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Morgenrot

Morgenrot

Titel: Morgenrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Heitmann
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schrillte ihr schmerzhaft in den Ohren. Nach einiger Zeit war sie sich nicht mehr sicher, ob es sich um Lachen oder Schreien handelte, nur dass es außer Kontrolle und gleichzeitig befreiend war. Sie sah sich selbst dastehen, die Arme um den Bauch geschlungen, die Schultern nach vorn gekrümmt, der Rücken bebend. Und mit einem Mal endete es so abrupt, wie es angefangen hatte. Lea holte tief Luft und öffnete ihren Parka, denn ihr war unendlich heiß.
    »Damit habe ich schon eher gerechnet«, sagte Adam ungerührt und richtete den Blick wieder auf die schlingernden Eismassen.
    »Du warst heute Nacht nicht das erste Mal in meinem Zimmer, nicht wahr?«, brachte Lea stockend hervor.
    »Nein. Ich war jede Nacht bei dir, seit ich dich das erste Mal getroffen habe.« »Wenn ich allerdings nicht in solch einem desolaten Zustand gewesen wäre, dann hättest du mich auch dieses Mal nicht bemerkt. Aber vielleicht ist es so auch das Beste. Wer weiß, wie lange ich das Ganze noch ertragen hätte. Etienne saß mir deshalb schon unentwegt im Nacken ...«
    »Halt, zu viel Information auf einmal«, unterbrach Lea ihn, um dann abermals hysterisch zu lachen. Adam wartete ab, bis sie sich wieder gefasst hatte. »Stressabbau«, sagte sie entschuldigend, sich hilflos über das verschwitzte Gesicht wischend. »Habe ich dich richtig verstanden: Professor Carriere ist ebenfalls ... infiziert?«
    Adam nickte.
    »Das kann doch nicht sein! Er unterrichtet tagsüber!«
    »Lea, beruhige dich und denk nach. Der Dämon ist dazu imstande, schwere Verletzungen innerhalb kürzester Zeit zu heilen, und da soll ihm das Tageslicht etwas anhaben können?«
    »Zeig mir deine Fangzähne!«
    »Ich muss dich leider enttäuschen. Diese Art von Geschichten kannst du getrost vergessen. Alles nur Folklore«, sagte Adam.Trotzdem schenkte er ihr ein breites Lächeln, bei dem eine Reihe weißer, allerdings vollkommen normaler Zähne aufschimmerte.
    Lea war fast ein wenig enttäuscht. »Wer noch?«
    »Reichen Etienne und ich dir denn nicht?«, fragte Adam mit einer Mischung aus Belustigung und Ungeduld.
    »Warum wolltest du mir dein Geheimnis erzählen? Das wolltest du doch, oder? Und warum will Carriere das? Du sagst, er dränge dich dazu.«
    »Was für eine Art von Kreuzverhör wird das hier eigentlich? Ich denke, wir sollten noch ein wenig spazieren gehen, damit du dich beruhigen kannst.«
    Ein gereizter Ton hatte sich in seine Stimme geschlichen, der Lea verängstigte und zugleich herausforderte: »Wirst du mich beißen?«
    »Verdammt, Lea!«
    Blitzschnell wandte Adam sich ab und lief mit langen Schritten über die Brücke davon. Als sie ihm folgen wollte, glitt sie aus und stürzte seitwärts in einen Schneehaufen. Der mühsame Versuch, sich zu befreien, ließ ihre Glieder nur tiefer versinken. Plötzlich packten sie Adams kräftige Arme, und mit einem Ruck zog er sie auf die Füße. Lea konnte gar nicht schnell genug darauf reagieren, da lehnte er bereits wieder rücklings am Brückengeländer, die Arme vor der Brust verschränkt, sie eingehend beobachtend. Dabei entging ihr nicht der verächtliche Zug um seinen Mund.
    Mit einer fahrigen Geste strich sie sich den Schnee von der Kleidung. »Was hast du nur bei mir gewollt?« Obwohl sie die Frage laut stellte, war sie eigentlich eher an sie selbst als an Adam gerichtet.
    »Ich sagte es doch schon, es zieht mich zu dir hin. Nach dem Zusammenstoß mit dieser verdammten Söldnerin heute war ich verletzt und durcheinander. Ich habe mich einfach treiben lassen, und ehe ich mich wieder im Griff hatte, warst du schon wach und außerdem ausgesprochen neugierig. Normalerweise höre ich an deiner Atmung, wie tief du schläfst«, schob Adam mit einem verschlossenen Gesichtsausdruck nach. Dabei musterte er ausgiebig den zerwühlten Schneehaufen, aus dem er sie herausgefischt hatte. Das Geständnis bereitete ihm sichtlich Mühe, aber ganz und gar nicht auf eine schwärmerische Art, wie Lea sich unglücklich eingestand.
    »Was meinst du mit >es zieht dich zu mir hin    »Wo denkst du hin! Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als in überhitzten Löchern schlafenden Studentinnen beim Atmen zuzuhören.« Adam gab sich keine Mühe, den Hohn in seiner Stimme zu unterdrücken. Das frustrierte Schnaufen, das folgte, verletzte Lea allerdings noch mehr. Nicht dass sie mit einer Liebeserklärung gerechnet hätte, während ihr vor Kälte die Zähne klapperten und eine weitere Lachsalve

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