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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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haben. Vielleicht dass er den Schlüssel, um den Dämon erfolgreich in einen Körper einkehren zu lassen, so gut wie in den Händen hielt. Doch dann waren Akinora und mit ihm die Lösung des drängenden Problems plötzlich verschwunden, und der Kollektor hatte seine Meute von der Leine gelassen, um sich zumindest einen Teil der Beute zu sichern.
    Interessante Objekte für seine Sammlung ... das waren Adam und seinesgleichen also für den Kollektor. Lauter faszinierende Einzelstücke, denn - so viel hatte selbst sie mittlerweile begriffen - ein jeder von ihnen stand für eine einzigartige Eigenschaft. Der Kollektor schnappte sich mit einem Kescher die schönsten Exemplare aus dem Nachtfalterschwarm und sperrte sie in dieses Höhlenlabyrinth ein, wo er sie jederzeit ausgiebig betrachten konnte. Das erklärte auch das Konzert aus verschiedenen Dämonenstimmen, die sie auf dem Weg in ihr Gefängnis eingekreist hatte: Die Sammlung des Kollektors war offensichtlich recht umfangreich.
    Während Lea bei der Vorstellung von unzähligen Höhlenkerkern und ihren halb wahnsinnigen Insassen erschauerte, hielt Adam den Blick unverwandt auf die Gestalt geheftet. Die senkrechte Falte zwischen seinen Augen grub sich mit jedem Augenblick tiefer ein. »Wie hat Megan dich gefunden?«, durchbrach er schließlich die Stille.
    Ein zufriedener Ausdruck breitete sich auf dem entstellten Gesicht des Kollektors aus. Dann stieß er ein glockenhelles Lachen aus, das fremd durch die Höhle hallte. »Ja, man kann sagen, dass sie iemand auf die richtige Spur gesetzt hat. Ein schlauer Jäger, der genau
    wusste, was er tat. Die Sklavin Megan brauchte also nichts weiter zu tun, als den einmal beschrittenen Weg zu Ende zu gehen. Es war einegroße Überraschung, als sie plötzlich an die Tür des Kollektors klopfte. Nun, zumindest führte sie eine hervorragende Visitenkarte mit sich: blutgetränkt, mit einem Tiger darauf, wenn er versteht?«
    Einen Moment lang zögerte der Kollektor, dann stieß er mit der Schuhspitze gegen das Bündel, so dass es mit einem dumpfen Knall auf dem Grund der Höhle aufschlug. Ohne zu zögern, hob Adam es auf und überreichte es Lea. Es enthielt neben einigen Nahrungsmitteln, wie Früchteriegeln, Keksen und einer eingeschweißten Lammfleisch-Salami, auch eine Isomatte und einige Kleidungsstücke.
    Während Adam in eine dunkle Pyjamahose und ein Longsleeve schlüpfte, versuchte Lea krampfhaft, eine eigene Theorie über den Hintergrund ihrer Entführung aufzustellen, doch ihr knurrender Magen machte ihr einen Strich durch die Rechnung: ohne Brennstoff keine Leistung. Punkt. Sie riss eine Packung auf und stopfte sich eine Handvoll Haferkekse in den Mund.
    »Die Sklavin Megan möchte sehr gern zu ihrer alten Herrin zurückkehren, der wundersamen Netzspinnerin Pi«, sagte der Kollektor mit einer Anmut, als rezitiere er ein Gedicht. »Pi ist ein reizvolles Gesamtkunstwerk: ein Ort, eine Strategie - wunderbar zu beobachten. Dazu muss eins gesagt werden: Der Kollektor ist bei seinen Forschungen äußerst bedacht, weshalb er ein Objekt nur dann aus seinem natürlichen Umfeld entfernt, wenn seine Einzigartigkeit dadurch nicht beschädigt wird. Ansonsten begnügt er sich damit, es aus der Ferne zu beobachten - eine anspruchsvolle, aber reizvolle Aufgabe.«
    »Deshalb sperren Sie Adam wohl auch in dieses unterirdische Wildgehege ein.« Lea ignorierte den irritierten Blick, den Adam ihr von der Seite zuwarf. Stattdessen wandte sie sich voll dem Kollektor zu. Gleichzeitig hoffte sie, dass die Kekskrümel an ihrem Kinn ihren mutigen Auftritt nicht schmälerten. »Sie haben doch eben selbst gesagt, dass er hier unten zugrunde gehen wird. Einen natürlichen Jäger einzukerkern muss demnach gegen Ihre Vorsätze verstoßen.«
    Der Kollektor nickte bedächtig. Offensichtlich hatte er gegen einen Disput unter Liebhabern nichts einzuwenden. »Normalerweise hätte der Kollektor ja auch keinerlei Interesse daran gehabt, wenn sich nicht dieses spektakuläre Gesamtgebilde ergeben hätte! So stellt es sich aber nun einmal dar. Natürlich würde er das Raubtier nur zu gern beim Jagen beobachten ...«
    »Könnten wir uns wieder Megan zuwenden?«, unterbrach Adam die sich entspinnende Diskussion gereizt. Der ständige Vergleich mit einem Raubtier schien ihn peinlich zu berühren. Die geröteten Wangen und der unstete Blick verliehen diesem sonst so beherrschten Mann einen Hauch von Unschuld, der Lea berührte. »Megan hat uns beide also ans Messer

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