Morgenrot
wie eine Flut aus und löschte das feurige Verlangen, sich zu ergeben.
»Liebstes«, flüsterte Adam zwar zärtlich, dennoch einen verräterischen Hauch zu besitzergreifend. Dabei versenkte er das Gesicht in ihren Haaren, nur um gleich wieder aufzutauchen und mit der Zungenspitze die Nackenwirbel entlangzufahren.
Ein feiner Stromschlag durchfuhr sie und ließ sie nach Luft schnappen, während sie in Adams Umarmung zurückkehrte. Eine schreckliche Erkenntnis nahm Gestalt an: TrotzAdams Nähe war das Locken des Dämons für einen Moment lang stärker gewesen. Beinahe hätte der Dämon sie mitgenommen ... wie ein Kind, das an der Hand eines Fremden mitging. Während Adam seinen Körper an ihrem rieb und seine Hände über ihre Hüften wanderten, erschrak Lea über die Macht des Dämons.
Langsam umkreiste Adam sie, bis er genau vor ihrem Gesicht zum Stehen kam. Sie spürte seinen Atem auf ihren Wangen. Seine Finger liebkosten ihr Schlüsselbein, dann überflogen seine Hände die Konturen ihres Körpers. Mit einer fließenden Bewegung streifte er ihr die Strickjacke von den Schultern, und sie seufzte. Noch eine Sekunde länger und sie wäre verglüht.
Adams Blick war auf ihr Gesicht gerichtet. Sie konnte die Erwartung und die Lust in diesen grünen Augen erkennen. Doch sie war viel zu überwältigt, um den Blick direkt zu erwidern. Seine Berührungen, sein Duft und die berauschend schönen Konturen seines Gesichtes stürzten sie in einen Sinnestaumel. Langsam schloss sie die Augenlider. Ihre Lippen öffneten sich einen Hauch und fanden im nächsten Augenblick Adams. Einladend kamen sie ihr entgegen. Trotzdem war da ein kurzes Zögern - einenAtemzug lang -, als horche er in sich hinein. Dann erwiderte er den Kuss mit einer Leidenschaft, die Lea zu übermannen drohte. Seine Hand vergrub sich in ihrem Haar, und er spannte es um seine Finger. Sein Arm umfing ihre Taille, presste sie an sich, als wolle er mit ihr verschmelzen, die letzte Distanz überbrücken.
Ich habe dich erkannt, du bist mein.
Der Kuss war eine Aufforderung, der Befehl, Einlass zu gewähren. Zu akzeptieren. Alles in Lea ging in Flammen auf. Wie Widerhaken bohrten sich ihre Finger in Adams Fleisch, gleichgültig wo sie sich hineingruben. Hauptsache, er konnte ihr nicht entkommen. Ein Grollen stieg ihre Kehle empor, ein uralter Schlachtruf. Sie riss die Augen auf, und die Dunkelheit um sie herum wich dem Glühen, das ihr Innerstes heimgesucht hatte.
Da war Adam, direkt vor ihr. Still, abwartend. Das Gesicht wie leer gewischt.
Lea griff in sein Haar, zerrte den Kopf zur Seite und keuchte auf.Wartete darauf, dass die Stimme des Dämons sich verdichtete, ihr Anweisungen zuraunte. Dann erkannte sie das Ziel: Unter Adams Haut pulsierte Leben, ein anderes Leben. Es gehörte Lea. Sie musste es sich nur nehmen, erobern. Wer neugeboren werden will, muss auch gewillt sein, zu zerstören.
Blindlings grub Lea ihre Zähne in Adams Fleisch, gleichgültig ob sie ihn damit verriet. In diesem Augenblick brach der letzte Damm, und der Dämon schlug über Lea wie eine Flutwelle zusammen. Ein Wirbel aus phosphoreszierendem Blau riss sie in die Tiefe, verkehrte das Oben mit dem Unten. Eine neue Welt tat sich auf, schillernd unter der Wasseroberfläche. Sie löste Lea auf, verschlang sie, nahm sie in sich auf.
Im Auge des Strudels hielt die Zeit auf einmal an.
Wen willst du, Lea ?
Dich ... Adam.
Dann solltest du ihn rufen.
Und Lea rief.
Ihre Lungen füllten sich mit Wasser. Sauerstoff zersprengte in tausend aufsteigende Blasen. Schlieren, verwischend, wirbelnd. Ein Mahlstrom, aus dessen schwarzer Tiefe die Hand eines Unsichtbaren nach ihr zu greifen versuchte, um sie mit hinabzureißen. Die Berührung brannte wie Eis, war schnell und bestimmt. Sie packte Lea so fest, als wolle sie ihr ein Zeichen in die Haut stanzen. Mit jedem Meter, den sie vom Wasserspiegel fortgezerrt wurde, spürte sie, dass diese Hand mit ihr verschmelzen wollte. Sie würde sie nicht nur mit in ihr Reich nehmen, sie würde Lea in ihr Herrschaftsgebiet verwandeln.
Da sah Lea einen Ankerpunkt in diesen blauen Wirren. Etwas, das verlockender war als dieser berauschende Sog. Ein Blick aus grünen Augen, ganz schmal vor Lachen. Die Erinnerung kehrte zurück und mit ihr die Liebe und das Sehnen nach etwas, das lebendiger war als die Unendlichkeit. Lea presste die Augen zusammen und schrie mit letzter Kraft erneut Adams Namen.
Jäh fand sie sich atemlos am Ufer wieder, allein, die tosende Brandung
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