Morgenrot
-allerdings lächelte er immer noch, wie sie aufgewühlt feststellte. Im nächsten Moment ärgerte sie sich jedoch über ihre Schüchternheit. Wenn er so unverfroren war, seine Kleidung nicht zu holen, dann konnte sie ihn ja auch bedenkenlos ansehen, dachte sie sich mutiger, als sie sich fühlte. Trotzig ließ sie den Blick über seine mit Sommersprossen übersäten Schultern wandern. Sie erhaschte einen Blick auf seine behaarte Brust, auf der immer noch Wassertropfen hinabrannen, folgte dem dunklen Streifen am eingezogenen Bauch bis zu den angewinkelten Oberschenkeln, die außerordentlich lang und muskulös waren. Die Unterseite seines Schenkels folgte einem kraftvollen Schwung, der noch einmal einen leichten Bogen nach innen machte, ehe er in die Pobacken überging.
»Das Wasser muss sehr kalt gewesen sein«, platzte es aus ihr heraus. Dabei klang sie wie ein Kessel, der Druck ablassen musste, um nicht zu explodieren.
Adam ließ als Antwort lediglich ein zustimmendes Brummen vernehmen, dennoch ermunterte es Lea, um mit dem Zeigefinger an der Unterseite seines Schenkels entlangzufahren. Seine Haut fühlte sich eiskalt an. Unter ihrer Berührung stellten sich sämtliche noch feuchte Härchen auf, als hätte er einen leichten Stromschlag erfahren.
Er stützte seinen Kopf auf dem Oberarm ab, Mund und Kinn verborgen an der Schulter. Aber der Ausdruck der grünen Augen und die deutlich vertieften Lachfalten luden Lea zu mehr ein. Ihre Finger nahmen einen Umweg über die Hüfte, und als sie beim Rücken angelangt waren, legte sie die ganze Handfläche auf und nahm das Heben und Senken seiner Atmung mit ihrem Körper auf.
In diesem Augenblick verspürte sie neben der Erregung, die Adams nackter Körper an ihrer Seite auslöste, eine neue Empfindung ... eine Mischung aus Vertrautheit und Zärtlichkeit. Sie legte ihm die Hand um den Nacken und zog ihn zu sich heran. Zuerst spannte sich seine Muskulatur an, doch dann drehte er sich willig um und legte den Kopf in ihren Schoß.
Behutsam beugte sie sich zu ihm hinab, bis ihre Lippen auf den kühlen, seidigen Widerstand der seinen stießen. Sie hielt einen Moment lang inne und nahm ihn mit allen Sinnen wahr. Sein Duft übermannte sie. Trotz der ersten Wildblumen, die neben den Findlingen blühten, und dem würzig-erdigen Geruch des Seeufers stieg ihr eine klare Note von Schnee in die Nase. Schnee, unter dem sich etwas Lebendiges, Pochendes verbarg. Etwas, das entdeckt werden wollte.
Während ihre Lippen sich erneut trafen, begann Leas Mund bei der sanften Berührung vor Vorfreude zu kribbeln, während ihre Augenlider so leicht auflagen, als träume sie.Als sie den Druck verstärkte, glitten Adams Lippen auseinander, ließen sie ein. Einen Augenblick lang zögerte sie, dann folgte sie der Einladung.
Während seine Lippen wie vom Frost überzogen waren, hatte eine Glut in seinem Innersten alles zum Lodern gebracht. Lea tauchte in die Wärme ein, gab sich ihr hin. Der Kuss war sinnlich und von einer Tiefe, dass sie mit Haut und Haaren an Adam verloren ging. Sie schmeckte und fühlte ihn schmerzlich intensiv. Es strömten so viele Gefühle und Bedürfnisse auf sie ein, dass weder Leidenschaft noch Erregung allein die Oberhand gewinnen konnten. Er schmeckte wie die Erfüllung eines Versprechens, an das sie unauslöschlich geglaubt hatte, seit sie das erste Mal in seinen Bann geraten war. In diesem Augenblick wurde zwischen ihnen ein Band geknüpft, zu dem Worte nicht imstande gewesen wären. Ihn endlich zu küssen war traumhaft erregend, aber auch verstörend, so dass ein Teil von ihr in Tränen ausbrechen wollte.
Adam erwiderte ihren Kuss mit einer Leidenschaft, die sie erschütterte und zugleich trunken machte vor Glück. Er war verspielt und fordernd. Während er sie immer wieder einlud, seinen Mund zu erforschen, die Lippen mit den seinen zu verschmelzen, bedrängte er sie jedoch nicht weiter. Dabei strahlte seine Haut eine Hitze aus, die mehr über seine Wünsche verriet, als ihm gewiss lieb war. Dieser Kuss war sinnlich und noch viel mehr.
Lea war derart versunken in das Spiel ihrer beiden Münder, dass sie nicht einmal auf die Idee kam, die Hände auszustrecken und den Körper des Mannes vor sich zu erkunden. Alles, was sie tun konnte, war, Adam zu küssen und sich darüber hinaus zu bemühen, vor Hingabe nicht den Verstand zu verlieren. Als sie sich schließlich atemlos von seinen Lippen löste, verweilte sie noch einen Augenblick dicht über seinem Gesicht,
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