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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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erstaunliche Gelenkigkeit an den Tag. Befriedigt stellte Lea fest, wie Maiberg sich immer noch angeekelt schüttelte, während Adalbert ihn zur Rückkehr auf seinen alten Platz zu bewegen versuchte. Aber alles Drohen und Schimpfen nutzte nichts, Maiberg blieb, wo er war.
    »Jetzt biste aber friedlich, ja?«, raunte der Riese Lea ins Ohr. Während der kleinen Szene hatte er keinerlei Regung gezeigt. Auch jetzt hingen seine Pausbacken ungerührt hinab, und sein wässriger Blick gab keine Gefühlsregung preis.
    Lea nickte kaum merklich und lehnte sich zufrieden in die Polster zurück.Auch gefangen und ohne Hoffnung auf Entkommen musste man sich schließlich nicht alles bieten lassen.
    Seit sie die Hütte am See verlassen hatten, war der Van stets in Richtung Norden gefahren und hatte am späten Nachmittag einen verlassenen Grenzposten passiert. Als die Nacht schließlich einbrach, fuhren sie schon seit einiger Zeit auf einer Schnellstraße, die durch nicht enden wollende Wälder führte. Die einzige Unterbrechung der Eintönigkeit bestand in Schildern, die vor Wildwechsel warnten, und den gelegentlich aufleuchtenden Lichtern eines anderen Fahrzeugs. Irgendwann schlief Lea ein.
    Als sie wieder erwachte, stand der Wagen still und durch die offene Fahrertür wehte ein frischer Wind herein, der nach Harz und nassem Laub roch. Darunter lag eine feine Spur von Salz.
    Durch halb geschlossene Lider versuchte Lea, einen Blick auf die Welt außerhalb des Vans zu erhaschen. Es schien später Nachmittag zu sein, denn die nur kurz hinter einer dichten Wolkendecke auftauchende Sonne stand schon sehr tief. Ein leichter Regenschauer ging nieder und wusch alle Konturen unscharf. Offensichtlich hatten sie die Schnellstraße verlassen und befanden sich nun am Ende einer Schotterpiste, die von hohem Baumbestand umringt war.
    Unangenehm berührt stellte Lea fest, dass sie sich im Schlaf an Randolf gekuschelt hatte. Er hatte ihr sogar den Arm um die Schultern gelegt wie ein großer Bruder. Mühsam unterdrückte sie den Drang, den Arm abzuschütteln - haftete der Geste doch etwas Fürsorgliches und Unschuldiges an. Hastig suchte ihr Blick Adam, der unverändert dalag, dann schaute sie hinaus durch die Frontscheibe des Vans, vor dem gerade ein mannshohes Gatter wie von Geisthand geschoben aufschnurrte. Am Maschendrahtzaun, der sich zu beiden Seiten zwischen den Bäumen verlor, baumelte ein Schild, dessen rot-weiße Lackierung mit Rostflecken übersät war. Trotzdem konnte Lea die Worte entziffern: Privatgelände - Zutritt untersagt.
    Die Abzäunung machte zwar auf den ersten Blick einen heruntergekommenen Eindruck, trotzdem würde sie jeden Wanderer zu einem Umweg zwingen. Der Stacheldraht, mit dem Gatter und Zaun großzügig bedacht waren, machte eine Kletteraktion unmöglich. Außerdem war das einzip Interessante hinter dem Zaun ein verrotteter Wellhlechhancar. dessen Flügeltüren offen standen und einen Rück auf gähnende Leere boten.Wie ein Haufen vergessener Schrott schmiegte sich der Hangar an den Berg dahinter. Dieser deprimierende Anblick würde niemandes Abenteuerlust beflügeln, da war sich Lea sicher. Warum bloß hatte Adalbert sie in diese Einöde verschleppt? Sie kaute auf ihrer Unterlippe herum, während sie sich einen Reim auf das Ganze zu machen versuchte.
    Während sich das Gatter hinter ihnen wieder schloss, holperte der Van den Schotterweg entlang. Adalbert tippte eine Zahlenfolge ins Handy ein, woraufhin die Rückseite des Hangars zur Seite glitt und einen dunklen Tunnel frei gab, groß genug, dass der Van hineinfahren konnte.
    Die Lichtpegel der Scheinwerfer beleuchteten eine sich in der Dunkelheit verlierende Flucht von grauen Wänden. Bei der Vorstellung, in dieses dunkle Loch zu fahren, während sich hinter ihnen der Ausgang zur Welt schloss, kniff Lea panisch die Augen zusammen. Hervorragend verborgene Tunnel im Niemandsland, die in ein Bergmassiv führten, erweckten ihre Fantasie zum Leben. Doch die klaustrophobischen Bilder, die ihr im Schnelldurchlauf durch den Kopf schössen, waren wenig hilfreich: Sie ließen ihr den kalten Schweiß ausbrechen.
    Tatsächlich neigte sich der Tunnel abwärts. Während der Van seinen Weg in die Tiefe des Berges antrat, stieg es Lea brennend die Speiseröhre hoch. In ihrer Verzweiflung presste sie das Gesicht gegen Randolfs Brust, der ihr beruhigend den Rücken tätschelte, als wäre sie ein kleines Mädchen, das sich gerade vorm schwarzen Mann erschreckt hatte. Als der Wagen

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