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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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Maibergs Versagen zur Folge haben würde. Bei dem bloßen Gedanken an Adalberts Bestrafungskünste quiekte Maiberg auf, als habe man ihm bereits einen brennenden Dorn unter die Fußnägel gejagt.
    Während sich seine Vernunftseite eine Debatte leistete, zog es die pervertierte Libido vor, zu handeln. Rasch und ehe jemand Wind von diesem Alleingang bekam.
    Hastig griff sich Maiberg einige der Leuchtstangen, die Randolf zusammen mit dem Generator angeschleppt hatte. Im äußersten Notfall wollte der Kollektor damit versuchen, zumindest etwas Licht in die Dunkelheit zu bringen. Die Betäubungspistole hatte Adalbert ebenfalls zurückgelassen, damit Maiberg gegebenenfalls einen ungestümen Adam zur Räson bringen konnte. So gesehen, war er für eine kleine Höhlenexkursion bestens ausgestattet.
    Seine Libido ließ ihn so schnell agieren, dass die Furcht, unter der er normalerweise dauerhaft litt, gar nicht erst auf dem Plan trat. Es würde ja auch alles ruck, zuck über die Bühne gehen: ein Blick hinter die Felsen, falls nötig ein wenig Licht, und dann nichts wie wieder rauf auf den Vorsprung. Falls das kleine Miststück zu diesem Zeitpunkt schon dahingeschieden sein sollte - sei's drum. War halt nichts zu hören und schon gar nichts zu sehen gewesen. Konnte ja keiner ahnen, dass der Jäger still und heimlich zuschlagen würde. Selbst der Kollektor war von einer atemberaubenden Darbietung im Scheinwerferlicht ausgegangen, nicht wahr?
    Das Schnurren des Gewindes, als der Aufzug hinunterfuhr, versetzte Maiberg kurz in Panik. Was, wenn der Jäger ihn hörte? Kein schönerGedanke, die ganze Nummer war nur durch das Überraschungselement ungefährlich. Plötzlich hörte er ein gerauntes »Bitte«. Schlagartig zerstreuten sich die Sorgen. Hatte Adam da eben wirklich »bitte« gesagt? Worin würde wohl die Folgeleistung für dieses »Bitte« bestehen?
    Maiberg klappte vor Aufregung der Kiefer runter, seine Hände umfassten den Schaft der Betäubungspistole. Leise wie ein Mäuschen schlich er die Felsen entlang, als er plötzlich doch ein platschendes Geräusch verursachte. Er war in eine tiefe Pfütze getreten. Sofort sogen sich die Schuhe mit Wasser voll. Maiberg zog die Oberlippe kraus, dann ging er weiter.
    Kaum wahrnehmbare, aber rhythmische Atemstöße erreichten seine Ohren und gössen ein ganzes Füllhorn sexueller Fantasien aus, eine abscheulicher als die andere.
    Maiberg frohlockte. Ein Mann, der all die Macht des Dämons in sich trug, dort im Dunkeln, scheinbar für sich allein. Der all das tat, wovon er selbst nur träumte - nichts auf der Welt hätte verlockender sein können. Besonders da er, Maiberg, Zeuge all dieser Unaussprechlichkeiten werden würde, weil er die Macht besaß, in dieses Universum einzudringen ... Allein diese Vorstellung setzte den schmalen Mann fast in Ekstase.
    Gerade als er den äußersten Felsen tastend umrundet hatte, verklang das Atmen in einem stockenden Höhepunkt. Ein feines Schnauben, gefolgt von einem noch feineren Lachen drang zu ihm herüber. Ein Frauenlachen. Ein Frauenlachen? Beinahe riss es Maiberg von den Füßen. Einen Augenblick lang schob er die Schuld daran auf das Zusammenbrechen seiner Fantasiewelt. Dann erkannte er, dass der Grund dafür in der Wirklichkeit zu suchen war. Unter seiner rechten Sohle hatte sich ein Riss aufgetan, der ihn fast um sein Gleichgewicht gebracht hätte.
    Maiberg spie ein Geräusch aus, als würde einem Luftballon pfeifend die Luft entweichen. Mit Mühe konnte er eine Hand von der Pistole lösen und eine der Leuchtstangen hervorholen.Vor ihm in der Dunkelheit herrschte Stille. Seine Hände waren so schwitzig, dass ihm der Kunststoffstab dabei fast entglitten wäre. Elender mieser Verräter, tobte es in ihm. Wobei nicht sicher gesagt werden konnte, ob er nun Adam oder sich selbst beschimpfte.
    Schemen schienen in der undurchdringlichen Schwärze umherzuhuschen, aber sie verursachten nicht einmal einen Windhauch.
    Beim dritten Versuch gelang es Maiberg endlich, den Leuchtstab an seinem Oberschenkel zu zerbrechen. Ein fahles grünes Glimmen beleuchtete mehrere Meter mit Gesteinsbrocken übersäten Boden. Außerdem ein Paar nackte Füße, über denen sich der Saum einer Pyjamahose wellte.
    Bevor Maiberg diese weitere Enttäuschung verkraften konnte, war Adam schon so dicht bei ihm, dass er nur noch den Arm ausstrecken musste, um dem überraschten Voyeur die Kehle zu zerdrücken. In dem Moment, als auch Adams vor Zorn erstarrtes Gesicht in grünes

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