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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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bedrohlich ihre Kehle hochstieg. Aber dass Adam die nächtlichen Besuche wie einen lästigen Zwang, wie eine Peinlichkeit darstellte, war mehr, als sie ertragen konnte.
    »Ich habe dich nicht eingeladen, zu mir zu kommen«, gab sie deshalb zornig zurück.
    Adam quittierte den Seitenhieb mit einem Blinzeln, dann rieb er sich die Augen und nahm eine entspanntem Haltung ein. »So habe ich das nicht gemeint. Es ist nur schwierig, das Ganze zu erklären, denn ich verstehe es selbst nicht so recht. Vielleicht hätte ich doch auf Etiennes Rat hören sollen: nicht denken, nicht reden, sondern handeln. Nun wird alles zusehends komplizierter.«
    Völlig unerwartet streckte Adam ihr seinen Arm entgegen, und ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, ging Lea auf ihn zu. Er legte ihr den Arm um die Hüfte und zog sie langsam an sich, so dicht, dass sie seinen gefrorenen Atem auf ihren Lippen spüren konnte. Unwillkürlich dachte sie an den Duft von Jasmin - süß und blumig. Aber darunter verbarg sich etwas anderes: Es roch lockend, dunkel, nach erhitzten Körpern, die in Bewegung waren. Und während Lea betört die Augen schloss und ihr Körper sich ganz selbstverständlich so nah wie möglich an Adam anschmiegen wollte, gab er sie abrupt frei und trat zur Seite.
    Unerreichbar fern.
    Es dauerte verstörend lange, bis sie ihre Enttäuschung einigermaßen überwunden hatte. »Wozu genau hat Etienne dir denn geraten?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    Adam war inzwischen noch weiter von ihr abgerückt. Auch er war atemlos, und seine Hände umfassten das Brückengeländer, als suche er nach Halt. »Du musst wissen, dass wir nie längere Zeit in menschlicher Gesellschaft verbringen. Ich meine, in engeren Bindungen. Außerdem neigen viele zu ausgeprägtem Revierverhalten.« Adam lachte leise, während er behutsam seine Schulter betastete. »Vermutlich hängt unser einsames Dasein damit zusammen, dass der Dämon nicht auf Vervielfältigung drängt. Natürlich setzt sich immer wieder mal jemand darüber hinweg, auf der Suche nach Abwechslung, aus Neugierde oder was weiß ich. Aber fast immer misslingt die Verwandlung, denn die wenigsten Körper sind in der Lage, langfristig eine Symbiose mit dem Dämon einzugehen. Der Dämon breitet sich zu rasch aus. Und manchmal auch zu langsam ...«
    Leichter Schneefall hatte eingesetzt und Lea sah, wie die Flocken unversehrt in Adams Haaren und eine einzelne auf seiner Nasenspitze liegen blieben. Ihr ganzer Körper bebte mittlerweile, aber sie konnte nicht sagen, ob vor Kälte oder vor Entsetzen. Adam machte eine rasche Bewegung auf sie zu, um sofort wieder auf Distanz zu gehen. Er hatte ihr seinen Wollmantel um die Schultern gelegt, und Lea versuchte, nicht an die dunklen Flecken im Stoff zu denken.
    Schließlich warf er ihr einen fragenden Blick zu, und obschon sich ihre Kehle angstvoll zuschnürte, nickte sie ihm auffordernd zu. Trotzdem zögerte Adam. Fast schien es, als wolle er sich lieber erneut abwenden und, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, fortgehen, als nur einen Augenblick länger in ihrer Nähe zu bleiben. Unsicher streckte Lea die Hand aus und berührte seinen Arm. Adam schloss die Augen, und sie erkannte an der Anspannung seiner Gesichtszüge, die tiefe Schatten in die Haut zeichneten, wie sehr er mit sich kämpfte.
    »Die beste Voraussetzung für eine Verwandlung besteht darin, dass es den Dämon zu einem Menschen hinzieht«, sagte Adam schließlich mit kaum hörbarer Stimme. »Aber es kann auch über den reinen Wunsch, einen Menschen zu beherrschen, hinausgehen. Das kommt sehr selten vor, doch manchmal macht der Dämon einem einen Menschen zum Geschenk ... Es ist sehr schwierig, das zu erklären. Die Worte ziehen das Verlangen ins Lächerliche ... Wenn der Dämon einen Menschen begehrt, dann spürt man es mit jeder einzelnen Zelle, es reißt an einem, unwiderstehlich. Es ist, als brenne und ertrinke man gleichzeitig.«
    Unvermittelt hielt er inne und warf Lea einen fiebrigen Blick zu, der sie zurückweichen ließ. »Als ich dir in die Augen gesehen habe, habe ich dich erkannt. Hat der Dämon dich erkannt. So nennen wir es, wenn wir ein Geschenk des Dämons empfangen: erkennen.«
    »In der Bibel bedeutet >erkennen<, mit jemanden zu schlafen«, brach es aus Lea hervor, und sie war froh, über etwas Bekanntes in diesem Irrsinn gestolpert zu sein.
    Adam lachte leise. »In diesem Fall wäre vereinigen wohl passender. Der Dämon in mir wünscht sich nichts dringender, als dass ich

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