand mit Möglichkeiten und einem Interesse, das über Rachegelüste hinausging jemand, der Adalbert eine Betäubungspistole in die Hand gedrückt hatte, weil es für ihn nicht von Vorteil wäre, Adams Überreste aus einem Salzsäurebad herauszufischen. Und für sie selbst war offensichtlich nicht einmal ein Betäubungsmittel vorgesehen. Keine Verunreinigung des Blutes, kein Risiko, dass ihr etwas geschah.
    Lea glaubte in einer Endlosschlaufe festzuhängen, untermalt vom Brummen des Motors und dem stoßweise ausgespuckten Atem Maibergs. Die Landschaft zog hinter den getönten Scheiben des Vans vorbei wie eine Rollkulisse im Theater, unwirklich und fremd. Immer wieder wurde diese seltsame Fahrt unterbrochen, wenn Adalbert den Wagen stoppte und kommentarlos zu ihnen nach hinten einstieg. Mit einem unwirschen Handgriff strich er Adam dann die Haare aus dem Nacken, um ihm eine weitere Betäubungsdosis zu verabreichen.
    Jedes Mal wenn das Zischen der sich entleerenden Patrone aufklang, zog sich Leas Magen schmerzhaft zusammen. Einmal hatte sich unter der Einstichstelle ein münzgroßer Bluterguss gebildet und sich rasch ausgebreitet wie ein Tropfen Tinte in einem Glas Wasser. Doch bevor sie die Form des Fleckens hatte ausmachen können, hatte der Dämon die kleine Wunde schon geheilt. Das Betäubungsmittel lieferte ihm offensichtlich einen schweren Kampf. Zumindest zuckte Adam nicht einmal

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