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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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internationalen Konzern? Hast du vielleicht ein Geheimnis aufgedeckt, mit dem du diesen Mann an die Leine gelegt hast?«
    Leas Mund klappte auf, aber es kam keine passende Antwort heraus. Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie mit weiblicher Eifersucht konfrontiert und war zutiefst schockiert. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die sich viele Gedanken um ihre äußere Erscheinung machten und wäre niemals auf die Idee gekommen, sich kokett zu verhalten, um einen Mann um den Finger zu wickeln. In Jaznas Augen war sie nun mit einem Mal nichts als eine kleine, unscheinbare Studentin, die eigentlich nicht einmal davon träumen durfte, das Interesse eines Mannes wie Adam zu erregen. Sie spürte Empörung in sich aufsteigen, aber ebenso eine Spur von Unsicherheit. Aus dieser Perspektive hatte sie ihre Beziehung zu Adam nie betrachtet.
    Adam nickte ihnen kurz zur Begrüßung zu, dann stellte er sich an Leas Seite.
    »Wir sind uns doch bei Professor Carriere begegnet, richtig?«, fragte Jazna rasch, bevor Adam sich abwenden konnte. Sie streckte die Hand aus und berührte seine Schulter. »Ich kann mich jedenfalls noch sehr gut daran erinnern.«
    »Tatsächlich?« Adam legte den Kopf leicht schief.
    »Ja, und besonders gut erinnere ich mich daran, dass ... Wie soll ich es sagen?« Jazna trat dicht vor Adam und lächelte. Langsam ließ sie ihre Hand von seiner Schulter zu seinem Oberarm wandern, ohne dass dieser Anstalten machte, sie abzuschütteln. Dann beugte sie sich vor und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Leas Magen zog sich mit einem Stechen zusammen, während sich in ihrem Inneren eine Taubheit ausbreitete, als wäre etwas in ihr abgestorben. Obwohl die beiden nur eine Armlänge von ihr entfernt standen, hatte sie aufgehört zu existieren. Dann sah sie inAdams Gesicht, und vor Schrecken entwich ihr die Luft aus den Lungen. Ein fremder Glanz hatte sich auf seinen Zügen ausgebreitet, ein kühles Interesse, als prüfe er ein verlockendes Angebot. Die verhaltene Gier in seinen Augen, die plötzlich so fremd erschienen, schockierte Lea
    Abrupt trat Adam einen Schritt zurück und blinzelte benommen.Was immer auch gerade sein Wesen bestimmt hatte, es war spurlos verschwunden. Sein Blick fand Lea, und sie erkannte darin eine Bestürzung, die sie kaum begriff.
    Ehe die zurückgewiesene Jazna erneut die Hand nach ihm ausstrecken konnte, umschlang Adam Leas Hüften. »Es tut mir leid, aber ich kann mich wirklich nicht erinnern«, sagte er mit einer überraschend festen Stimme. »Wahrscheinlich habe ich an diesem Abend nur Augen für Lea gehabt. So ist es doch immer.« Dann gingen sie gemeinsam die Treppe hinunter.
    Lea gewöhnte sich schnell daran, einen zweiten Schatten zu haben. Allerdings machte ihr das andauernde Wechselbad der Gefühle zu schaffen, in das Adams wortloses Kommen und Gehen sie stürzte. Oft fühlte sie sich wie betäubt: Wenn er fort war, wurde sie beinahe hysterisch vor Furcht, dass er nicht zurückkehren könnte. In seiner Gegenwart indessen befürchtete sie stets, dass er sie plötzlich mit Jaznas Augen sehen könnte und sie verließ. Davor graute ihr unendlich viel mehr als vor der Möglichkeit, dass Adam dem Drängen des Dämons nachgeben und sie verwandeln könnte.
    Adam hingegen hatte sich vollkommen in seiner Schweigsamkeit eingerichtet und war zufrieden, in Leas Nähe zu sein und sie zu beobachten. Er passte sich widerspruchslos ihrem Alltagsleben an und zeigte nicht das geringste Interesse, eine eigene Note einzubringen.
    Die gemeinsam verbrachten Tage verführten nicht gerade zum Träumen, denn sie waren durch und durch unromantischer Natur. Es gelang Lea höchstens, Adam eine Reaktion zu entlocken, indem sie herzhaft in einen Apfel biss. Vor Essen graute es ihm. Er war sich jedoch nicht zu schade, Zeuge ihrer stockend vorgetragenen Bestellung im Gemüseladen zu werden und anschließend ihren wütenden Blick auszuhalten, weil er sich erst eine halbe Ewigkeit später dazu bemüßigt fühlte, die zähe Feilscherei zu übernehmen. Exakt einen halben Schritt hinter ihr hergehend, so, als müsse er sie stets im Auge behalten, trug er die Einkäufe die Treppen nach oben und ignorierte gelassen ihren wachsenden Zorn.
    Während Lea mit eispickelgleichen Fingerspitzen auf die Tastatur einhackte, dass es nur so knallte, las Adam ihre Arbeit Korrektur und versah den Rand der Papiere mit Notizen in seiner eleganten Handschrift. Zumindest werde ich meinen Abgabetermin einhalten können, dachte sie gereizt und

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