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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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leicht zusammen, wenn die Spritze die Haut an seinem Hals durchschlug und die Flüssigkeit mit Hochdruck ins Gewebe gejagt wurde.
    Während Adalbert am See eine Plastikschnur um ihre Handgelenke festgezurrt hatte, hatten der Riese namens Randolf und der asthmatisch röchelnde Maiberg sich um Adam gekümmert. Doch schon nach ein paar Schritten war Maiberg der leblose Körper, den er unter den Achseln hielt, entglitten, und Adams Kopf und Schultern waren dumpf auf den mit Steinen gespickten Weg aufgeschlagen. Daraufhin hatte der Riese die Stirn gerunzelt und war in die Hocke gegangen. Nachdem er den bewusstlosen Adam geschultert hatte, hatte er zitternd die Knie durchgedrückt und war dann den Weg zur Holzhütte zurückgetrottet, wobei Maiberg zwei Schritte hinter ihm hergeschlichen war und sich verträumt die Hände gerieben hatte.
    Lea hingegen hatte sich von der personifizierten Selbstzufriedenheit namens Adalbert auf dem Schotterweg vorantreiben lassen, ohne auch nur den geringsten Widerstand zu leisten - wozu auch? Selbst wenn es ihr gelungen wäre, Adalbert zu entkommen, so wäre da noch die Frage gewesen, wie sie den achtzig Kilo schweren, bewusstlosen Mann befreien und mit ihm fliehen sollte.
    Sich dieser Tatsache ergebend, hatte sie sich stoisch auf die Rückbank des Vans stoßen lassen. Mit der Gelassenheit war es allerdings vorbei gewesen, als sie hatte zusehen müssen, wie ihre Entführer mit Adam umsprangen. Als der Riese ihn auf den bloßen Boden des Vans hatte gleiten lassen, als wäre er lediglich ein lästiges Gepäckstück, hatte sie ihre Fingernägel im Bezug des Sitzes vergraben. Schließlich war Maiberg ins Wageninnere geklettert und hatte Adam grob auf den Bauch gerollt. So hatte er dessen Beine leicht anwinkeln können, damit sich die Schiebetür schließen ließ. Seine Finger waren dabei deutlich länger als nötig über Adams nackte Haut gewandert. Am liebsten hätte sich Lea mit einem Kampfschrei auf Maiberg gestürzt und seine Dreckspfoten ein paar Mal kräftig in der Schiebetür eingequetscht. Aber da hatte ihr Randolf, der sich neben ihr auf der Sitzbank niedergelassen hatte, bereits die schwere Hand auf die Schulter gelegt.
    Seit Adalbert den Wagen angelassen hatte, lag Adam reglos auf dem Boden, und zu ihrem Elend konnte Lea sein Gesicht in dieser Position nicht sehen. Aber seine Schultern hoben und senkten sich regelmäßig, als schlafe er immer noch in ihrem Schoß und träume von schönen Dingen.
    Eingezwängt zwischen dem Riesen und Maiberg, saß sie auf der Rückbank. Während hinter ihr die Hütte ihres Vaters immer kleiner wurde und schließlich ganz zwischen den Bäumen verschwand, schob sie vorsichtig die Zehenspitzen unter Adams Rippenbogen. Durch den Seidenstoff ihrer Ballerinas drang schwach die Wärme seines Körpers.
    »Könnt ihr ihm nicht wenigstens eine Decke überlegen?«, fragte sie tonlos.
    »Braucht der nicht«, nuschelte Maiberg. Dabei entging Lea nicht der erregte Ausdruck, der für einen Augenblick über sein Rattengesicht huschte.
    Nach einiger Zeit bemerkte sie, dass Maiberg sich übertrieben stark von ihr fernhielt. Wenn ihre Schultern sich gelegentlich streiften, zuckte er zurück, als hätte sie ihm einen Stromschlag verpasst. Und während der ganzen Zeit tanzte einer seiner Oberschenkel nervös auf und ab, peinlich darauf bedacht, nicht zur Seite auszubrechen und Lea zu streifen. Zunächst versuchte auch sie, jede Berührung zu vermeiden - schon deshalb, weil sie sich vor diesem schmierigen Kerl ekelte. Aber je häufiger Maibergs zunehmend geiler Blick auf Adam ruhte, desto mehr kochte es in ihr.
    Lea verlagerte ihr Gewicht in Richtung Adalberts Gehilfen und stellte zufrieden fest, wie dieser zurückwich und schon bald zusammengekauert und röchelnd an der Seitenwand des Vans klebte. Mit kühler Berechnung bohrte sie ihm den Ellbogen in die Seite und bemühte sich, ihren Busen an seinen Oberarm zu pressen. Dann platzierte sie ihren aufreizend geöffneten Mund nur einen Hauch von seinem mittlerweile kalkweißen Gesicht entfernt und hauchte ein »'tschuldigung«. Da Maiberg nur schwach quiekte, setzte sie noch einmal nach, indem sie ihr Knie an seinem rieb, während sich ihre Hand in Richtung Oberschenkel aufmachte. Genüsslich beobachtete sie die sich ausbreitende Panik in Maibergs Augen.
    »Das machst du doch mit Absicht, du dummes Miststück«, platzte es aus Maiberg heraus. Fluchtartig kletterte er über die Lehne auf den Vordersitz und legte dabei eine

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